Wenn Ihnen ständig schwindelig ist, handelt es sich dabei nicht um eine Krankheit, sondern um ein Symptom, das ganz verschiedene Ursachen haben kann.

Durch eine ausführliche Untersuchung kann Ihr behandelnder Arzt zuverlässig abklären, ob Ihre Schwindelanfälle organische Ursachen haben und eine entsprechende Therapie empfehlen. Stecken jedoch keine körperlichen Erkrankungen dahinter und Ihnen ist häufig oder gar chronisch schwindelig, muss auch an einen psychischen Hintergrund gedacht werden. Denn der sogenannte funktionelle Schwindel ist häufig Symptom einer Angst- und Panikstörung oder einer Depression.

 

In diesem Video erklärt Ihnen Prof. Dr. med. Lange-Asschenfeldt was man unter Schwindel versteht:

Symptome und Beschwerden Was ist Schwindel?

Mit Schwindel, medizinisch Vertigo, wird ein Zustand oder ein Befinden bezeichnet, bei dem eine Störung der räumlichen Orientierung oder eine falsche Wahrnehmung von Körper und Umgebung vorliegt. Sie fühlen zum Beispiel eine Bewegung, obwohl weder Sie noch Ihre direkte Umgebung sich bewegen oder Sie haben Probleme, sich im Raum zurechtzufinden. Bei Schwindelattacken wollen die Informationen, die Ihnen z.B. Ihr Sehapparat und das im Ohr sitzende Gleichgewichtsorgan an Ihr Gehirn sendet, nicht mit den dort gespeicherten Informationen zusammenpassen. Ihr Gehirn hat Schwierigkeiten, diese Impulse zu verarbeiten. Mit der Folge, dass die Welt um Sie herum wankt und sich dreht - Ihnen ist schwindelig.

Statistisch gesehen entwickelt jeder vierte Mensch im Laufe seines Lebens mindestens einmal krankhaften Schwindel. Rund 25 % der Patienten, die in der Neurologie im Krankenhaus oder bei niedergelassenen Ärzten behandelt werden, klagen über Schwindelgefühle. Schwindelbeschwerden zeigen sich ganz unterschiedlich. Schwindelanfälle können aus heiterem Himmel auftreten und unterschiedlich lange andauern - von ein paar Sekunden bis hin zu Stunden ist alles möglich. Bei bestimmten Bewegungen, körperlichen Belastungen oder in Stresssituationen kann Schwindel ebenfalls ausgelöst oder verstärkt werden. In den meisten Fällen stellt sich der Schwindel von selbst wieder ein, doch manche Menschen leiden tage- und monatelang unter den Beschwerden. Mediziner sprechen dann von einem Dauerschwindel.

Hört das Drehen und Wanken gar nicht mehr auf, ist der Schwindel chronisch geworden. Da Patienten ihre Schwindelgefühle sehr unterschiedlich beschreiben, muss der Krankheitsverlauf sorgfältig erhoben werden - wichtig in diesem Zusammenhang sind auch Befunde aus der Neurologie und Untersuchungen der Augen und Ohren. Doch nicht immer lassen sich körperliche Ursachen feststellen, denn rund 30% aller Schwindelursachen haben ihre Wurzeln in psychischen Beschwerden, wobei akute oder chronische organische Erkrankungen, die Schwindel verursachen, vorausgehen können.

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Schwindel hat verschiedene Erscheinungsformen

Schwindelig ist nicht gleich schwindelig. Schwindel tritt v.a. in folgenden Formen auf:
 

  • Drehschwindel: Es dreht sich alles wie ein Karussell, das Gefühl ist dem Schwindel nach übermäßigem Alkoholkonsum vergleichbar. Übelkeit, Erbrechen und Ohrgeräusche begleiten häufig den Schwindelanfall
  • Schwankschwindel: Betroffene zeigen einen unsicheren Gang, wie auf einem schwankenden Schiff bei Seegang, und haben das Gefühl, man habe Ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen. Begleitende Symptome sind bei Schwankschwindel selten
  • Benommenheits-Schwindel: Es wird schwarz vor Augen, die Betroffenen fühlen sich schwummrig und etwas benommen

Ursachen Welche Ursachen hat Schwindel?

Schwindel entsteht durch eine Funktionsstörung im Bereich des Gleichgewichtsorgans im Innenohr, dem Gleichgewichtsnerven (Nervus vestibularis), den das Gleichgewichtsgefühl “bearbeitenden“ Hirnarealen, z.B. im Hirnstamm und Kleinhirn sowie den Nervenbahnen für die Körperwahrnehmung und der Augen. Ursachen für Schwindel können somit vielfältig sein: dazu gehören zum Beispiel Herz-Kreislaufprobleme, Durchblutungsstörungen, Hirninfarkte (Schlaganfall), Infektionen und andere Entzündungen, Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose (MS), Tumore, aber auch Nebenwirkungen von Alkohol, Medikamenten (Schlaf- und Beruhigungsmittel, Antiepileptika, Antidepressiva, Antibiotika oder Diuretika) oder Drogen. Auch in Folge von einem Schädel-Hirn-Trauma kann Schwindel auftreten. Daneben gibt es auch Migräneformen, die mit einem starken Schwindel einhergehen.

 

Neben einer Funktionsstörung in diesen Systemen verursacht die Psyche Schwindel („psychogener Schwindel“). In der Medizin wird dann von einem funktionellen Schwindel gesprochen. Schwindelattacken können körperliche Symptome bei ausgeprägten Ängsten und Panikattacken („bei diesem Gedanken wird mir ganz schwindelig“) sein - häufig werden Schwindelanfälle im Zusammenhang mit Höhenangst („schwindelerregende Höhe“) oder Phobien vor Brücken, Plätzen, Menschenmassen oder leeren Räumen beobachtet. Auch zunächst organische Schwindelerkrankungen können im Verlauf in eine funktionelle (ältere Bezeichnungen: somatoforme, psychogene) Form des Schwindels übergehen. Hier besteht eine besonders große Gefahr, dass die Erkrankung chronisch wird.

 

Wenn Ihnen ständig schwindelig ist, sollten Sie das unbedingt fachärztlich abklären lassen, da gerade funktionelle Schwindelformen sich sehr gut therapieren lassen.

Schwindel - wann zum Arzt?

Jedem ist einmal schwindelig und in der Regel sind die Beschwerden schnell vergessen. Doch wenn die Schwindelanfälle immer wieder kommen oder Sie den Verdacht haben, dass eine körperliche oder psychische Erkrankung die Ursache für die Beschwerden sein könnte, ist der Gang zum Arzt erforderlich:

 

  • Ihnen wird immer wieder plötzlich schwindelig, aber es lässt sich kein Anlass für diese Beschwerden ausfindig machen
  • bestimmte Kopfbewegungen lösen das Schwindelgefühl aus
  • die Schwindelanfälle werden von Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Benommenheit, Sehstörungen, Atemnot oder Ohrensausen begleitet
  • es wird Ihnen immer an bestimmten Orten oder in gewissen Situationen schwindelig - zum Beispiel in Menschenmengen, auf Treppen oder Brücken

Die wichtigsten Schwindelformen Die wichtigsten Schwindelformen (Schwindelsyndrome) im Überblick

Entscheidend für die Diagnostik der verschiedenen Schwindelsyndrome sind eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung, bei Bedarf ergänzt durch spezielle apparative Diagnostik oder Labordiagnostik.

Im Folgenden stellen wir Ihnen einige häufige Schwindelsyndrome vor.

Dieser Schwindel gehört mit zu den häufigsten Schwindelsyndromen. Der Lagerungsschwindel tritt anfallsweise auf (peripherer paroxysmaler benigner Lagerungsschwindel - BPLS). Er tritt im Alter, nach Stürzen und bei Migräne häufiger auf, ist aber in jedem Alter möglich. Der Alterungsprozess im Labyrinth, wie die Einheit aus dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr genannt wird, scheint hier eine Rolle zu spielen. Lagerungsschwindel ereignet sich meist, wenn sich im Bett umgedreht wird oder beim morgendlichen Aufstehen. Die Anfälle können von Sehstörungen und Übelkeit begleitet sein.

Ursache sind kleine „Steinchen“ (Otolithen), die sich im Innenohr ablagern und dort für Irritationen sorgen - mit der Folge, dass dem Gehirn falsche Informationen gesendet werden, die weder mit der Körperhaltung noch mit dem Lage- und Sehempfinden übereinstimmen. Lagerungsschwindel verursacht ein Gefühl, dass sich alles um Sie herum heftig dreht, dauert jedoch nur wenige Sekunden bis ca. eine Minute an. Die Attacken bei Lagerungsschwindel werden häufig von Erbrechen, Übelkeit, Schweißausbrüchen und Angstattacken begleitet.

Daneben kann Lagerungsschwindel nicht selten auch die Folge eines Schädel-Hirn-Traumas sein. Lagerungsschwindel kann auch spontan wieder verschwinden. Abhilfe schaffen spezielle Lagerungsmanöver (z.B. nach Sémont oder Epley), die Ihr Arzt mit Ihnen durchführt und die Sie auch selbständig weiterführen können. Bei korrekter Durchführung ist die Erfolgsrate sehr hoch. Medikamente werden nicht empfohlen.

Dieser anfallsartige Drehschwindel besteht aus einer akuten Attacke von etwa 20 Minuten bis zu 12 Stunden Dauer begleitet von Ohrsymptomen wie Tinnitus, Hörminderung und/oder Druck im betroffenen Ohr. Es entsteht ein heftiges Drehgefühl, das von Fallneigung und Übelkeit begleitet wird. Männer zwischen 50 und 60 Jahren sind häufig betroffen.  Ursache ist am ehesten eine Produktionsstörung der Innenohr-Flüssigkeit, wodurch ein Überdruck entsteht. Es kommt zu Verschiebungen der Flüssigkeit, was zu fehlgeleiteten Informationen im Gleichgewichtssinn führt.

 

Die prophylaktische Therapie erfolgt nach aktuellen Empfehlungen zunächst medikamentös konservativ (z.B. Betahistin), dann „nichtdestruktiv“ (z.B. Injektion von Medikamenten ins Gleichgewichtsorgan im Innenohr) und zuletzt „destruktiv“ durch Operation. In der Akutphase kann eine Medikamentengabe erfolgen. Tritt Tinnitus auf, ist eine psychologische Betreuung sinnvoll, da die Ohrgeräusche und die Angst vor dem nächsten Schwindelanfall als sehr belastend erlebt werden.

Sie ist die häufigste Ursache für sich wiederholende Schwindelattacken.

Schwindelanfälle bei vestibulärer Migräne kommen als heftige Attacken in Verbindung mit Übelkeit und Erbrechen vor und dauern von einigen Minuten bis zu 72 Stunden.  Diese Attacken können, müssen aber nicht, von starken Kopfschmerzen sowie Lärm- und Lichtempfindlichkeit begleitet sein. Die Symptomatik insgesamt ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Typisch ist jedoch ein starker Drehschwindel. Vestibuläre Migräne wird wie andere Migräneformen behandelt. Dauern die Attacken ungewöhnlich lange oder treten mehrmals im Monat auf, sollten Sie mit dem Spezialisten aus der Neurologie über eine medikamentöse Prophylaxe sprechen.

Besonders häufig von einem meist tagelang anhaltenden Dauerdrehschwindel betroffen sind Erwachsene zwischen 50 und 60 Jahren. Es stellt sich ein schweres Krankheitsgefühl ein, das von Fallneigung, Übelkeit, Erbrechen und Oszillopsien (Schweinbewegungen der Umwelt) begleitet wird. Rasche Bewegungen und Lagerungsveränderungen verstärken das Schwindelgefühl. Als Ursache wird eine reaktivierte Virusinfektion mit Herpes simplex vermutet.

Da auch akute Hirnerkrankungen heftigen Dreh- und Schwankschwindel verursachen können, muss der Arzt zunächst andere Erkrankungen wie einen ischämischen Schlaganfall oder eine Hirnblutung, beziehungsweise Entzündung im Gehirn ausschließen. Die Erkrankung lässt sich durch eine Kombination aus anfänglicher symptomatischer Therapie, Gleichgewichtstraining und passenden Medikamenten therapieren. Dadurch wird der Körper in die Lage versetzt, die Schwindelattacken zu kompensieren, sodass eine subjektive Beschwerdefreiheit einsetzt.

Zentraler Schwindel

 

Dieser akute Schwindel (Dreh- oder Schwankschwindel), welcher neben Übelkeit und Erbrechen auch mit „zentralen“ Symptomen (z.B. Lähmungserscheinungen, Gefühlsstörungen, Doppelbildern, Sehstörungen, Schluckstörungen, Sprechstörungen usw…) einhergeht, ist meist auf akute Hirnerkrankungen, wie z.B. Durchblutungsstörungen im Bereich des Hirnstamms oder Kleinhirns, zurückzuführen. Meist liegen vaskuläre Risikofaktoren (z.B. Diabetes mellitus, arterielle Hypertonie) vor, die Patienten sind eher älter (>60 Jahre). Der zentrale Schwindel bedarf immer einer akutmedizinischen stationären differentialdiagnostischen Abklärung und Behandlung.

Funktioneller Schwindel - ein unterschätztes, aber wohl häufigstes Schwindelsyndrom

Ein grundlegendes Wissen um die Symptome bei organisch bedingten Schwindelbeschwerden ist wichtig, um die verschiedenen funktionellen (somatoformen) Schwindelleiden zu verstehen. Mit diesem Oberbegriff werden verschiedene Schwindelbeschwerden zusammengefasst, bei denen sich keine körperlichen Ursachen für das Krankheitsbild ergeben haben. Es liegen weder organische Erkrankungen vor noch finden sich Schädigungen im Gleichgewichtssystem, welche für die Beschwerden als ursächlich anzusehen sind. Allerdings treten die Schwindelsymptome in Zusammenhang mit einer psychischen Problematik oder Erkrankung auf oder haben sich nach einer organisch bedingten Schwindelerkrankung entwickelt. Genau die psychiatrischen oder psychologischen Schwindelursachen werden nicht oder häufig zu spät in die Diagnostik einbezogen.

Rund 50 % der Patienten, die sich mit komplexen Schwindelerscheinungen vorstellen, haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Da die Symptome organisch nicht (bzw. nicht mehr) erklärt werden können, fehlt häufig das diagnostische Bewusstsein für funktionelle Schwindelformen. Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit 25.000 Betroffenen aus 14 verschiedenen Ländern zeigte, dass Schwindelpatienten sich nicht mit ihren psychischen Symptomen und Beschwerden bei einem Arzt vorstellten, sondern ihre Problematik auf körperliche Beschwerden zurückführen. Möglicherweise werden diese Symptome als besonders belastend empfunden, allzu Privates soll nicht mit dem Arzt geteilt werden oder die Betroffenen gehen davon aus, dass ein Mediziner primär an körperlichen Beschwerden interessiert sei. In vielen Fällen haben Patienten eine Reihe von Fehldiagnosen erhalten und fixieren sich daher in erster Linie auf die körperlichen Symptome.

Wenn der funktionelle Schwindel nicht diagnostiziert wird, hat das für die Betroffenen dramatische Folgen. Rund 80 % der Patienten mit funktionellen, psychosomatischen Schwindelbeschwerden sind im Alltag stark eingeschränkt, viele sind sogar arbeitsunfähig.

Ursachen und Symptome des funktionellen Schwindels

Die Schwindelattacken treten in Situationen auf, die auch als Auslöser anderer Phobien und Angsterkrankungen bekannt sind, zum Beispiel in einer Menschenansammlung, in einem leeren Raum oder auch in einem Restaurant. Betroffene beschreiben ein Gefühl der starken Benommenheit in Kombination mit einer nur subjektiv wahrgenommenen Unsicherheit von Stand und Gang. Es tritt plötzlich die Angst auf, hinzufallen, die sich in Körperschwankungen manifestieren kann, obwohl es nicht zu realen Stürzen kommt. Nach den Schwindelattacken geben Betroffene an, vegetative Missempfindungen und Angst zu verspüren.

Im Verlauf der Erkrankung entsteht eine Generalisierung der Beschwerden mit zunehmendem Vermeidungsverhalten gegenüber allen auslösenden Reizen. Das Schwindelgefühl wird von einer Anpassung der Körperhaltung kaum beeinflusst. Einige Patienten berichten, dass sich die Beschwerden durch Alkohol, aber auch Bewegung verbessern. Die Anfälle selbst werden als extrem bedrohlich erlebt und gehen mit dem starken Gefühl, körperlich krank zu sein, einher. Daher werden zunächst körperliche Erkrankungen wie Durchblutungsstörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Probleme mit der Wirbelsäule ausgeschlossen. Wenn diese Krankheiten sowie Störungen in der Gleichgewichtsregulation bei Ihnen ausgeschlossen sind, sollte dringend der Gang zu einem Spezialisten für funktionelle Schwindelformen erfolgen.

Furcht vor der nächsten Schwindelattacke löst Teufelskreis der Angst aus

Die Sinnesreize oder Situationen, die eine Schwindelattacke auslösen, können sich schnell verselbständigen und sich auf weitere Lebensbereiche ausdehnen. Typisch für Angsterkrankungen entwickelt sich ein Teufelskreis mit einer vorherrschenden „Angst vor der Angst“: obwohl Angst eigentlich die Schwindelanfälle auslöst, beschreiben Betroffene häufig das Schwindelgefühl als Ursache der Panik. Es kommt nach und nach zu einem Vermeidungsverhalten von allen Situationen, die zu einem Schwindelgefühl führen könnten. Das Haus wird nicht mehr verlassen, soziale Kontakte eingeschränkt und bestimmte Orte und Aktivitäten werden von vorneherein vermieden.

Typisch ist die extrem ausgeprägte Angst vor Stürzen, woraus sich eine übersteigerte Wahrnehmung von Körperschwankungen und eine vermehrte Haltungskontrolle entwickelt. Dabei sollten Sie sich vor Augen halten, dass alle Menschen in ihren Bewegungen leicht schwanken. Wenn eine Angststörung vorliegt, werden jedoch peinlich genau alle Körperphänomene beobachtet und bewertet. Kommt es zur kleinsten Schwankung, wird es Patienten schwindelig. Diese Spirale der Selbstbeobachtung verstärkt das Schwindelgefühl. Besonders stark betroffenen scheinen Menschen zu sein, die sehr pflichtbewusst sind und peinlich genau darauf bedacht sind, alle Situationen im Griff zu haben (Perfektionismus). Ist es den Personen schwindelig, wirkt diese intensive Selbstwahrnehmung wie ein Verstärker.

Diagnostik bei funktionellem Schwindel

Wenn Ihnen ständig schwindelig ist, sollte zunächst der Gang zum Hausarzt erfolgen, der Sie an spezialisierte Kollegen überweisen wird. Um die Schwindelbeschwerden abzuklären, erfolgt eine Untersuchung beim HNO-Arzt, beim Internisten oder beim Neurologen. Diese beinhalten Überprüfungen des Gleichgewichtsorgans, der Augenbewegungen, Bewegungsapparat, Nerven- und Hirnfunktionen und des Herz-Kreislauf-Systems. Ist Ihnen schwindelig, obwohl keinerlei körperliche Ursachen vorliegen oder besteht der Verdacht, dass sich aus einer organischen Schwindelerkrankung eine funktionelle Schwindelform manifestiert hat, ist es wichtig, Neurologen und Psychosomatiker oder Psychiater hinzuzuziehen, um eventuell vorliegende Angsterkrankungen und Depressionen zu berücksichtigen.

Behandlungen und Therapien Therapie bei funktionellem Schwindel

Die Koexistenz von psychischen Erkrankungen und Schwindelbeschwerden ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der ärztlichen Aufmerksamkeit gerückt, was sich im therapeutischen Alltag zeigt. Wenn Ihnen ständig schwindelig ist und Sie eine jahrelange Odyssee im Wartezimmer von Ärzten hinter sich haben, geht es zunächst darum, Ihnen zu vermitteln, dass Ihre Beschwerden keine schweren organischen Ursachen haben.

Es gibt dabei verschiedene Ansätze, um dem Schwindelphänomen auf den Grund zu gehen. Die Beschwerden des Patienten werden dabei in Zusammenhang mit ungelösten zwischenmenschlichen Konflikten gebracht, die sich auf körperlicher Ebene manifestieren oder auf einen ungünstigen Umgang mit körperlichen Wahrnehmungen. Interessant in diesem Kontext ist das Alexithymie-Konzept, das davon ausgeht, dass Gefühle entweder nicht oder zu wenig wahrgenommen, beziehungsweise kommuniziert werden. Diese Problematik ist charakteristisch für viele Betroffene. Da es Patienten generell häufig schwerfällt, über ihre Gefühle zu sprechen, muss dieser Ansatz in der Therapie berücksichtigt werden.

Multimodale Schwindeltherapie

Neben der gründlichen Aufklärung darüber, warum es dem Betroffenen ständig schwindelig ist, kommt es bei der Therapie vor allem darauf an, die aktive Haltung des Patienten zu fördern. Die angemessene und entspannte Körperwahrnehmung kann durch Physiotherapie, Entspannungs- und Achtsamkeitsverfahren und Schulung der körperlichen Kompensationsmechanismen bei einem „sekundär gestörten“ Gleichgewichtssystem trainiert werden. Grundsätzlich geht es in der Therapie darum, Ihre eigenen psychosozialen Ressourcen zu entdecken und zu nutzen. Das Wissen darum hilft Ihnen dabei, sich selbst zu motivieren und Ihr Verhalten zu ändern. Zum Einsatz kommen dabei Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie:

 

  • Sie werden sich bewusst, welchen Einfluss Stress darauf hat, dass Ihnen schwindelig ist.
  • Sie lernen, welche Situationen den Schwindel auslösen und aufrechterhalten
  • Sie kommen negativen „Glaubensmustern“ auf die Spur, die mit dazu beitragen können, dass es Ihnen schwindelig wird - zum Beispiel den Anspruch, immer alles unter Kontrolle zu haben. In der kognitiven Umstrukturierung erlernen Sie, Gedankenmuster umzubewerten und Gegenannahmen zu bilden
  • Sie lernen, sich gelassener, aber effektiv selbst zu beobachten. Das betrifft nicht nur die Körperwahrnehmung, sondern auch Gefühle, Gedanken und Verhalten
  • Neue Erfahrungen auf der emotionalen Ebene werden gemacht
  • Entspannungstechniken und deren gezielter Einsatz werden erlernt
  • Es werden Angsthierarchien aufgebaut, indem Alltagssituationen gesammelt werden, die bei Ihnen das Gefühl "Mir ist schwindelig" auslösen und entsprechend der Stärke des Reizes skaliert
  • Unter therapeutischer Anleitung erfolgt eine Exposition in der Realität. Es werden gezielt die Situationen gesucht, in denen Ihnen schwindelig wird
  • In der Therapie lernen Sie ebenfalls, zu akzeptieren, dass es Ihnen immer noch schwindelig werden kann, ohne dass es schlimme Konsequenzen hat (Entkatastrophisierung) - gleichzeitig erhalten Sie eine Rückfallprophylaxe

Prognose

Bei akuten, organisch bedingten Schwindelanfällen hat sich je nach Ursache die Gabe von Medikamenten bewährt. Körperübungen helfen dabei, besser mit den Schwindelattacken umzugehen und Funktionsstörungen zu kompensieren. Ist Ihnen schwindelig, weil eine psychische Erkrankung dahintersteckt, können ebenfalls begleitend Medikamente wie Antidepressiva eingesetzt werden.

 

Eine weitaus größere Rolle fällt jedoch der psychoedukativen Aufklärung und der Psychotherapie zu. Bei den meisten Patienten hat es bereits einen starken therapeutischen Effekt, wenn Sie sich endlich der Ursachen Ihrer Schwindelsymptome bewusst werden. Um den Teufelskreis der Selbstbeobachtung zu durchbrechen, ist eine multimodale Therapie anderen Verfahren aktuell deutlich überlegen. Gemäß dem Dizziness Handicap Inventory (DHI) verbessert sich der Schwindelmarker um 35,3 %, wenn eine Kombination aus Körper- und Entspannungstraining sowie Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie zum Einsatz kommen.

FAQ

Neben körperlichen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen, Durchblutungsstörungen, Morbus Menière oder Lagerungsschwindel sind häufig Angst- und Panikstörungen dafür verantwortlich, dass Ihnen schwindelig ist.

Wenn Ihnen schwindelig ist, kann sich das anfühlen, als ob sich alles um Sie herum dreht, Sie sich in einem Fahrstuhl befinden oder der Boden unter Ihren Füßen schwankt. Möglich ist ebenfalls ein Gefühl von Benommenheit.

Bei akutem heftigen Schwindel mit Begleitsymptomen, v.a. auch „zentralen“ Symptomen wie Lähmungserscheinungen, ist eine sofortige Abklärung nötig. Wenn Ihnen ständig schwindelig ist, muss die Ursache ärztlich abgeklärt werden. Wenden Sie sich zunächst an Ihren Hausarzt, der Sie an entsprechende Fachärzte überweisen wird.

Haben die Schwindelanfälle keine organische Ursache, sollten Sie sich an einen Spezialisten für somatoforme Schwindelformen wenden, da den Beschwerden meist psychische Erkrankungen zugrunde liegen.

Die Behandlung von Schwindel Wirksame Psychotherapien in heilsamer Umgebung

In den Oberberg Fachkliniken für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie unterstützen wir Menschen in schweren seelischen und psychischen Krisensituationen mit effizienten Behandlungskonzepten. Dabei glauben wir fest an das Zusammenwirken von Menschlichkeit, Verbundenheit und Evidenz in einer erstklassigen Umgebung, die von einer herzlichen Atmosphäre aus Achtsamkeit, Zugewandtheit, Respekt und gegenseitigem Vertrauen geprägt ist. 

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