10.11.2021

Nachbericht zum Online-Vortrag "Long-COVID und Chronic Fatigue Syndrome (CFS) – Abgrenzungen und Überschneidungen"

Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen: „Long-COVID und Chronic Fatigue Syndrome (CFS) – Abgrenzungen und Überschneidungen"

Berlin, 08.11.2021. Der zweite Teil der Online-Vorträge der Oberberg Gruppe läuft unter dem Titel „Die COVID-19-Pandemie – Quo vadis?“. Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen, ärztliche Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie Fachärztin für Hämatologie, Onkologie und Fachimmunologie, sprach in ihrem Vortrag über Long-COVID und das Krankheitsbild Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrom (ME/CFS), das durch COVID-19, aber auch durch andere Infektionen hervorgerufen werden kann. Der Vortrag und die anschließende Diskussion wurden online von über 1.100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Fach- und Laienkreisen verfolgt.

 

Long-COVID

Der Überbegriff Long-COVID umfasst etwa 200 Symptome, unter denen Patientinnen und Patienten infolge einer COVID-19-Infektion leiden können. Zu den wichtigsten, die immer wieder berichtet werden, gehören Fatigue, Atembeschwerden und kognitive Symptome (von Patienten oft als „Brain Fog“ bezeichnet).
In Deutschland wurde kürzlich eine Kohortenstudie der Universität Dresden in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut auf Basis von Krankenkassendaten veröffentlicht, die Daten von über 150.000 an COVID-19 Erkrankten, darunter auch fast 12.000 Kinder, umfasst. Es wurde untersucht, welche Symptome und Diagnosen in Folge einer COVID-19-Infektion gehäuft auftreten. Um dies zu beurteilen, wurde die Gruppe der Erkrankten mit einer Kontrollgruppe verglichen. Erfasst wurden dabei Symptome, die im Abstand von mehr als drei Monaten nach der COVID-19-Infektion bei den Patientinnen und Patienten dokumentiert wurden. In der Studie sind 13 Diagnose-/Symptomkomplexe erfasst worden, darunter neurologische oder psychische Symptome, Schmerzen oder den HNO-Bereich betreffende Symptome. Nach einer COVID-19-Infektion bestand für nahezu alle untersuchten Symptome ein erhöhtes Risiko. Auch Kinder waren nach COVID-19-Infektion von fast allen Symptomen betroffen. Es scheint, als wären sie doch häufiger von Long-COVID betroffen, als zunächst vermutet.

 

ME/CFS
Prof. Dr. Peter Berlit erläuterte, dass schwere neurologische Manifestationen bei ambulanten COVID-19-Patientinnen und -Patienten eher selten auftreten. Wenn Patientinnen und Patienten stationär behandelt werden und neurologische Symptome auftreten, was etwa auf jeden fünften Patienten dieser Gruppe zutrifft, verschlechtert dies die Prognose. Zu den häufigsten schweren Manifestationen zählen diffuse Schädigungen des Gehirns (Enzephalopathien), Entzündungen des Gehirns und Rückenmarks (Enzephalomyelitiden) sowie Schlaganfälle (zerebrovaskuläre Komplikationen). Dabei handelt es sich nur in Ausnahmefällen um direkt viral verursachte Manifestationen. Häufiger spielt die Virus-getriggerte Aktivierung des Immunsystems mit massiver Entzündungsreaktion, einer überschießenden Immunantwort (sog. „Zytokinsturm“) und Autoantikörperbildung, sowie einer Aktivierung des Gerinnungssystems (Koagulopathie) eine Rolle.

 

Der Vortrag von Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen ist in Kürze in der Mediathek der Oberberg Gruppe abrufbar:
https://www.oberbergkliniken.de/veranstaltungsreihe-pandemie-und-psyche/mediathek


Die Online-Vorträge mit hochkarätigen Expertinnen und Experten verschiedener Fachgebiete laufen bis zum 10. November 2021. Jeden zweiten Mittwoch von 18:30 bis 20:00 Uhr können Interessierte die Vorträge über Zoom kostenfrei verfolgen.


Vorschau
Die nächste und zugleich letzte Veranstaltung in dieser Reihe folgt am 10. November 2021 um 18:30 Uhr mit Frau Prof. Dr. Alena Buyx, Technische Universität München, zum Thema „Ethische Fragen in der COVID-19-Pandemie“ und Herrn Prof. Dr. Dr. Karl Lauterbach, MdB (SPD), zu „COVID-19-Pandemie: Gegenwärtiger Stand und Zukunftsperspektiven“. Die Moderation übernehmen Prof. Dr. Dr. Matthias J. Müller, Berlin, und Prof. Dr. Mathias Berger, Freiburg.

Die Online-Vorträge sind von der Ärztekammer Berlin mit 2 CME-Punkten pro Teilnahme akkreditiert, die wissenschaftliche Leitung liegt bei Prof. Dr. Dr. Matthias J. Müller (Berlin).

 

Über die Oberberg Gruppe: Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten Deutschlands. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden Therapeuten und Selbsthilfegruppen.


Buch-Neuerscheinung: „Psychische Erkrankungen – und die Auswirkungen einer Pandemie“
Das im Elsevier Verlag 2021 erschienene Buch „Psychische Erkrankungen – und die Auswirkungen einer Pandemie“, herausgegeben von Matthias J. Müller und Mathias Berger, bietet die Möglichkeit, sich mithilfe ausgewiesener Expertinnen und Experten in wissenschaftlich fundierter und zeitgleich gut verständlicher Weise einen Überblick über die Charakteristika der wichtigsten psychischen und psychosomatischen Erkrankungen von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern zu verschaffen: https://shop.elsevier.de/psychische-erkrankungen-und-die-auswirkungen-einer-pandemie-9783437217029.html

 

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