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Angst vor Corona - Fakten und Falschmeldungen zu COVID-19

Die aktuelle Corona-Pandemie führt zu einer verständlichen Verunsicherung bei vielen Menschen. Gerade in Krisenzeiten ist es jedoch wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht auf fehlerhafte Berichterstattung oder „Panikmache“ hereinzufallen. Die folgenden Informationen und Hinweise sollen aufklären und Ihnen dabei eine kleine Hilfestellung geben, mit Ihrer Angst vor dem Coronavirus besser umzugehen und auch in der jetzigen Krise besonnen zu handeln.

Was ist COVID-19?

COVID-19 zählt – genau wie auch SARS und MERS – zu den sogenannten Coronaviren (CoVs). Alle drei gehören dabei zum selben von insgesamt vier Virenstämmen – den β-Coronaviren. Bereits 2002 gab es einen Ausbruch von SARS (severe acute respiratory syndrome), der medial um die Welt ging. Im Jahr 2012 folgte dann MERS (Middle East respitory syndrome). Seit Ende 2019 wurde in China ein verstärktes Auftreten von COVID-19 beobachtet.

Die Abkürzung COVID-19 leitet sich hierbei von „Coronovirus Disease 2019“ ab. Laut Robert-Koch-Institut konnten bei den Betroffenen bisher folgende Symptome festgestellt werden: Husten (55%), Fieber (39%) und Schnupfen (28%). Kopf- oder Gliederschmerzen hingegen treten bei COVID-19 im Gegensatz zur Grippe eher selten auf (ndr.de, Stand 21.03.2020).

Wieso die Angst vor dem Coronavirus COVID-19 so groß ist

Die Infektion nimmt bei COVID-19 u.a. durch das Verursachen von Pneumonien, in ca. 15% der Fälle beim Menschen einen schweren Verlauf. Da weltweit bereits 244.602 bestätigte Fälle in 160 Ländern aufgetreten sind, ist es wichtig, eine zu rasche Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen:
(Stand 20.3.2020, aktuelle Zahlen für Deutschland finden Sie unter
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html)

Auch wenn die Infektion in ca. 80-85% der Fälle nur mit leichten oder unspezifischen Symptomen einhergeht, müssen insbesondere Risikopatienten vor einer Ansteckung geschützt werden. Hierzu zählen vor allem ältere Menschen und Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen. In schweren Fällen kann nämlich eine intensivmedizinische Betreuung notwendig werden, weshalb hierfür genügend Kapazitäten – beispielsweise Betten auf Intensivstationen oder Beatmungsgeräte – zur Verfügung stehen müssen.

Erfolgt die Ausbreitung von COVID-19 jedoch zu schnell, benötigen ab einem gewissen Zeitpunkt zu viele Menschen zur selben Zeit eine intensivmedizinische Versorgung, die wegen der begrenzten Kapazitäten dann aber nicht mehr für alle schweren Fälle zur Verfügung stehen würde. Die Präventionsmaßnahmen und die damit bezweckte Verlangsamung einer zu schnellen Ausbreitung von COVID-19 ist daher aktuell ein sehr wichtiges Ziel.

Wissen über Corona hilft Angst zu mindern

Eine gute Information und Aufklärung der Bevölkerung stellt auch in der aktuellen Corona-Krise sicher, dass wir sachlich entscheiden und den Umständen entsprechend handeln können. Hierbei helfen einerseits sinnvolle Maßnahmen, die jeder Einzelne beachten kann. Zusätzlich hat die Bunderegierung mittlerweile einige Maßnahmen umgesetzt und die Einhaltung bestimmter Vorgaben gefordert.

Das sind die Fakten

Inzwischen haben neben China und Italien auch andere Länder Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie getroffen. In Deutschland wird weiterhin versucht, die Ansteckungsketten über Kontaktpersonennachverfolgung zu kappen (u.a. auch mittels Bewegungsdaten). Medizinische Versorgung wird auf (nun leerstehende) Veranstaltungszentren ausgeweitet, beispielsweise Messegelände. Zudem wurden Medizinstudenten ab dem 5. Semester und anderes medizinisch geschultes Personal gebeten, bei der Bekämpfung der Epidemie mitzuhelfen. Weitere aktuell ergriffene Maßnahmen (Stand 20.03.2020):

  • Schließung von Kitas und Schulen (Unternehmen werden indirekt unter Druck gesetzt, ihre Mitarbeiter zur Kinderbetreuung freizustellen); Notfallbetreuung von Kindern, deren Eltern in der Bekämpfung der Epidemie direkt oder indirekt involviert sind (Ärzte, Polizisten, Pflegepersonal etc.)
  • Schließung von Grenzübergängen (außer für Lieferanten)
  • Einschränkungen bei Einreise und Ausreise (Deutsche dürfen aus EU Nachbarländern wieder nach Deutschland zurück)
  • Touristen aus anderen Bundeländern können nicht mehr nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern reisen; Einreisen sind möglich, sofern dort Familie ansässig ist
  • Veranstaltungen werden abgesagt
  • Bars, Diskotheken und Restaurants werden geschlossen
  • Sportstätten, Museen, Theater und Kinos geschlossen
  • Humanitäre Flüchtlingsaufnahme wird pausiert (Spiegel, 18.03, Corona-Pandemie)
  • Versammlungsverbot. Zudem sollen Kontakte auf ein absolutes Minimum reduziert werden, ein Mindestabstand von 1,5 m zu Personen im öffentlichen Raum ist einzuhalten. (Bundesministerium für Gesundheit am 25.03.2020)
  • Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege (Friseure, Kosmetikstudios u.ä.) werden aufgrund der körperlichen Nähe geschlossen (Bundesministerium für Gesundheit am 25.03.2020)

 

Auch Unternehmen begegnen der Angst vor Corona, indem sie durch unterschiedliche Maßnahmen ihre Angestellten schützen:

  • Viele Mitarbeiter dürfen – soweit möglich – im Home-Office arbeiten
  • Bedienungen erfolgen zum Teil über Nachtschalter (beispielsweise bei Tankstellen)
  • Desinfektionsmittel werden beim Betreten von Läden, Wartezimmern usw. zur Verfügung gestellt
  • Absicherung von Fahrern in öffentlichen Verkehrsmitteln
  • Newsletter und Emails zum Umgang mit Corona werden verschickt (beispielsweise Hotelketten, Ebay, Fluggesellschaften etc)
  • Mehrere Großhändler schließen oder stellen ihre Produktion ein, um Kunden und Mitarbeiter zu schützen (z.B. IKEA, BMW uvm.)

Zur Dauer der Maßnahmen lässt sich bisher sagen, dass viele Einrichtungen zunächst bis Mitte/Ende April schließen. Eventuell muss dieser Zeitraum jedoch noch verlängert werden. Es besteht die Hoffnung, dass die schnelle Verbreitung des Virus auch durch die anstehenden, wärmeren Temperaturen etwas zum Erliegen kommt. Unabhängig davon, werden wir jedoch definitiv noch länger mit dem Coronavirus COVID-19 zu tun haben: Das RKI geht dabei von etwa zwei Jahren aus. Sollten wirksame Medikamente oder Impfstoffe zur Verfügung stehen, wird sich diese Einschätzung und auch das Krisenmanagement der Pandemie entsprechend ändern. Wann ein Impfstoff zur Verfügung stehen wird, lässt sich aktuell noch nicht sagen. Es wird jedoch weltweit daran gearbeitet. Um eine bakterielle Superinfektion als Komplikation bei Patienten mit COVID-19 zu verhindern, kann ggf. eine Pneumokokken-Impfung bei Risikopatienten sinnvoll sein (24.03.2020, rki.de).

Sinnvolle, freiwillige Maßnahmen zur Reduzierung der Corona- Angst:

  • Das Einhalten geeigneter Hygienemaßnahmen (siehe auch unsere Tipps zum Schutz vor Corona)
  • Das Verlassen der Wohnung nur für wirklich wichtige Dinge (z.B. den Lebensmitteleinkauf)
  • Wenn möglich, im Home-Office arbeiten und statt Meetings lieber Telefon-Konferenzen abhalten
  • Menschenansammlungen meiden (social distancing) und ca. 1,5 bis 2 m Abstand zu anderen Personen wahren
  • Abwehrkräfte stärken, zum Beispiel durch eine ausgewogene Ernährung und sportliche Aktivitäten, die allein ausgeübt werden können (beispielsweise Fahrrad fahren oder joggen)

Für psychisch erkrankte Menschen gibt es zusätzlich noch ein paar hilfreiche Tipps auf unserer Webseite: Siehe auch Depression und Quarantäne oder Corona und soziales Leben.

Unser Rat bei Angst vor der Corona-Pandemie:

Beachten Sie die Maßnahmen, die von offiziellen Behörden empfohlen werden. Versuchen Sie, unvollständig recherchierte Medien mit emotionalen Schlagzeilen oder Horrorbildern als Nachrichtenquelle zu meiden und beziehen Sie Ihre Informationen stattdessen lieber von offiziellen Stellen, wie zum Beispiel der Webseite des Robert-Koch-Instituts, der Bunderegierung oder den örtlichen Gesundheitsämtern.

Bleiben Sie entspannt und versuchen Sie, soweit es Ihnen möglich ist, das Beste aus dieser ungewöhnlichen und herausfordernden Zeit zu machen. Begegnen Sie der Angst vor Corona beispielsweise mit hilfreichen Tätigkeiten und nutzen Sie die Zeit der sozialen Isolation beispielsweise für persönliches Wachstum, das Erlernen neuer Fähigkeiten (z.B. Sprachen, Instrumente) oder zum Ausüben neuer oder alter Hobbies, die Freude in Ihren eingeschränkten Alltag bringen.

Zuverlässige, vertrauenswürdige Informationsquellen

Falsche oder angstmachende Informationen zu Corona erkennen

Lassen Sie sich nicht durch Falschmeldungen verängstigen oder verunsichern. Hinterfragen Sie zweifelhafte Informationen mit gesundem Menschenverstand und verfolgen Sie bitte nur aktuelle Hinweise aus gesicherten Quellen.

  • WHO rät NICHT (mehr) von Ibuprofen ab
    Zwischenzeitlich herrschte Verwirrung um die Verwendung von Ibuprofen, da sie angeblich von der Universität Wien als „riskant“ in Bezug auf den Verlauf von COVID-19-Fällen eingestuft wurde. Die WHO und verschiedene Länder hatten danach von häufiger und hochdosierter Einnahme von Ibuprofen und anderen NSAIDs abgeraten (gastrointestinales Blutungsrisiko). Im Falle von Schmerzen oder Fieber sei Paracetamol zu erwägen (Tagesschau, 18.03.20). Die Empfehlung der WHO zu Ibuprofen wurde jedoch mittlerweile zurückgezogen, da es „über die bekannten Nebenwirkungen bei bestimmten Bevölkerungsgruppen hinaus keine Hinweise zu negativen Konsequenzen bei COVID-19-Patienten“ gäbe. (tagesschau.de, 24.03.20).
  • Rauchen schützt NICHT vor Coronaviren
    Rauchen schützt nicht vor einer Infektion. Im Gegenteil: Raucher berühren mit den Fingern viel häufiger ihren Mund- und Nasenbereich als Nichtraucher (Schmierinfektionen über den Weg der Schleimhäute möglich). Zudem gefährdet Rauchen die Atemwege (Bronchitis) und belastet das Herz – keine gute Voraussetzung bei einer Infektion mit COVID-19 (Spiegel, 19.03.20)
  • Zwiebeln ziehen KEINE Coronaviren aus der Luft
    Zwiebeln sind dafür bekannt, Bakterien abzutöten, weil die im Zwiebelsaft enthaltenden antimikrobiellen Schwefelverbindungen flüchtig sind und durchaus noch an der Luft wirken – jedoch bleiben Zwiebeln Viren gegenüber wirkungslos. Nach aktuellem Stand fehlen für diese Behauptung wissenschaftliche Nachweise (Tagesschau, 18.03.20).
  • Schwimmen schützt NICHT vor einer Infektion mit COVID-19
    Chlor kann die Viren, die sich auf der Haut befinden abtöten, jedoch nicht die, die bereits in den Körper gelangt sind (Spiegel, 19.03.20).
  • Weitere Unwahrheiten:
    In Indien wird behauptet, dass das Trinken von Urin der Kühe gegen COVID-19 wirken soll. In einigen Ländern Afrikas wird auf die Kraft von Knoblauch vertraut. Zudem kursieren vielerorts Gerüchte, dass Alkohol vor einer Erkrankung schützen könne. Dies stimmt nicht. Auch das Trinken von Chlordioxid kursierte bereits als gefährliche Idee – es bietet ebenfalls KEINEN Schutz vor der Infektion mit Coronaviren, sondern ist gesundheitsschädlich. (Tagesschau, 18.03.20).

Klinikaufenthalt in Zeiten der Corona-Pandemie

 

Zu diesem Thema finden Sie hier ein Interview mit Dr. Jaroslav Malevani