Biofeedback ist ein Verfahren, das in Kombination mit anderen Therapieansätzen zur Behandlung zahlreicher psychosomatischer Störungen angewendet wird. Das Verfahren beruht auf der Erfassung bestimmter körperlicher Signale, die visuell oder akustisch dargestellt werden. Durch die Sichtbarmachung der eigenen körperlichen Zustände und Veränderungen, erlernen Patienten ihre körperlichen Zustände wieder eigenständig zu steuern.

Biofeedback Was ist Biofeedback?

Biofeedback ist ein Therapieverfahren, das zur Behandlung verschiedener psychischer Erkrankungen und körperlicher Beschwerden verwendet wird. Diese sind beispielsweise Migräne, chronische Schmerzen oder Angststörungen. Bei dem Biofeedback-Verfahren geht es darum, dass Patienten lernen sollen auf Signale (Parameter) ihres Körpers zu achten, um damit bestimmte ihrer biologischen Körperfunktionen zu beeinflussen. So sollen sie langfristig Selbstkontrolle über diese Körperfunktionen erlangen.

Biofeedback gilt als eine besonders nebenwirkungsarme Therapiemethode, da mit dem Verfahren auf bestimme Regionen des Körpers ganz gezielt eingewirkt werden kann und es dementsprechend so gut wie keine Nebenwirkungen gibt.

Funktionsweise Wie funktioniert Biofeedback?

Die Biofeedback-Therapie läuft so ab, dass die Patienten über elektronische Sensoren mit einem Computerprogramm verbunden werden. Dies kann mittels Verkabelung oder per Bluetooth stattfinden. Es dient der Messung der physischen Parameter eines spezifischen Körperteils. Über die Ausprägung der Parameter erhalten Patienten eine Rückmeldung von dem Computerprogramm. Die Rückmeldung kann entweder visuell über einen Bildschirm erfolgen  oder durch Töne vermittelt werden.

 

Die Signale sind an die Veränderungen im Körper des Patienten gebunden und zeigen dem Patienten, wie sich Körperparameter entwickeln, wenn er versucht, sie bewusst zu beeinflussen. Die Veränderungen im Körper werden dann z.B. durch einen Anstieg oder eine Abnahme der Frequenz der akustischen Signale, oder einem Wandel der Farbe der visuellen Anzeige, abgebildet. So kann beispielsweise eine hohe Herzfrequenz durch einen roten Farbton ausgedrückt werden, der sich langsam in einen Grünton verwandelt, wenn die Herzfrequenz auf ein niedrigeres, angestrebtes Level sinkt. Die Patienten erhalten somit sofortiges Feedback zu den von ihnen durchgeführten Aktionen, wie beispielsweise Entspannungsübungen.

 

Es gibt viele verschiedene Methoden, um körperliche Parameter zu erfassen und zu messen. Dazu können verschiedene Geräte und Programme für die Durchführung verwendet werden. Manche Geräte, die für die Biofeedback-Therapie verwendet werden, sind an stationäre Computer in Krankhäusern angeschlossen, während andere tragbar sind und von den Patienten z.B. auch zuhause verwendet werden können.

Die Geräte sind so konzipiert, dass Sie verschiedene Körperaktivitäten nicht-invasiv messen. Es werden also alle Messungen außerhalb des Körpers durchgeführt, ohne dass in den Körper eingegriffen werden muss.

Ablauf Ablauf der Therapie mit Biofeedback

  1. Bei einer Behandlung mit Biofeedback wird sich der Therapeut, wie bei allen anderen Therapieansätzen, zunächst ein ganzheitliches Bild von dem zu behandelnden Patienten machen. Um den Patienten die bestmöglichste Therapie anbieten zu können, fließt die individuelle Krankheitsgeschichte jedes Patienten in die Gestaltung der Therapie mit ein. Außerdem spielt die allgemeine Lebenssituation des Patienten eine Rolle.
  2. Zunächst wird den Patienten die Wirkungsweise der Therapiegeräte erklärt und sie werden darüber informiert, wie das Gerät die Parameter des Körpers aufnimmt und darstellt.
  3. Anschließend werden die Sensoren an den Patienten angebracht. Daraufhin werden die Patienten an die Geräte angeschlossen und der Therapeut beginnt mit den ersten Instruktionen.
  4. Über die Zeit hinweg wird daran gearbeitet, dass die Patienten eine gewisse Schwelle des körperlichen Parameters mit Hilfe des Therapeuten erreichen. Diese Schwelle wird über die Zeit hinweg immer weiter erhöht. Die Biofeedback-Therapie bietet auch Therapeuten einen tieferen Einblick in die psychologischen und physiologischen Effekte der Therapie bei dem Patienten. Der Therapeut kann so den Erfolg der Therapie in Echtzeit verfolgen und die Behandlung dementsprechend optimieren.
  5. Die Therapie kann dann auch im alltäglichen Leben mit Hilfe von tragbaren Geräten selbst durchgeführt werden. Dies verspricht einen noch größeren Erfolg, da sich die Patienten so unmittelbar mit ihren Auslösern (z.B. von Migräne) auseinandersetzen können.
  6. Ziel  der Biofeedback-Therapie ist es schließlich, dass der Patient seine Probleme im Alltag ohne die Unterstützung von Geräten bewältigen kann (zum Beispiel mit Entspannungsverfahren).

 

Welche Körperfunktionen können durch Biofeedback erfasst werden?

Die Sensoren können an vielen unterschiedlichen körperlichen Bereichen angebracht werden, um spezifische Aktivitäten und Veränderungen zu messen. Dies sind:

  • Aktivität einzelner spezifischer Muskelpartien
  •  Rate und Regelmäßigkeit des Herzschlags
  • Blutdruck
  • Aktivität der Schweißdrüsen
  • Haut- und Körpertemperatur
  • Elektrophysiologische Prozesse im Gehirn (Neurofeedback)
  • Durchblutung im Körper
  • Durchmesser von Blutgefäßen
  • Atemfunktionen und Funktionalität der Lunge

Anwendungsbereiche Bei welchen Kranheiten und Symptomen kommt Biofeedback zum Einsatz?

Biofeedback wird bei der Behandlung von verschiedenen psychosomatischen Erkrankungen und körperlichen Beschwerden angewendet. Das durch die Sensoren erhaltene Feedback über die verschiedenen Körperwerte soll den Patienten helfen, Einfluss auf die entsprechenden Körperregionen zu nehmen, um auf auftretende Symptome einzuwirken.

 

  • Biofeedback findet bei Patienten, die unter proktologischen Krankheitsbildern wie Inkontinenz oder Verstopfung leiden, häufig Anwendung als Therapiemethode.
  • Auch bei Atembeschwerden wie Asthma wird Biofeedback als Therapieansatz eingesetzt.
  • Bei Einschränkungen der sexuellen Erregung, wie erektiler Dysfunktion, kann Biofeedback zur Behandlung angewendet werden.
  • Auch in der Behandlung von Chronischen Schmerzerkrankungen wird das Biofeedback-Verfahren verwendet. Es kann helfen, sich aus einem Kreislauf der kontinuierlichen Verspannung und wiederkehrenden Schmerzen zu befreien.
  • Bei Patienten mit primären Kopfschmerzen hat sich Biofeedback als wirksame Behandlungsmethode gezeigt. Bei Patienten mit Spannungskopfschmerzen oder Migräne kann das Biofeedback die Selbstwirksamkeit steigern und die maximale Schmerz-, sowie die durchschnittliche Schmerzcharakteristika, senken. Auch in der Prophylaxe eines weiteren Anfalls von Migräne zeigte Biofeedback Erfolg.
  • Bei der Behandlung von Angststörungen  kann Patienten mithilfe eines Biofeedback-Verfahrens geholfen werden, ihre Körpersignale richtig zu deuten und zu beeinflussen. Häufig werden bei Angststörungen körperliche Signale wie ein schneller Herzschlag im Alltag missinterpretiert, was bei diesen Patienten zu Panikattacken führen kann. Bei Biofeedback-Verfahren erlernen diese Patienten diese Ängste zu meistern, indem sie aktiven Einfluss auf ihre autonomen Körpersignale nehmen.
  • Biofeedback wird als ergänzende Therapiemethode zur Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) eingesetzt.
  • Die Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) gehört zu den häufigsten Anwendungsgebieten von Biofeedback. Die Patienten erlernen dabei ihre Gehirnaktivität gezielt zu beeinflussen, um ihre Aufmerksamkeit zu steigern und ablenkende Gedankenaktivitäten zu reduzieren.
  • Menschen, die unterSchlafstörungen  leiden, können ebenfalls von Biofeedback profitieren.
  • Für die Behandlung von Depressionenhat sich Biofeedback als hilfreiche Behandlungsmethode etabliert, die Patienten dabei hilft, ihr Herzkreislaufsystem zu entspannen und damit die Depressionssymptomatik zu mildern.
  • Somatoforme Störungen können sich bei den Betroffenen durch körperliche Symptome wie Muskelanspannungen oder Schmerzen bemerkbar machen. Biofeedback kann dort ansetzen und den Betroffenen helfen ihren Körper, und damit auch ihre Psyche, gezielt zu entspannen. Patienten mit somatoformen Störungen profitieren dabei auch durch ein besseres Verständnis von Psychosomatik, vermittelt durch Biofeedback.
  • Chronischer Stress und Burnout gehören zu den psychischen Belastungen, die mit Hilfe von Biofeedback gelindert werden können. Den Patienten wird dabei geholfen gegen den schädlichen Stress aktiv vorzugehen. Dies ist durch die Einflussnahme auf körperliche Aktivitäten möglich.

Biofeedback in den Oberberg Kliniken Biofeedback in den Oberberg Kliniken

Unsere Patientinnen und Patienten erhalten die bestmöglichen evidenzbasierten Therapieangebote nach aktuellen medizinischen Standards, die ganz auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. 

Die Biofeedback-Therapie wird in verschiedenen Oberberg Kliniken zur Behandlung von psychosomatischen Störungen in die Therapie integriert. Dies ist beispielsweise in  der Oberberg Fachklinik Schwarzwald, Oberberg Fachklinik Scheidegg im Allgäu, Nescure Privatklinik am See, Oberberg Fachklinik Marzipanfabrik und in der Oberberg Fachklinik Wasserschlösschen möglich.

Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!

Vorraussetzungen für eine erfolgreiche Biofeedback-Therapie

  • Patienten erlernen die richtige Interpretation von Körpersignalen (viele psychische Erkrankungen beruhen auf einer Fehlinterpretation körperlicher Signale).
  • Die behandelnden Therapeuten sind von der Biofeedback-Therapie überzeugt und verfügen über das Fachwissen zur richtigen Anwendung. Eine gute Beziehung zwischen dem Therapeuten und Patienten ist für den Therapieerfolg wichtig. Der Therapeut gibt bei der Benutzung der Geräte und dem Erreichen der gewünschten Veränderungen Hilfe und instruiert.
  • Dem Patienten werden akkurate Informationen über die Resultate des Lernprozesses gegeben.
  • Patienten erlernen, dass Sie Prozesse kontrollieren können, die sie vorher für unkontrollierbar hielten.
  • Eine angstfreie und entspannte Atmosphäre ist während der Behandlung wichtig, denn Patienten können zu Beginn der Behandlung Skepsis hinsichtlich der Wirkungsweise von Biofeedback empfinden.
  • Der Patient ist dem Lernprozess gegenüber aufgeschlossen
  • Der Patient wird für seine Bemühungen belohnt, z.B. mittels einem Smiley auf dem Bildschirm.

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