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Worry Burnout – Was steckt dahinter?

Zwei pandemische Krisenjahre hinterlassen Spuren

Seit nunmehr bald zwei Jahren lebt die Gesellschaft weltweit im Ausnahmezustand. Lockdowns, Kontaktverbote und tägliche Informationen zum neuesten Infektionsgeschehen gehen nicht spurlos an den Menschen vorbei. Vor allem sehr sensible Menschen mit einem hohen Angstpotenzial leiden unter den Auswirkungen der Dauerpandemie.

Hintergrund und Symptome eines Worry Burnouts

In seinem Ursprung ist ein Burnout eine seelische und körperliche Reaktion auf eine generelle Überlastung im Alltag. Die Hauptsymptome eines klassischen Burnouts sind starke körperliche und seelische Erschöpfung, negative Gefühle gegenüber der Arbeit und den KollegInnen sowie eine Abnahme der Leistungsfähigkeit. Das Worry Burnout hingegen (ein Begriff, den die New York Times im Rahmen der Covid-19-Pandemie populär gemacht hat) ist ein chronischer Erschöpfungszustand, der in keinem Zusammenhang mit einer Überarbeitung oder zu hohen Anforderungen an sich selbst steht. Vielmehr entsteht dieser Zustand der Erschöpfung vor dem Hintergrund einer langanhaltenden Belastung durch die SARS-CoV2-Pandemie.

Das menschliche Gehirn ist evolutionär so „eingestellt“, dass es in als bedrohlich bewerteten Situationen Signale aussendet, die zum Beispiel eine Flucht- oder Kampfbereitschaft auslösen. Befindet sich das Hirn jedoch in ständiger Alarmbereitschaft, ermüdet dies Körper und Seele. Bei langfristigem Bestehen der Belastung kann das, besonders beim Vorliegen von Risikofaktoren, schwerwiegende Konsequenzen für die psychische und körperliche Gesundheit haben. So kann beispielsweise das sogenannte Worry Burnout entstehen. Die Erschöpfung im Falle eines Worry Burnouts wird durch die ständige Alarmbereitschaft des Gehirns verursacht. Betroffene können sich nicht aus der Angstspirale befreien und laufen Gefahr, sich ihren Sorgen zu verlieren. Faktoren, die solche Angstspiralen auslösen, sind zum Beispiel die andauernde Ungewissheit, wie die pandemische Situation weitergeht oder die Angst um eigene Gesundheit und finanzielle Existenz. Ein Gefühl der Machtlosigkeit und des hilflosen Ausgeliefertseins entsteht. Diese steigern die Alarmbereitschaft des Hirns zusätzlich.

Zu den Symptomen eines Worry Burnouts können ständige Müdigkeit, Lustlosigkeit, das Fehlen jeder Motivation oder Hoffnungslosigkeit gehören. Auch dauerhafte Ängste, Sorgen und ein erhöhter Cortisolspiegel sind ernstzunehmende Warnzeichen. Die klinische Psychologin und Professorin an der New York University Thea Gallagher beschreibt in der New Yorl Times typische Anzeichen eines Worry Burnouts: Demnach meiden Betroffene eines Worry Burnouts oft den Konsum von Nachrichten, fühlen sich innerlich leer und taub und sind trotz ausgedehnter Schlaf- und Ruhephasen müde. Auch ein gesteigertes Wutpotenzial oder Resignation kann hinzukommen.

Wenn Symptome über einen langen Zeitraum bestehen, wenn sie die Bewältigung des Alltags einschränken oder Leidensdruck erzeugen, sollten die Symptome ernstgenommen werden. Derartige Beschwerden können die körperliche und vor allem psychische Gesundheit beeinträchtigen und zu Erkrankungen wie beispielsweise einer Depression führen. Spezifische psychische Erkrankungen und Stress können das Immunsystem schwächen und das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, erhöhen. Dies kann dann zu einer weiteren Verschlechterung der psychischen Situation beitragen.

Wechselwirkungen zwischen Pandemie und Worry Burnout

Da der Mensch ein „soziales Wesen“ ist, können Kontaktverbote und (Teil-)Lockdowns eine Herausforderung und Belastung darstellen. Auch gravierende Veränderungen des Alltags wie eine Doppelbelastung von Homeoffice und zu betreuenden oder beschulenden Kindern können das Stresslevel zusätzlich steigern. Als der erste Lockdown zu Ende war, wurde zunächst die Hoffnung auf die Rückkehr des bekannten Alltags geweckt. Durch die ständige Wiederkehr von Lockdowns und Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie entstand bei vielen Menschen jedoch Hoffnungslosigkeit, weil ein sicheres Ende der Pandemie nicht abzusehen ist. Ärger und Wut als Reaktion auf den Verzicht auf schöne Erlebnisse wie Urlaub oder Feiern mit vielen Personen stellen eine häufige emotionale Reaktion auf die pandemischen Umstände dar. Zeitgleich galt es strenge Auflagen zu erfüllen, um die Verbreitung des Virus zu stoppen und schutzbedürftige Menschen vor einer Infektion zu schützen. Dazu kommen Zukunftsängste und Sorgen über den weiteren Verlauf der Pandemie, die die Psyche langfristig belasten können. Mit der Zeit kann die andauernde Ausnahmesituation dazu führen, dass Menschen als Schutzmechanismus versuchen, die Stressoren auszublenden, indem sie zum Beispiel keine Nachrichten mehr ansehen oder lesen.

Diese Strategie ist Merkmal des Worry Burnouts  Betroffene versuchen, die pandemische Lage auszublenden und laufen dadurch Gefahr, fahrlässig zu handeln. Sie suchen Schutz vor weiterem psychischen Stress, indem sie versuchen, das Leben eigenständig in normale Bahnen zu lenken. Das kann dazu führen, dass Menschen mit einem Worry Burnout auf einen Mund-Nasen-Schutz verzichten, dass sie Kontakte nicht mehr reduzieren oder Hygieneregeln nicht mehr einhalten. Es kommt zu einer Steigerung des Risikos, sich selbst und andere Menschen zu infizieren.

Hilfe bei einem Worry Burnout

Um einem Gesundheitsrisiko zu entgehen und die Beschwerden des Worry Burnouts zu reduzieren, ist es wichtig, einen Umgang mit Emotionen wie Angst und Stress zu finden. Dabei können angemessene Strategien der Selbstfürsorge helfen: Dies können Gespräche mit Angehörigen sein, Sport, oder das Finden neuer Freizeitaktivitäten . Sollten Symptome andauern, Sie belasten und/oder im Alltag einschränken, zögern Sie nicht professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bei vielen Erkrankungen ist eine frühzeitige Intervention wichtig, um bestmögliche Therapieergebnisse zu erzielen. Eine psychotherapeutische Behandlung kann Ihnen dabei helfen. Auch ein Achtsamkeitstraining oder das regelmäßige Anwenden von Entspannungsverfahren kann zu einer Verbesserung der psychischen Gesundheit beitragen. Die Bedürfnisse, Symptome und Ressourcen jeder/jedes Einzelnen werden in einem therapeutischen Kontext berücksichtigt, um die Stimmung zu verbessern, wieder hoffnungsvoll den Alltag zurückzukehren, Herausforderungen zu bewältigen und Freude am Leben zu finden.

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Häufige Fragen F.A.Q. zum Worry Burnout

Gespräche mit der Familie oder einem Therapeuten, Spaziergänge in der Natur und eine neue Perspektive auf die persönliche sowie die gesellschaftliche Situation können hilfreich sein. Da es für Betroffene schwer ist, von selbst einen ersten Schritt zu gehen, kann eine Psychotherapie der richtige Ansatz sein. Auch Entspannungsverfahren oder das Praktizieren von Achtsamkeit können helfen.

Ein starker Erschöpfungszustand und andauernde Müdigkeit sind allgemeine Symptome eines Burnouts. Das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal zwischen einem „klassischen Burnout“ und einem Worry Burnout liegt in den Ursachen, die den Zustand herbeiführen. Das Worry Burnout  entsteht nicht durch eine Überforderung im Beruf oder im eigenen Verantwortungsspielraum. Vielmehr leiden Betroffene unter Erschöpfung, weil sie aufgrund der Pandemie in einem langfristigen Zustand der Angst leben, was zu einer andauernden Alarmbereitschaft des Gehirns geführt hat.

Grundsätzlich weisen Extreme in die eine oder in die andere Richtung auf das Risiko eines Worry Burnouts hin. Wer sehr ängstlich ist oder stark resigniert, ergibt sich der Hoffnungslosigkeit. Dies könnte ein Zeichen für ein Worry Burnout sein. Wer alle Warnungen ignoriert und die Pandemierisiken unterschätzt, könnte ebenfalls betroffen sein. Hinzu kommen häufig auch körperliche Symptome wie beispielsweise anhaltende körperliche Erschöpfung.

Blum, D. (2021, 06. Dezember). „Worry Burnout“ is real. The New York Times. nytimes.com/2021/12/16/well/worry-burnout-covid.html (zuletzt abgerufen: 20.01.2022)

Shiffer, E. (2022, 19. Januar). „Worry Burnout“ is Running Rampant During the Pandemic – Here Are The Signs You’re Suffering From It, and What To Do. Parade. parade.com/1323041/emilyshiffer/what-is-worry-burnout/ (zuletzt abgerufen: 20.01.2022)

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