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Das Hochstapler Syndrom: Mangelnde Selbstanerkennung

Das Hochstapler-Syndrom, auch Imposter-Syndrom genannt, beschreibt Personen, die ihre eigene Leistungen nicht anerkennen. Menschen mit einem Impostor-Syndrom haben außerdem Angst, ihre Umwelt könnte die eigene subjektiv empfundene Unfähigkeit bemerken. Eigene Erfolge schreiben sie Zufällen oder glücklichen Umständen zu. Lob und Anerkennung anderer kann das Gefühl ein/e BetrügerIn zu sein, auslösen.

Das 1978 erstmals als solches bezeichnete Hochstapler-Syndrom ist keine eigenständige psychische Erkrankung. Die heutige Wissenschaft erachtet das Hochstapler-Phänomen als eine kognitive Wahrnehmungsverzerrung. Sie kann unabhängig von dieser Einordnung die Lebensqualität von Betroffenen mindern und Leiden verursachen. Mit einer Psychotherapie kann jedoch Besserung erreicht werden.

Anzeichen Anzeichen für ein Hochstapler-Syndrom

Ein Syndrom bezeichnet das gleichzeitige Auftreten verschiedener Krankheitsanzeichen. Bei dem Hochstapler-Syndrom sind es häufig folgende:

  • Selbstzweifel
  • übertriebener Perfektionismus
  • Befürchtung zu versagen
  • Angst, andere Menschen zu enttäuschen
  • Sorge, dass Andere ihre subjektiv empfundene Unfähigkeit bemerken
  • Hohe Selbstanforderungen an sich
  • Erbringen hoher Leistungen
  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Empfinden ein/e HochstaplerIn zu sein
  • Stehen unter enormen inneren Druck
  • Empfinden, dass andere einen überschätzen
     

Das Impostor-Phänomen kann in seiner Symptomatik unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Auswirkungen kann es auf alle Lebensbereiche haben. Häufig ist das Hochstapler-Syndrom dort am ausgeprägtesten, wo tatsächlich Leistung erbracht wird: in der Schule, in der Ausbildung, im Studium oder im Berufsleben.

Hochstapler-Syndrom im Schul- und Arbeitskontext

Bei SchülerInnen und StudentInnen kann ein Hochstapler-Syndrom dazu führen, dass sie übermäßig viel lernen, da sie vermeiden wollen, dass jemand sie in ihrem subjektiv wahrgenommenen Versagerdasein enttarnen könnte. Im Berufsleben sind Menschen mit einem Hochstapler-Syndrom häufig Workaholics, die ihre Arbeit zusätzlich akribisch genau ausführen, um keine Fehler zu machen.

Aus dem Engagement und Einsatz resultieren Erfolge und überdurchschnittlich gute Leistungen bei Menschen mit einem Hochstapler-Syndrom. Sie setzen sich selbst unter Druck extrem hohe Leistungen zu erbringen und setzen Perfektion als Maßstab, wobei Selbstzweifel die Motivation dahinter sind.

Potenzielle körperliche Auswirkungen eines Hochstapler-Syndroms

Neben den verschiedenen dargestellten psychischen Beschwerden kann der hohe Leistungsdruck, die Angst und der Dauerstress körperliche Symptome hervorrufen. Das Hochstapler-Syndrom kann zu Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Bluthochdruck und weiteren Beschwerden führen. Diese können individuell sehr unterschiedlich sein. Bessert sich die psychische Situation der Betroffenen, so nehmen meist auch die körperlichen Beschwerden ab.

Ursachen des Hochstapler-Syndroms

Die mit dem Imposter-Syndrom verbundenen Symptome können vielerlei verschiedene und individuelle Ursachen haben. So kann ein geringes Selbstwertgefühl in der Kindheit verursacht worden sein, ebenso wie Versagensängste aufgrund zu hoher Anforderungen der Eltern. Auch übermäßige Kritik aber auch ebenso Überbehütetsein ohne das Erleben eigener Wirksamkeit, kann zu Selbstzweifeln führen. Beides kann zu Schwierigkeiten führen, mit Anforderungen umzugehen.

Belastende Erlebnisse können ebenfalls zur Entwicklung eines Hochstapler-Syndroms beitragen. Dies können Mobbing, Traumata und vielerlei individuelle Geschehnisse sein. Welche Ursachen vorliegen, die eine Entstehung und Aufrechterhaltung bedingen, kann im Rahmen einer Psychotherapie eruiert werden. Anschließend lassen sich diese therapeutisch bearbeiten und können dann das Befinden der betroffenen Person verbessern.

Häufige begleitende seelische Erkrankungen bei einem Hochstapler-Syndrom

Zu den häufigen begleitenden Störungen eines Hochstapler-Syndroms zählen:

Bei Verdacht sollte eine Konsultation bei einer/einem Arzt/Ärztin oder Psychologe/Psychologin erfolgen. Eine frühzeitige Therapie und Behandlung bessern die Prognose.

Test: Hochstapler-Syndrom Hinweise

Es gibt typische Merkmale, die auf die kognitive Verzerrung des Hochstapler-Syndroms hinweisen. Die Art der Selbstwahrnehmung, Attribution und Denkmuster können darauf hinweisen. Dazu zählen:

  • Das ständige Gefühl nicht gut genug zu sein
  • Eigene Erfolge und Leistungen als Zufälle oder Glück zu empfinden
  • Versagensängste
  • Probleme im Umgang mit Komplimenten
  • Schwierigkeiten Kritik anzunehmen
  • Angst davor, dass andere die eigene „Unfähigkeit“ bemerken

  • Hang zu Perfektionismus

Häufige Gedanken bei einem Impostor-Syndrom sind beispielsweise:

  • Dass korrekte Antworten in der Klausur nur geraten waren
  • Dass bei der Prüfung ein Auge zugedrückt wurde
  • Der Prüfungsstoff oder Aufgaben viel zu einfach waren
  • Der Erfolg ist nur dem Mitwirken der KollegInnen zu verdanken ist
     

Treffen viele dieser Aussagen zu, wird empfohlen professionell abklären zu lassen, ob ein Impostor-Syndrom vorliegt und eine Therapie sinnvoll sein könnte.

Tipps zur Selbsthilfe bei einem Hochstapler-Syndrom

  1. Tagebuch führen über alle die Dinge, die getan wurden und sich die eigene Wirksamkeit und Erfolge vor Augen zu halten. Die Notizen sollten sachlich erfolgen und auch Banalitäten wie morgendliches Aufstehen, Zubereitung von Mahlzeiten und weiteres Alltägliches soll mitaufgenommen werden. In einer zweiten Spalte oder auf einem anderen Blatt kann aufgeführt werden, wann Zweifel oder ein Gefühl von Unzulänglichkeit ausgelöst wird und wodurch. Diese gilt es zu hinterfragen. Dabei kann es helfen sich vorzustellen dies würde ein enger Freund erzählen und man würde diesen liebevoll unterstützen wollen. Ein mutmachender Satz kann dazugeschrieben und laut ausgesprochen werden.
  2. Sich täglich etwas vorzunehmen, das einem guttut. Das können Kleinigkeiten wie ein leckeres Essen sein oder bewusste Aktivitäten zum Stressabbau. Dies wird unabhängig davon für sich selbst getan, ob alles wie geplant erledigt werden konnte. So kann Genuss, Ruhe und Bedingungslosigkeit wieder in den Alltag integriert werden.
  3. Jeden Tag mindestens einen positiven Moment notieren. Dies lenkt das Bewusstsein dahingehend, stärker darauf zu achten, welche Kleinigkeiten einen solchen Glücksmoment auslösen. Außerdem trägt dies zur Veränderung der Wahrnehmung bei.

Helfen können Gespräche mit engen Bezugspersonen, PsychotherapeutInnen oder anderen vom Imposter-Syndrom Betroffenen im Rahmen einer Selbsthilfe-Gruppe (hier eine Übersicht).
 

Therapie eines Hochstapler-Syndroms

Im Rahmen einer Psychotherapie können die den Beschwerden, Denkmustern und Verzerrungen zugrunde liegenden Ursachen eruiert werden. Dies können Erlebnisse, Konflikte und Erfahrungen sein, die immer wieder gemacht wurden, weit zurückliegen, unterbewusst sind oder nie hinterfragt wurden. Dazu eignen sich verschiedene Therapieverfahren, beispielsweise die Kognitive Verhaltenstherapie. Eine Psychotherapie kann außerdem von weiteren Fachtherapie ergänzt werden und bei zusätzlichen Erkrankungen, beispielsweise einem Burnout-Syndrom, auch medikamentös begleitet werden.

Inhalte der Psychotherapie sind individuell. Häufig sind es folgende oder ähnliche Therapieinhalte: Ein wichtiger Punkt in der Behandlung der Wahrnehmungsverzerrung des Impostor-Syndroms ist die Erkenntnis, dass die subjektive und die objektive Wahrnehmung weit auseinanderklaffen. Ziel kann beispielsweise die Erkenntnis sein, dass jede Leistung lobenswert ist und Anerkennung angenommen werden kann. Ebenso dass das eigene Selbst nicht perfekt sein muss und unabhängig von anderen selbst wertgeschätzt werden kann. Auch der Abbau von Versagensängsten kann so erreicht werden.

Therapeutische Unterstützung in den Oberberg Fachkliniken

In den Oberberg Kliniken für Psychiatrie, Psychosomatik, Psychotherapie und Stressmedizin behandeln wir seelische Erkrankungen, Beschwerden und Krisen in allen Altersgruppen und auf hohem modernem, wissenschaftlichem und komfortablem Niveau. Dazu bieten stationäre als auch tagesklinische Behandlungssettings deutschlandweit an. Hier finden Sie einen Überblick unserer Therapieverfahren.

Ihre Gesundheit, Ihre Wünsche und Ihr Wohlergehen stehen für uns stets an erster Stelle.

Hier nehmen Sie Kontakt zu Oberberg auf:

Wenden Sie sich vertrauensvoll an uns, wenn Sie Fragen zum Impostor-Syndrom, unserem Therapieangebot oder anderer Art haben - wir sind gerne für Sie da und stehen jederzeit unter der (gebührenfreien) Rufnummer 0800 5577330 beratend zur Seite. Außerhalb Deutschlands wählen Sie bitte +49 30 20867301-0. Wenn Sie einen Rückruf für ein persönliches Gespräch vereinbaren möchten, füllen Sie bitte das Kontaktformular aus. Wir werden uns dann schnellstmöglich bei Ihnen melden.

F.A.Q. zum Hochstapler-Syndrom

Darauf gibt es keine eindeutige Antwort, Ursachen dieser Wahrnehmungsverzerrung sind häufig individuell. Sie können in der sozialen Umwelt, Perfektionismus oder auch in der Kindheit beispielsweise liegen. Ursachen eines Hochstapler-Syndroms können im Rahmen einer Psychotherapie eruiert werden. Sie können für die Therapie wichtig sein.

An Versagensängsten, Selbstzweifeln, mangelnder Anerkennung eigene Fähigkeiten und der Furcht, die subjektiv empfundene Unzulänglichkeit könnte bemerkt werden, kann mit professioneller Unterstützung gearbeitet werden. Eine Psychotherapie kann also bei den Beschwerden eines Impostor-Symptoms helfen. Dieses ist keine Erkrankung. Eine Therapie setzt an den individuellen Beschwerden, auslösenden sowie aufrechterhaltenden Bedingungen an.

Badawy, R.L., Gazdag, B.A., Bentley, J.R. &Brouer, R.L. (2018, 30. April). Are all impostors created equal? Exploring gender differences in the impostor phenomen -performance link. Personality and Individual Differences, 131, 156-163.

Crestcom (Hrsg.). (2021, 01. Juli). Das Hochstapler-Syndrom ist ein Problem der Arbeitsplatzkultur. Crestcom. crestcom.com/de/blog/whitepaper/das-hochstapler-syndrom-ist-ein-problem-der-arbeitsplatzkultur/

IKK (Hrsg.). (n.D.). Hochstapler-Syndrom: Ist das mein Verdienst oder hatte ich einfach nur Glück? IKK Classic. ikk-classic.de/gesund-machen/arbeiten/hochstapler-syndrom (zuletzt abgerufen: 01.10.2022)
Weirich, B. (2022, 28. Juli). Hochstapler-Syndrom: Symptome, Ursachen & Tipps. Onmeda. onmeda.de/krankheiten/hochstapler-syndrom-id203258/