Um Therapieschritte zu verstehen und Behandlungen gut nachvollziehen zu können, ist es für Erkrankte hilfreich, wissenschaftlich-medizinische Begriffe zu verstehen. Um die Lücke zwischen ÄrztInnen, Erkrankten und ggf. Angehörigen zu schließen, kann eine Psychoedukation helfen: Sie zielt insbesondere darauf ab, komplexe Sachverhalte in kompakt und in verständliche Sprache nahezubringen.

Definition Was ist Psychoedukation?

Psychoedukative Maßnahmen zielen darauf ab, das Verständnis von Patientinnen und Patienten im Hinblick auf die eigene Erkrankung (oder die Angehöriger) zu bessern. Psychoedukation wird, trotz seines Begriffs, nicht ausschließlich bei seelischen Erkrankungen eingesetzt, sondern auch bei körperlichen.
Da ein verbessertes Verständnis über die eigene Erkrankung positive Effekte auf das Wohlbefinden haben kann, wird Psychoedukation als Teil der Therapie verstanden. Sie wird komplementär, als beratender Ansatz, in den Behandlungsplan integriert.
 

Behandlungsziele Ziele von Psychoedukation

Die Wissensvermittlung durch eine Psychoedukation verfolgt mehrere Ziele. Dazu zählen insbesondere folgende drei: Verständnis, Verantwortung und Bewältigung in Zusammenhang mit der zugrundeliegenden Erkrankung.

1. Verständnis
Die Krankheit kann komplex sein und für Menschen ohne medizinischen Hintergrund nicht auf Anhieb verständlich sein. Fachbegriffe können dies erschweren, bedeutende Zusammenhänge können bleiben verborgen. Im Rahmen einer Psychoedukation wird versucht, die Krankheit mit einfachen Begriffen zu beschreiben, ohne dabei wichtige Details auszulassen. Je nach Komplexität der Krankheit kann das Verstehen und Lernen über mehrere Wochen oder Monate andauern.

2. Verantwortung
Der Umgang mit der eigenen Erkrankung wird für viele leichter, wenn ein Verständnis darüber vorliegt, welche Prozesse ablaufen. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Krankheit auf einem verständlichen Niveau kann dabei helfen auf diese positiv Einfluss zu nehmen. Auch das Gefühl, dass nicht die Krankheit die Person kontrolliert, sondern die Person die Krankheit, kann ein wichtiges Erleben darstellen. Psychoedukation kann Ungewissheit und Sorgen reduzieren und dadurch positive Effekte auf Psyche haben.


3. Bewältigung
Sowohl bei akuten Krankheitszuständen, bei vollständig heilbaren Krankheiten, als auch bei chronischen Erkrankungen – Psychoedukation kann Patientinnen/ Patienten und Angehörige bei der Bewältigung unterstützen. Sie kann den Weg zu einer schnelleren Heilung ebnen oder lehren, wie beispielsweise mit der Krankheit der Alltag gestaltet werden kann. In den meisten Fällen führt dies zu einem positiveren Umgang mit der Erkrankung und kann mehr Selbstsicherheit bewirken.

Nicht immer meisten Patientinnen und Patienten jeden Schritt sofort und ohne Probleme. Es ist Aufgabe der behandelnden Therapeuten, herauszufinden, wo sie psychoedukative Schritte am besten unternehmen. Individuelle, auf das jeweilige akute Problem zugeschnittene Therapieansätze sind in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung.
 

Auswirkungen Positive Auswirkungen von Psychoedukation

Psychoedukation kann zu verschiedenen positiven Effekten führen, wie bereits anhand der drei Ziele von Psychoedukation (Verständnis, Verantwortung, Bewältigung) erläutert wurde. Deutliche Verbesserungen im Alltag der Patientinnen und Patienten können sein:


1. Informationsgewinn:

Durch anschauliches vermitteln von Inhalten können Symptome, medizinische Prozesse, Ursachen und Therapiemaßnahmen verstanden werden.


2. Therapieerläuterung:

Das Einhalten therapeutischer Maßnahmen oder fällt häufig leichter, wenn verständlich ist, wieso diese wichtig sind, sowie deren Wirkprinzip ist. Finden psychoedukative Gespräche statt, besteht ein Teilziel häufig darin, die Behandlung und ihre hoffentlich wirksamen Effekte zu verstehen. Dies steigert kann den Willen von Patientinnen und Patienten steigern Verantwortung für ihre Heilung zu übernehmen, sowie in ihrer Motivation gestärkt zu werden.


3. Erleichterung des Umgangs:

Mit schweren Erkrankungen zu leben, kann unter anderem soziale Interaktionen beeinträchtigen. So kann der Versuch, den Umgang mit Familienmitgliedern (und anderen Personen im Alltag) einfacher zu gestalten. Wie dies aussehen kann, hängt von der Art der Krankheit und individuellen von Person zu Person ab.

4. Stressbewältigung:

Im Zeitraum unmittelbar nach der Diagnose kann hoher Stress bestehen. Auch schubweise verlaufende Krankheiten, Folgen oder Rückfälle können immer wieder starke Stressanzeichen auslösen. Die Stressbewältigung im Alltag ist daher ebenfalls zentraler Bestandteil von Psychoedukation.

 

5. Vorbeugung und Aktivierung:

Um Rückfälle zu vermeiden oder zu verhindern, kann Psychoedukation eine eine prophylaktische Zielsetzung beinhalten. Außerdem wird untersucht, welche Ressourcen im Leben der Person zur Verfügung stehen. So können diese leichter aktiviert werden, was sich ebenfalls positiv auf den Verlauf der Krankheit auswirken kann – beispielsweise durch Unterstützung von Familienmitgliedern.

Im besten Fall ist eine vollumfängliche Psychoedukation in allen genannten Bereichen wirksam. Auch Teilerfolge sind jedoch denkbar und verbessern oft die Lebensqualität von Betroffenen deutlich.

Formate Psychoedukation: Gruppenformat und Einzelgespräche

Psychoedukation kann in Gruppen oder in Einzelgesprächen erfolgen:

Meist wird ein psychoedukative Einzelgespräch häufiger durchgeführt. Ziel ist stets, die Erkrankung verständlich darzustellen und auf die weiterführenden Therapiemaßnahmen einzugehen. Wie viele Stunden Psychoedukation stattfindet, hängt von der Erkrankung und der/dem Betroffenen ab. Richtwerte können etwa sechs bis einundzwanzig Stunden sein.


Gruppengespräch haben Vorteile darin, dass sich Patientinnen /Patienten zusätzlich untereinander austauschen können - über Erfahrungen, Probleme oder auch positive Aspekte. Dies kann vor allem bei Menschen sinnvoll sein, die sich aufgrund ihrer Krankheit isoliert fühlen. Zu sehen, dass sie nicht allein sind, kann einen stark positiven Effekt haben und den emotionalen Zustand verbessern.

Ursprünglich stammen psychoedukative Ansätze aus den U.S.A.. Dort wurde erstmalig Psychoedukation bei der psychischen Erkrankung Schizophrenie eingeführt und 1980 genauer beschrieben. Das äußerst komplexe Krankheitsbild machte es behandelnden TherapeutInnen schwer, Erkrankten oder Angehörigen die Erkrankung zu erklären. Zwei Ziele standen für die Psychoedukation bei Schizophrenie im Mittelpunkt:
- Vermittlung von Informationen auf einer interaktiven Ebene
- Emotionale Entlastung von Erkrankten und Angehörigen

Die Psychoedukation bei Schizophrenie hat gezeigt, dass diese Form der Wissensvermittlung auch für viele andere Krankheitsbilder von Vorteil sein kann. Daher wird sie heute bei vielen Erkrankungen angewandt und erzielt messbare Erfolge.

 

Krankheiten Bei welchen Krankheiten kann eine Psychoedukation stattfinden?

Psychoedukation kann bei Krankheiten, die physisch und/oder psychisch stark negative Auswirkungen auf Betroffene haben kann, stattfinden. Psychoedukation kann beispielsweise bei Krebs- oder Autoimmunerkrankungen stattfinden, Herzerkrankungen, Diabetes, Neurodermitis, bei Abhängigkeiten von Suchtmitteln (wie Alkohol) und zahlreichen psychischen Erkrankungen (Depression, ADHS, …) hinzu.

Psychoedukation kann dabei helfen, die Krankheit besser zu begreifen und einen verbesserten Umgang damit zu finden. Ob die eigene Krankheit für diese Form der Therapie in Frage kommt, kann mit dem/der BehandlerIn besprochen werden.

Zu berücksichtigen ist, dass individuelle Faktoren Einfluss auf den Erfolg der Maßnahmen nehmen können. Dies können starke sozialen Ängste sein, Störungen der Konzentration, Aufmerksamkeitsprobleme oder eine eingeschränkte Denkfähigkeit.

 

Wie können die Oberberg Kliniken helfen?

In den Oberberg Kliniken möchten wir Menschen dabei unterstützen, bei körperlichen und seelischen Erkrankungen und/oder Ausnahmesituationen den Weg zurück ins Leben zu finden und die Lebensqualität wieder zu steigern. Psychoedukation kann ein wichtiger Baustein eines umfangreichen therapeutischen Angebots sein. In den Oberberg Fachkliniken für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Stressmedizin entscheiden und besprechen wir gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten, welche Schritte für eine Therapie sinnvoll sein könnten und wieso. Durch ein eigenes Fachwissen können Sie selbst Entscheidungen treffen und die Krankheit positiv beeinflussen. Auch Angehörige können in die Psychoedukation miteinbezogen werden / erhalten.
An welchem Standort Therapie und Psychoedukation erfolgt, bleibt Ihnen überlassen. Die Oberberg Kliniken bieten tagesklinische Therapien (Psychotherapie, Psychoedukation, Fachtherapie, …) ebenso an wie eine stationäre Behandlung vor Ort. Unsere Kliniken haben einen gehobenen Standard, damit Sie sich wohlfühlen können und Energie schöpfen. Unsere Ärztinnen/Ärzte, TherapeutInnen, Pflegepersonal und alle anderen MitarbeiterInnen vor Ort haben Zeit auf Ihre Bedürfnisse einzugehen.
 

Therapie Die Fachkliniken der Oberberg Gruppe, welche Verhaltenstherapien anbieten

 

Psychoedukative Programme werden auf Basis aktueller Erkenntnisse aus der Wissenschaft zusammengestellt und an die jeweilige Person angepasst. Dies können Krankheitsbilder wie eine Psychose, Depression, Zwangserkrankung, Schlafstörung, Persönlichkeitsstörung oder auch ein ADHS beispielsweise sein.

Um die Aussichten auf Erfolg zu verbessern, werden mehrere Bausteine in der Behandlung zu einem kohärenten Ganzen zusammengesetzt. Bewährte Schulmedizin wird verbunden durch klassische oder moderne Psychotherapie, Entspannungsverfahren, Fachtherapien und/oder alternative Medizin. Diese Therapieverfahren können zusätzlich zur Psychoedukation bei erfolgen.

In dieser Zeit begleiten dieselben TherapeutInnen den/die PatientIn während der Psychotherapie. Dies schafft Vertrauen. In den Oberberg Kliniken können Menschen in jedem Alter behandelt werden – egal ob im fortgeschrittenen Alter oder im heranwachsenden.

Ansprechpartner Sie können sich jederzeit vertrauensvoll und diskret an uns wenden

Sie möchten mehr Informationen zu unserem Behandlungsangebot, zur Ausstattung in den Kliniken oder zum Tagesablauf in einer unserer Kliniken? Dann würden wir uns freuen, wenn Sie mit uns persönlichen Kontakt unter der Telefonnummer 030 - 26478919 aufnehmen. Wenn Sie einen Rückruf für ein persönliches Gespräch vereinbaren möchten, füllen Sie bitte das Kontaktformular aus. Wir werden uns dann schnellstmöglich bei Ihnen melden.

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F.A.Q: Häufige Fragen zu Psychoedukation

Eine Psychoedukation kann bei verschiedenen Krankheiten hilfreich sein. Diese können psychischer oder körperlicher Art sein, wie beispielsweise ADHS, Krebs, Herzerkrankungen oder Psychosen. Das Ziel einer Psychoedukation besteht unter anderem in der Vermittlung von Wissen zur eigenen Erkrankung. In bestimmten Situationen, etwa bei sehr starken psychischen aktuellen Belastungen, kann es jedoch sinnvoll sein abzuwägen, ob eine Psychoedukation zu diesem Zeitpunkt stattfinden soll, oder verschoben wird. Dies kann mit professioneller Hilfe individuell abgeschätzt und besprochen werden. Häufig findet eine Kombination mit Psychotherapie statt.

 

In Abhängigkeit von der Erkrankung und der persönlichen Situation wird eine Psychoedukation meist in einem Umfang von etwa sechs bis einundzwanzig Sitzungen durchgeführt. Diese dauern jeweils ungefähr eine Stunde.
 

Nein, Psychoedukation kann auch für Angehörige / Bezugspersonen hilfreich sein. Der/die von der Krankheit Betroffene kann beispielsweise durch die Symptomatik eventuell nur unzureichend nach außen kommunizieren. Objektive und hilfreiche Informationen durch Dritte kann das Verständnis und den Umgang mit der Situation für Angehörige erleichtern. Daher kann eine Psychoedukation auch für Eltern erkrankter Kinder, für Angehöriger schwer Erkrankter und andere sinnvoll sein.

 

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Psychiatrie Verlag Psychiatrienetz (Hrsg.). (2022). Psychoedukation. Psychiatrienetz.

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