Depressionen im Alter
Depressionen im Alter werden unterschätzt, dies ergab eine Umfrage veröffentlicht vom Deutschland-Barometer Depression. Von den 5350 befragten Personen zwischen 18 und 79 Jahren gaben 83% an, dass die Hauptursachen von Depressionen Stress (97%) oder Belastungen am Arbeitsplatz (95%) seien und dass deswegen Menschen im jungen oder mittleren Erwachsenenalters an einer Depression erkranken.
Bei älteren Menschen werden depressive Symptome von Hoffnungslosigkeit, Freudlosigkeit, Schlafstörungen oder Erschöpfungsgefühl als typische Alterserscheinungen verkannt. Zum Teil klangen die Umfrageergebnisse schon altersdiskriminierend: Jeder sechste Befragte sprach sich dafür aus, die Behandlungskosten der Depressionen lieber an junge oder jüngere erwachsene Menschen auszugeben.
Gut ein Fünftel (22%) gaben an, dass bei den Älteren die Behandlung körperlicher Erkrankungen wichtiger sei. Ein Drittel (36%) glauben, dass Depressionen im Alter nicht mehr behandelbar seien und mehr als ein Drittel sind der Meinung, dass alte Menschen ohnehin keine Bereitschaft zeigen werden, einen Psychotherapeuten aufzusuchen.
Leider beruhen diese Meinungen häufig schlicht auf Unwissenheit. In der Realität sind Depressionen eine der häufigsten psychischen Leiden der Senioren und betreffen in Deutschland 6.1 % der älteren Menschen (70-79 Jahre) im Laufe eines Jahres. Werden alle Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren zusammen genommen liegt die Quote nur etwas höher bei 8.1 %.
Allerdings sind leichtere Depressionen oder Depressionen, bei denen nicht alle Symptome vollständig vorliegen, zwei bis drei Mal so häufig bei älteren Menschen. Und auch diese Störungen führen zu einer deutlichen Beeinträchtigung von Gesundheit und Lebensqualität. Das Behandlungsalter spielt für den Behandlungserfolg im Übrigen keine wichtige Rolle: eine Depression lässt sich unabhängig vom Alter nach einer Diagnose mit vergleichbarer Erfolgswahrscheinlichkeit – auch psychotherapeutisch - behandeln.
In allen Kliniken der Oberberggruppe werden Depressionen im Alter behandelt
Erhöhte Suizidrate bei Depressionen im Alter
Eine unbehandelte Depression kann auch tödlich enden: die Suizidrate bei Depressionen im Alter liegt in Deutschland rund fünf Mal so hoch wie bei jüngeren Erwachsenen. Von den jährlichen 9000 Suiziden geht die Mehrzahl auf psychische Erkrankungen zurück.
Diese Fehleinschätzung der Bevölkerung und der Ärzte führt zu einer nicht adäquaten oder gar ausbleibenden Behandlung der Senioren, was zu einer drastischen Erhöhung des Suizidrisikos beiträgt. Die Realität sieht so aus, dass nur sehr selten Antidepressiva verschrieben werden und die Abrechnungsdaten der Krankenkassen vom Jahr 2016 deutlich aufzeigen, dass nur etwa 5% der Patienten (> 65 Jahre), bei denen eine Depression diagnostiziert worden ist, sich in einer ambulanten psychotherapeutischen Behandlung befanden. Tatsächlich waren bei den Befragten von den Erkrankten über 70 Jahre nur 12% in psychotherapeutischer Behandlung, wohingegen es bei den Befragten zwischen 30 und 69 Jahren 31 % waren. Es liegt aber nicht am Unwillen der Senioren, was 71% der Bevölkerung vermutet. Die Umfrage hat gezeigt, dass gut zwei Drittel (64 %) bereit wären, eine Therapie zu machen.
Es werden zwei mögliche Ursachen in Betracht gezogen: Zum einen klagen ältere Menschen eher über somatische Probleme (z.B. Magen- oder Kopfschmerzen) – was die richtige Diagnose des Arztes erschwert – zum anderen besteht in unserer Gesellschaft das Altersstereotyp vom alten niedergeschlagenen Menschen, der Partner und Freunde verloren hat. Nur ist Trauer nicht mit einer Depression gleichzusetzen.
Viele unterschätzen auch den zeitlichen Wandel: Die heutigen 70-Jährigen sind körperlich und mental deutlich fitter als noch vor 20 Jahren! Diesen modernen Umstand hat man generell bei Diagnosen zu berücksichtigen, für einen gerechten und respektvollen Umgang.
In allen Kliniken der Oberberggruppe werden Depressionen im Alter, Angststörungen oder Abhängigkeitserkrankungen auf höchstem Niveau behandelt. Ein besonderer Schwerpunkt für Senioren („Fit im Alter“) besteht an der Oberberg Fachklinik Weserbergland.
Referenzen:
Stiftung Deutsche Depressionshilfe: Deutschland-Barometer Depression 2019. Online abrufbar unter:
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/forschungszentrum/id-2019