Erschöpfung ist ein Phänomen, dass immer mehr Menschen betrifft. Oft ist es nur schwer von Burnout, depressiven Verstimmungen, chronischen Schmerzzuständen und Depressionen zu unterscheiden. Bei Erschöpfung handelt es sich um ein Symptom, das meist schleichend voranschreitet und zu weiteren Symptomen wie Schmerzen, Schlafproblemen oder auch Aggressionen führen kann. Langfristig kann Erschöpfung die Entstehung von schwerwiegenden psychischen und körperlichen Erkrankungen begünstigen.

Abgrenzung Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue)

  • Müdigkeit ist ein normales körperliches Phänomen, das signalisiert, wann wir Ruhe und Erholung brauchen, um weiterhin leistungsfähig zu bleiben. Unterschieden wird zwischen körperlicher Müdigkeit (Erschöpfbarkeit) in Folge körperlicher Anstrengung und geistiger (psychischer) Ermüdung. Müdigkeit darf nicht mit Schläfrigkeit gleichgesetzt werden – Schläfrigkeit tritt meistens als Folge von Müdigkeit auf.
  • Bei Fatigue kommt es bei mental oder körperlich fordernden Aufgaben zu einer merklichen (subjektiven) Abnahme der normalen Leistungsfähigkeit. Es tritt eine Erschöpfung auf, die nicht im Verhältnis zu der zuvor unternommenen Anstrengung steht. Schon kleine Tätigkeiten führen zu großer Erschöpfung. Fatigue geht mit einem erhöhten Ruhebedürfnis einher.

Ursachen Ursachen von Erschöpfung

Dass viele Menschen mit Erschöpfung zu kämpfen haben, ist auf gesellschaftliche Entwicklungen zurückzuführen. Unser Alltag ist durch Schnelllebigkeit und steigende Erwartungen im beruflichen und privaten Bereich geprägt. Häufig müssen viele Aufgaben gleichzeitig erledigt werden und trotzdem wird erwartet, dass wir pünktlich, akkurat und konform handeln.

Bei vielen Menschen kommt es zu dem Gefühl, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein und schließlich zur Überforderung. Wie gut ein Mensch in einem „Leistungssystem“ funktioniert, hängt von der individuellen Wahrnehmung der eigenen Situation und eigenem Befinden ab. Auch der Faktor Resilienz spielt eine Rolle dabei, wie leicht es Menschen fällt, mit Stressoren, Leistungsansprüchen und Konflikten umzugehen.

 

Von Erschöpfung betroffene Menschen fühlen sich körperlich und emotional dauerhaft entkräftet und erschöpft. Neben gesellschaftlichen gibt es auch viele körperliche Ursachen, die zu starker Erschöpfung führen können: Chronisch-entzündliche oder Stoffwechsel-Erkrankungen wie Borreliose, Schilddrüsen- oder Nierenerkrankungen, Diabetes sowie Multiple Sklerose können Auslöser von Erschöpfung und Müdigkeit sein. Momente der Erschöpfung sind normal und können oft durch Schlaf oder Bewegung behoben werden. Reichen die üblichen Ruhepausen nicht aus, kann die Erschöpfung zum Dauerzustand werden.

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Symptome Symptome der Erschöpfung

Typische Symptome sind Beschwerden des Bewegungsapparats wie Schulter-, Rücken- und Nackenverspannungen. Aber auch Kopfschmerzen, eine erhöhte Infektanfälligkeit, Verdauungsprobleme sowie chronische Müdigkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme gehen mit Erschöpfung einher. Schwindel, Zähneknirschen und Tinnitus sind ebenfalls Warnsignale des Körpers, die darauf hinweisen, dass dringend Erholung nötig ist. Langanhaltender Stress, auf den der Körper mit Erschöpfung reagiert, erhöht zudem das Risiko körperlicher und seelischer Erkrankungen.

Menschen, die von Erschöpfung und Müdigkeit betroffen sind, klagen außerdem über Energiemangel, Schwäche, rasche Ermüdbarkeit oder emotionale Instabilität. Davon anzugrenzen sind Tagesschläfrigkeit, Dyspnoe (gestörte Atmung) und Muskelschwäche, weil es sich dabei um eigenständige Krankheitsbilder handelt. Auch eine Depression als Ursache sollte ärztlich abgeklärt werden, damit eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden kann. Dauert die Müdigkeit länger als sechs Monate an, spricht man von chronischer Müdigkeit, die Ausdruck eines Chronischen Fatigue Syndroms (CFS) sein kann.

Erschöpfung und CFS Erschöpfung als Anzeichen eines Chronischen Fatigue Syndroms (CFS)

Circa 250.000 Menschen zwischen dem 16ten und 40ten Lebensjahr sind vom chronischen Fatigue Syndrom (CFS), auch myalgische Enzophalomyelitis (ME) genannt, betroffen. Das chronische Erschöpfungssyndrom geht mit unterschiedlich ausgeprägten körperlichen und neurokognitiven Symptomen einher. Typischerweise kommt es nach einer Phase körperlicher oder psychischer Überanstrengung zu einem Erschöpfungszustand mit chronischer Müdigkeit, der selbst durch Erholungspausen nicht vergeht (Post-Exertional Malaise). Neben der starken Erschöpfung leiden die Patienten unter Symptomen wie orthostatischer Intoleranz (Schwindel und Herzrasen), Schmerzen in Muskeln, Gelenken und Kopf, unter kognitiven Störungen der Konzentration und Wortfindung ("Brain Fog"), Schlafstörungen, Krankheitsgefühl und geschwollenen Lymphknoten. Viele Betroffene sind häufig von Infekten, neu auftretenden Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten (ggf. mit Reizdarmbeschwerden) betroffen. Bleibt CFS unbehandelt, besteht ein erhebliches Risiko des Fortbestands der Erschöpfungssymptomatik mit weiteren Einschränkungen durch komorbide psychische Störungen (v.a. Ängste und Depressionen).

Erschöpfung und Burnout Erschöpfung als Anzeichen einer Erschöpfungsdepression (Burnout)

Die Erschöpfungsdepression, oder auch „Burnout“, lässt sich nicht einheitlich definieren und somit nur schwer erfassen. Grundsätzlich handelt es sich um einen Zustand der Müdigkeit und Verdrossenheit, der mit einem Mangel an Interesse und innerer Verarmung einhergeht. Oft taucht der Begriff im Zusammenhang mit gravierender, anhaltender Erschöpfung als Reaktion auf chronischen Stress im Beruf auf.

Die körperlichen Symptome sind vergleichbar mit denen eines Chronischen Fatigue-Syndroms. Sie reichen von Kopfschmerzen, Schwindel und Benommenheit über Muskelschmerzen und Herzbeschwerden bis hin zu Magen-Darm-Beschwerden. Zusätzlich können Zahn- und Mundschleimhautbeschwerden sowie Atembeschwerden, Rückenschmerzen und ein Tinnitus auftreten. Auch Schlafstörungen, die das Ein- und Durchschlafen betreffen, sind typisch für das Krankheitsbild.

Ein großer Unterschied zum CFS ist der Auslöser der andauernden Erschöpfung: Während das CFS meist durch einen Infekt ausgelöst wird, führen bei der Erschöpfungsdepression soziale, berufliche und persönliche Faktoren zum „Ausgebrannt-Sein“. Oft besteht jahrelanger Stress, der die Krankheit auslöst und den Gehirnstoffwechsel beeinflusst. Neben Gefühlen und Gedanken geraten Antrieb, Appetit, Schlafverhalten und Konzentration aus dem Gleichgewicht.

Prävention Prävention von Erschöpfung und Stress

Was tun gegen Erschöpfung? Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Stress als wichtigstes Gesundheitsrisiko des 21. Jahrhunderts eingestuft. Nur wenige biomedizinische Begriffe sind so populär wie Stress. Wird ein Mensch mit äußeren oder inneren Belastungen konfrontiert, reagieren Gehirn und Körper mit einer Stressreaktion. Energie wird mobilisiert, die die Anpassung an sich ständig ändernde Umweltbedingungen und Anforderungen ermöglicht. Dieser Vorgang erlaubt es, in kurzen stressvollen Episoden besonders leistungsfähig zu sein, führt jedoch bei chronischem Stress zu einer langfristigen Veränderung einiger Funktionsweisen des Gehirns. Die Entwicklung eines Burnouts bzw. einer Depression wird begünstigt. Unter die physischen und psychischen Folgen fallen Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Verhaltensveränderungen. Da durch langfristigen Stress das Risiko für Depressionen, Burnout und chronische Erschöpfung steigt, ist es wichtig, einen gesunden Umgang mit Stress zu entwickeln. Das bedeutet, Ressourcen aufzubauen, um Belastungen besser bewältigen zu können, aber gleichzeitig auch einen achtsamen Umgang mit sich zu entwickeln, um die eigene Stressbelastung besser wahrzunehmen. Die eigene Haltung zu den Anforderungen im beruflichen und privaten Leben sollte hinterfragt werden. Oft sind es auch die eigenen Ansprüche, die Stress verursachen. Stressprävention bedeutet im besten Fall nicht nur, gut auf Stress zu reagieren, sondern den Alltag so zu gestalten, dass möglichst wenige Überforderungen und Belastungen auftreten.

Behandlung Behandlung von Erschöpfung

Auch wenn es sich bei Abgeschlagenheit um eine „normale“ Reaktion des Körpers auf Stress, besondere Ereignisse oder körperliche Belastung handelt, ist es bei Fortbestehen der Erschöpfung über einen längeren Zeitraum hinweg wichtig, zusammen mit einem Arzt die Auslöser zu klären, eine Diagnose zu treffen und ggf. therapeutische Schritte einzuleiten.

Die konkrete Behandlung richtet sich nach der Ursache: Liegt eine Infektionskrankheit vor, wird mit Ruhe, Erholung und ggf. mit Medikamenten therapiert. Eine richtige Diagnose ist für den heilsamen Umgang mit Erschöpfung grundlegend. Während bei depressiven Erkrankungen körperliche Bewegung und Aktivitäten sehr hilfreich sind, um gegen Erschöpfung vorzugehen, können bei einem Chronischen Fatigue Syndrom Bewegung und Anstrengung genau das Gegenteil bewirken. Deshalb sollten schwerwiegende Erkrankungen wie Burnout und Depressionen aber auch das Chronische Fatigue Syndrom auf jeden Fall medizinisch und psychotherapeutisch behandelt werden.

Bei Erschöpfung, die durch akuten Stress ausgelöst wird, sollten starke körperliche und seelische Anstrengungen vermieden und auf viel Ruhe und Schonung geachtet werden. Auch gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung können sich positiv auf Gesundheit und Symptome auswirken.

Therapie bei Oberberg Therapie von Erschöpfung in den Oberberg Kliniken

In den Oberberg Fachkliniken, mit Standorten in ganz Deutschland, behandeln wir ein großes Spektrum an psychischen Krankheitsbildern und Symptomatiken wie beispielsweise anhaltende Müdigkeit. Dabei ist eine Behandlung auf körperlicher und psychischer Ebene parallel möglich. Zur Verfügung stehen zahlreiche evaluierte Therapie- und Heilverfahren.

Wir berücksichtigen Ihre individuellen Bedürfnisse und bieten ein interdisziplinäres und hochqualifiziertes Behandlungsteam.

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