Eine Dysthymie (Dysthymia) ist eine anhaltende depressive Störung, die Betroffene insbesondere durch ihre lange Dauer stark belastet. Sie wird auch „chronische Depression“ genannt, da eine Dysthymie über mindestens zwei Jahre auftritt. Betroffene leiden häufig über Wochen unter depressiver Stimmung und weiteren Symptomen, erfüllen aber nicht das volle Bild einer depressiven Episode. Sie haben nach Tagen von starker Erschöpfung und depressiver Stimmung auch wieder „normale“ Tage, an denen es ihnen verhältnismäßig gut geht.  In der Regel können Betroffene ihren Alltag noch bewältigen. Die Oberberg Kliniken bieten verschiedene Behandlungsansätze bei Dysthymie, bei denen Betroffene dabei unterstützt werden, ihre Lebensqualität und Lebensfreude zurückzuerlangen.

Symptomatik Symptome einer Dysthymie

Das Hauptsymptom einer Dysthymie ist die depressive Verstimmung (an mehreren Tagen). Die Verstimmung muss über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren auftreten und kann bis zu mehreren Jahren andauern. Zu der depressiven Verstimmung kommen mindestens zwei oder mehr dieser (Neben-)Symptome:

  • Erschöpfung
  • Anstrengung
  • Freudlosigkeit
  • Grübeln
  • Klagen
  • Gefühle der Unzulänglichkeit
  • Schlaflosigkeit oder übermäßiger Schlaf
  • Geringer oder übermäßiger Appetit
  • Energiemangel
  • Müdigkeit
  • Geringes Selbstvertrauen
  • Konzentrationsstörungen
  • Schwierigkeiten Entscheidungen zu treffen
  • Hoffnungslosigkeit

Betroffene haben auch Episoden, die Tage oder Wochen andauern, in denen ihr Befinden gut ist.

 

Diagnostik Diagnostik einer Dysthymie

Für die Diagnosestellung der Dysthymie ist eine Untersuchung durch eine/n Psychiater/in oder eine/n Psychotherapeuten/Psychotherapeutin erforderlich. Dabei werden verschiedene Aspekte abgefragt, wie beispielsweise körperliche und seelische Beschwerden, der Zeitraum, in dem die Symptome auftauchten, andere Erkrankungen, Erkrankungen der Familie und weitere Indikatoren.

 

Prävalenz Häufigkeit der Dysthymie

Die Lebenszeitprävalenz (relative Häufigkeit) einer Dysthymie liegt bei 2%- 2,5%. Das bedeutet, dass etwa 2% der Menschen im Laufe ihres Lebens an einer Dysthymie erkranken. Frauen erkranken wesentlich häufiger als Männer an einer Dysthymie.

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Abgrenzung zur Depression Abgrenzung der Dysthymie zu einer Depression

  • Die Dysthymie hat einen chronischen Krankheitsverlauf, wohingegen der Verlauf einer Depression episodisch ist.
  • Eine Dysthymie erfüllt nach dem internationalen ICD-10-Diagnosesystem nicht die Schwere und Fülle der Symptomatik einer Depression. Sie gehört klassifikatorisch jedoch zu den „Depressiven Zuständen“, welche sich hinsichtlich Schweregrad, Dauer, Verlauf und Persistenz unterscheiden.
  • Die Dysthymie ist insbesondere durch die lange Dauer von mindestens zwei Jahren für Betroffene sehr belastend. Eine depressive Episode kann von kürzerer Dauer sein.

 

Ätiologie Entstehung einer Dysthymie

Ein weitläufig anerkannter Erklärungsansatz zur Entstehung einer Dysthymie ist das sogenannte Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Dieses erklärt die Genese psychischer Störungen durch die Kombination der Vulnerabilität einer Person, und der von ihr erlebten Stressereignisse.
Auf Basis des Vulnerabilitäts-Stress-Modells werden neurobiologisch-psychosoziale Faktoren als Ursachen einer Dysthymie verstanden. Eine genetische Disposition, Persönlichkeitseigenschaften, physikalische Aspekte (z.B. Lichtmangel) und psychosoziale Belastungen (z.B. belastende Lebensereignisse) wirken auf das Neurotransmittersystem (System der Botenstoffe im Gehirn) und können zu der depressiven Symptomatik einer Dysthymie führen.

Aus einer der Sichtweise der Systemischen Therapie, erfüllt die Symptomatik einer Dysthymie oder depressiven Episode eine Funktion: sie dient der Stabilisierung eines gefährdeten (Familien)systems.

Im Kontext einer Dysthymie treten häufig besondere familiäre Muster auf: So ist die Beziehung zu den eigenen Eltern bei Betroffenen einer Dysthymie häufig konfliktreich und unharmonisch. Zum Beispiel können Loyalitätskonflikte des Kindes zu den beiden Elternteilen auftreten. Deshalb kann es vorkommen, dass sich ein Elternteil beschützend gegenüber dem Kind verhält, während der andere sich herabsetzend verhält. Dies ändere sich jedoch immer wieder und führt so zu Problemen von "Nähe und Distanz" für das Kind. In späteren Partnerschaften kann es bei Betroffen wieder zu Schwierigkeiten in diesem Bereich kommen. Die depressive Symptomatik nimmt nicht selten dabei die Funktion ein, auf die schwierige Lage zu reagieren: Die Dysthymie tritt als „Lösung“ der Konflikte auf, weil sich Beziehungsdynamiken dadurch verändern können oder aufrechterhalten werden. Natürlich treten dadurch meist neue Probleme auf. An dieser Stelle sollte eine Therapie einsetzen. Sie sollte den „Sinn“ der Symptomatik verstehen und alternative Lösungen erarbeiten, die das ursprüngliche Problem angehen, ohne das Auftreten von depressiven Symptomen notwendig zu machen.

Therapie Therapie einer Dysthymie

Medikamente: Studien haben gezeigt, dass der Einsatz von Antidepressiva in der Behandlung von Dysthymien effektiv ist.

Kombinierte Behandlung: Die besten Therapieerfolge bei einer Dysthymie zeigte in Studien eine Kombination aus Psychotherapie und Psychopharmaka

Psychotherapie: Zur Behandlung einer Dysthymie können verschiedene Verfahren der Psychotherapie eingesetzt werden. Die Kognitiv-Behaviorale Psychotherapie und die Interpersonelle Psychotherapie konnten in Studien bei circa 40% der Betroffenen zu einer deutlichen Besserung führen.

  • Das psychotherapeutische Behandlungsverfahren CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy) wurde extra zur Behandlung von langanhaltenden depressiven Störungen entwickelt. Es ist Studien zufolge insbesondere für Patientinnen/Patienten mit einer Präferenz für eine Psychotherapie wirkungsvoll, in Kombination mit Medikamenten, bei längerer/intensiver Therapiedauer (über 18 Sitzungen) und bei frühen Traumatisierungen. Es ist auch wirksam, wenn Betroffene nicht auf Medikamente angesprochen haben, weitere komorbide Störungen haben, stationär oder in einem Gruppensetting behandelt werden.
  • Bei einer Systemischen Psychotherapie können ungünstige Denkmuster aufgedeckt werden und alternative Lösungen für das bestehende Problem der/des Betroffenen gefunden werden, sodass sich die Symptomatik reduziert. Dabei werden die Beschwerden nicht als pathologische Symptome angesehen, sondern als steuerbares Verhalten. Als besonders wichtig empfunden wird, dass der/die Betroffene selbst entscheidet was für ihn/sie persönlich hilfreich ist. Er/sie erhält viel Eigenverantwortung, Entscheidungsfreiheit und wägt den Nutzen einer neuen Lösungsmöglichkeit ab, wobei der/die PsychotherpeutIn beratend zur Seite steht, ohne zu überfordern.

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Komorbiditäten Dysthymie in Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen

Zu einer bestehenden Dysthymia können gleichzeitig andere psychische Erkrankungen auftreten. Dann spricht man von „Komorbiditäten“. Die häufigsten sind folgende:

Krankheitsverlauf Verlauf einer Dysthymie

Der Beginn einer Dysthymie wird häufig in der späten Adoleszenz beobachtet. Bei einem frühen Erkrankungsbeginn besteht ein erhöhtes Risiko einer Chronifizierung der Dysthymie. Das durchschnittliche Alter der Ersterkrankung liegt bei ungefähr 30 Jahren.

Der Krankheitsverlauf der Dysthymie ist langanhaltender als beispielsweise bei einer Depression. Ebenso ist das Risiko eines Rückfalls bei der Dysthymie höher als bei einer Depression. Partnerschaftliche Beziehungen gelten als wichtiger Einflussfaktor für den Langzeitverlauf.

Häufig kommt es im Verlauf der Dysthymie zusätzlich zu einer Depressiven Episode, sodass dann eine Double Depression vorliegt.

Therapie bei Oberberg Therapie in den Oberberg Kliniken

In den Oberberg Fachkliniken für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie behandeln wir Dysthymie, andere depressive Zustände und viele weitere psychische Erkrankungen. Dabei verbinden wir moderne, wissenschaftlich fundierte Therapien in hoher Intensität und Individualität. Oberberg unterstützt Menschen jedes Alters in schweren seelischen Krisensituationen mit effizienten Behandlungskonzepten. Dabei glauben wir fest an das Zusammenwirken von Menschlichkeit, Verbundenheit und Evidenz in einer erstklassigen Umgebung, die von einer herzlichen Atmosphäre aus Achtsamkeit, Zugewandtheit, Respekt und gegenseitigem Vertrauen geprägt ist.

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Mehr Informationen

Beesdo-Baum, K. & Wittchen, H.-U. (2021). Depressive Störungen: Major Depression und Persistierende Depressive Störung (Dysthymie). Berlin: Springer.

 

Dahm-Mory, C. (2017). Die Mauer überwinden. Strategie gegen die Hilfslosigkeit bei chronischen Depressionen. Deutsche Depressionshilfe. deutsche-depressionshilfe.de/files/cms/Buendnisse/Dresden/Vortraege/die_mauer_überwinden.pdf (zuletzt abgerufen: 11.11.2021)

 

Kievel, H. (2016). Depression und Dythymia aus systemischer Sicht. Bewegungsgeist. bewegungsgeist.de/wp-content/uploads/2016/12/Depressionen-aus-Systemischer-Sicht.pdf (zuletzt abgerufen: 12.11.2021)

 

Lieb, K., Frauenknecht, S. & Brunnhuber, S. (2008). Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. München: Elsevier GmbH.

 

Margraf, J. & Schneider, S. (2019). Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Band 2. Berlin: Springer.

 

Müller, M. J. & Berger, M. (Hrsg.). (2021). Psyche und Psychische Erkrankungen in der Pandemie: Risiken, Folgend und Wege aus der Krise. München: Urban & Fischer.

 

Wirtz, M. A. (2021). Dorsch. Lexikon der Psychologie. Stichwort „Vulnerabilitäts-Stress-Modell“. Dorsch. dorsch.hogrefe.com/stichwort/vulnerabilitaets-stress-modell (zuletzt abgerufen: 15.11.2021)