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Adoleszenz - Entwicklungen und Herausforderungen im Jugendalter

Die Adoleszenz als Übergangsphase vom Kind über jugendlich bis zum Erwachsenendasein ist geprägt von zahlreichen gravierenden Veränderungen. Angefangen vom Eintritt der Geschlechtsreife über die Identitätsfindung und die Abnabelung von den Eltern bis hin zum Einnehmen eines festen Platzes innerhalb der Gesellschaft stehen die Heranwachsenden vor vielfältigen Herausforderungen. Kein Wunder, das in dieser Zeit bei fast jedem Kind Probleme auftreten. In aller Regel legen diese sich von allein wieder. Manchmal ist aber auch professionelle Hilfe erforderlich.

Adoleszenz: Wenn Kinder erwachsen werden

Adoleszenz bezeichnet die Lebensphase von der späten Kindheit bis hin zum vollen Erwachsensein. Biologisch betrachtet schließt sie sämtliche physischen und psychischen Veränderungen ein, die sich sowohl in der körperlichen Entwicklung als auch in der sexuellen Reifung zeigen. Aus psychologischer Sicht umfasst sie außerdem die individuellen Vorgänge, die mit dem Erleben und Bewältigen der physischen Veränderungen sowie mit den damit einhergehenden sozialen Reaktionen verbunden sind.

Aus sozialer Perspektive wird Adoleszenz als Zwischenstadium zwischen kindlich-jugendlich und erwachsen definiert. Die Mädchen und Jungen in dieser Phase haben die biologische Geschlechtsreife erreicht, sind aber noch nicht im Besitz der allgemeinen Rechte und Pflichten, die sie für eine verantwortliche Beteiligung an wesentlichen gesellschaftlichen Grundprozessen benötigen.

Rechtlich gesehen bedeutet Adoleszenz die Zunahme von Teilmündigkeiten. Hierzu zählen die Strafmündigkeit (ab 14), die Ehemündigkeit auf Antrag (ab 16), die Volljährigkeit (ab 18) und das Ende der Anwendbarkeit des Jugendstrafrechts (ab 21).

Die zeitlichen Grenzen der genannten Aspekte lassen sich weder nach unten noch nach oben exakt abstecken. Besonders unscharf ist die obere Grenze, die äußerst variabel ist und starken gesellschaftlichen Einflüssen unterliegt.

Abgrenzung Pubertät und Adoleszenz: Das ist der Unterschied

Der Terminus Pubertät (lateinisch: pubertas = Geschlechtsreife, Mannbarkeit) bezieht sich ausschließlich auf die biologische Entwicklung, die jeder Mensch auf dem Weg von der Kindheit bis hin zum fortpflanzungsfähigen Individuum durchläuft. Ist diese Entwicklung abgeschlossen, endet die Pubertät, die Adoleszenz jedoch noch nicht.

Der Begriff Adoleszenz (lateinisch: adolescere = heranreifen, heranwachsen, erstarken) steht für die etwa mit der Pubertät beginnende psychosoziologische Periode, die zum Teil erst deutlich später endet als die geschlechtliche Entwicklung. Während die Pubertät bei allen Menschen weitgehend gleich abläuft, können die Verläufe bei der Adoleszenz sehr unterschiedlich sein.

Phasen der Adoleszenz Die drei Phasen der Adoleszenz

Die erste Phase, die sogenannte frühe Adoleszenz erstreckt sich etwa vom 11. bis 14. Lebensjahr. Bei den meisten Kindern beginnt in dieser Phase die Pubertät. Infolge hormoneller Umstellungen kommt es zu einem regelrechten Wachstumsschub, während sich gleichzeitig die Anteile von Fett- und Muskelgewebe verändern. Die Sexualorgane reifen heran und die sekundären Geschlechtsmerkmale bilden sich aus. Jungen kommen in einen deutlich hörbaren Stimmbruch.

Viele Jugendliche erleben während der Pubertät starke Stimmungsschwankungen, emotionale Herausforderungen und Unsicherheiten, die einerseits mit ihrer veränderten körperlichen Erscheinung, andererseits aber auch mit sozialem Druck zusammenhängen. In der frühen Adoleszenz setzen sich die Mädchen und Jungen vermehrt mit ihrer Identität auseinander und beginnen, eigene Ziele und Werte zu entwickeln. Die Peergroup gewinnt zunehmend an Bedeutung und Gleichaltrige mit ähnlichen Interessen werden zu den engsten Bezugspersonen.

Ab etwa dem 14. Lebensjahr beginnt die mittlere Adoleszenz, in der die Jugendlichen vermehrt auf der Suche nach ihrer Identität sind und mit verschiedenen Verhaltensweisen und Rollen experimentieren. Das wachsende Verlangen nach Autonomie kann Konflikte und Spannungen zwischen den Heranwachsenden und ihren Eltern oder anderen Autoritätspersonen erzeugen. Freundschaften und romantische Beziehungen werden zunehmend wichtiger. Überdies entwickeln sich die Fähigkeiten auf dem Gebiet der sozialen Interaktionen weiter.

Während der letzten Phase, der späten Adoleszenz, bereiten sich die Jugendlichen auf den Einstieg ins Erwachsenenalter vor. Sie werden selbstständiger, übernehmen mehr Eigenverantwortung, definieren ihre Lebensziele klarer und fangen an, Pläne für ihre Ausbildung und ihre berufliche sowie persönliche Zukunft zu schmieden. Sie gewinnen an emotionaler Stabilität und lernen, besser mit Herausforderungen und Stress umzugehen. Diese mit etwa 18 Jahren beginnende Phase dauert circa bis zum 21. Lebensjahr.

Entwicklung Kognitive Entwicklungen während der Adoleszenz

Bei der Entwicklung von Kind über jugendlich bis hin zu erwachsen werden die Hirnfunktionen neu strukturiert und neuronale Netzwerke umgebildet. Im Bereich der einzelnen neuronalen Verbindungen laufen Selektions- und Spezifikationsprozesse ab. Hierbei kommt es zur Auflösung bestimmter neuronaler Verbindungen in verschiedenen Hirnzentren. Wenig genutzte Bahnungen werden zugunsten häufig aktivierter neuronaler Netzwerke zurückgebildet, wodurch diese funktionelle Verbesserungen erfahren.

Im Verlauf der Adoleszenz verändert sich die Form des Denkens. Indem die Heranwachsenden die Fähigkeit entwickeln, in formalen Operationen zu denken, sind sie in der Lage, über konkret anschauliche Denkprozesse hinauszugelangen. Sie lernen, Hypothesen zu bilden, Problemlösungen in Einzelschritten zu erarbeiten und logische Schlussfolgerungen zu ziehen. Auch das Wissen im sozialen Bereich wird erweitert. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion und Selbstbeobachtung verbessert sich, während bisherige Orientierungs- und Bewertungssysteme ihre Gültigkeit verlieren.

Die Kritikfähigkeit wächst und die Jugendlichen nehmen eine persönliche Stellung zur Welt ein. Wertsysteme und Autoritäten werden nicht mehr fraglos übernommen. Den für Erwachsenen normalen alltäglichen Kompromisse zwischen hohen Zielen und Bedürfnisbefriedigung stehen sie überkritisch und argwöhnisch gegenüber. Zum Teil führt die Beliebigkeit von Wertorientierungen zur Verflachung oder zur Diffusion, um letztlich in einem "No-Future"-Gefühl zu resultieren. Die betreffenden Jugendlichen interpretieren sämtliche Moralvorstellungen der Erwachsenenwelt nihilistisch. Einige versuchen auch, sich an einem rigiden Maßstab von Gewalt und Macht zu orientieren.

Indem Mädchen und Jungen lernen, in Konflikten die Sichtweise dritter Personen einzunehmen, verbessern sich ihre Strategien zur Konfliktlösung in diesen Jahren. Zugleich entwickeln sie neue Formen des Umgangs sowohl mit Gleichaltrigen als auch mit Erwachsenen. Durch neu erlernte Mechanismen der Affektsteuerung, der Selbstregulation und der sozialen Anpassung gelingt es den meisten Jugendlichen recht gut, den durch die Pubertät ausgelösten emotionalen Stress auszugleichen. Manchmal kommt es jedoch zu einer Übersteuerung in Form von Zwanghaftigkeit, Engstirnigkeit oder Rigidität oder zur Untersteuerung, die sich in einem Verlust der Impulskontrolle, affektiver Instabilität, aggressiven Durchbrüchen oder einem Sich-gehen-Lassen äußern kann.

Mit fortschreitendem Alter wird den Jugendlichen zunehmend bewusster, dass sie Verantwortung für ihre Entscheidungen tragen müssen. Sie beziehen vermehrt mögliche Konsequenzen in ihre Vorausplanungen ein und durchdenken ihr Vorgehen, bevor sie zur Tat schreiten. Nicht selten stehen die steigenden kognitiven Leistungen im Widerspruch zu teils hohen affektiven Erregungsspannungen. Die Fähigkeit des polyvalenten Denkens, die es ihnen erlaubt, verschiedene Handlungsoptionen besonnen gegeneinander abzuwägen, erlangen die Heranwachsenden für gewöhnlich erst gegen Ende dieses Lebensabschnitts.

Identitätskrise Identitätsentwicklung und Identitätskrisen in der Adoleszenz

Identitätskrisen bei Heranwachsenden resultieren aus Störungen der verbindlichen Übernahme sozialer Rollen im Übergangsstadium von jugendlich zu erwachsen. Ein subjektiver Fremdheitseindruck hinsichtlich der eignen Person (Depersonalisation) und ein Fremd- und Unwirklichkeitserleben bezogen auf die Außenwelt (Derealisation) können Probleme mit der eigenen Identität vorübergehend verschärfen. Wiederholte Depersonalisationserlebnisse stören und beeinträchtigen die Entwicklung nicht selten nachhaltig.

Die Symptome der Depersonalisation und der Derealisation können gemeinsam oder einzeln, episodenartig oder stetig auftreten. Depersonalisierte Menschen fühlen sich fremd und losgelöst vom eigenen Körper und ihren Gefühlen, als würden sie ihre Handlungen und Wahrnehmungen aus der Ferne beobachten. Bei der Derealisation nehmen die Betroffenen ihr Umfeld wie in einem Traum oder durch einen Schleier wahr. Die Welt erscheint leblos, fade oder unwirklich.

Bei Stress, großer Angst, Schlafmangel oder nach Drogenkonsum kann das Gefühl der Depersonalisation auch bei ansonsten gesunden Jugendlichen auftreten. Von einer psychischen Störung ist erst auszugehen, wenn sie im Alltag regelmäßig oder durchgehend unter entsprechenden Symptomen leiden und andere Erkrankungen ausgeschlossen werden können.

Hilfe bei psychischen Störungen

Selbstwert Selbstwertgefühl in der Adoleszenz

Das Selbstwertgefühl eines Menschen resultiert aus dem Erfahren von Kompetenz und Akzeptanz. Fähigkeiten und Attribute tragen nur dann zum Selbstwert bei, wenn sie innerhalb einer sozialen Interaktion durch soziale Akzeptanz bestätigt werden.

Das Verhältnis von Kompetenz und Akzeptanz ist dynamisch. Die wachsende Kritikfähigkeit und die vermehrte Tendenz zur Selbstreflexion stören die Selbstwertstabilisierung. Werden Kompetenz und Akzeptanz der eigenen Idealvorstellungen nicht gerecht, kann das Jugendliche in eine Selbstwertkrise führen. Dabei ist vor allem die Akzeptanz durch Gleichaltrige von größter Wichtigkeit. Faktoren, welche die soziale Integration beeinträchtigen, erzeugt in Heranwachsenden einen besonders hohen Leidensdruck. Soziale Diskriminierung in der Jugend kann schlimme Auswirkungen haben. Die Anerkennung innerhalb der Familie reicht oftmals nicht aus, einen Mangel an Akzeptanz in der Peergroup auszugleichen. Bei Jugendlichen, die weder zu Hause noch im Freundeskreis Akzeptanz erfahren, ist der Selbstwert besonders labil.

Nicht selten kommt es in der Adoleszenz zu narzisstische Selbstüberschätzungen. Diese sind gekennzeichnet durch eine fragile Psyche, verstärkte Kränkbarkeit, vermehrtes Wuterleben, hohe Ambitionen sowie durch Beziehungsstile der Idealisierung und Abwertung. In gewisser Weise kann ein maßvoller Narzissmus mit gesteigerter Selbstbetrachtung und leichter Selbstüberschätzung bei Heranwachsenden eine sinnvolle Anpassungsleistung sein. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Jugendliche an ihren eigenen Ambitionen wachsen, solange die Entwicklungsaufgabe nicht unrealistisch hoch ist. Der völlige Verzicht auf narzisstisch überhöhte Selbstentwürfe würde hingegen in den Verlust des "Prinzips Hoffnung" münden und könnte über eine negative Selbsteinschätzung sogar Selbstverachtung und Depressivität nach sich ziehen.

Eng miteinander verbunden sind Selbstwert und Selbstbehauptung. Eine übermäßige Selbstbehauptung gegenüber Gleichaltrigen in der Familie, in Schule und Ausbildung sowie im Alltag und in der Freizeit kann Anlass zu gravierenden Rivalitätskrisen mit Geschwistern, Freunden und Kollegen geben. Auseinandersetzungen mit Eltern, Lehrern und anderen erwachsenen Bezugspersonen werden hingegen als Autoritätskrisen bezeichnet.

Konflikte Konfliktpotenzial im Autonomiebestreben

Sich von den Eltern abzunabeln ist eine wichtigeEntwicklungsaufgabe in Richtung der Selbstgestaltung des eigenen Lebens. Wie der Autonomieprozess abläuft, hängt in erster Linie von der Eltern-Kind-Bindung ab. Ist diese eng und harmonisch, fällt das Ablösen in aller Regel leichter. Bei einem schwierigen und instabilen Verhältnis kann der Weg in die Unabhängigkeit von Problemen geprägt sein. Das ist beispielsweise häufig dann der Fall, wenn der Wunsch nach Aufmerksamkeit und Wertschöpfung von den Eltern nie oder unzureichend erfüllt wurde.

Das Verhalten Jugendlicher, die nicht bereit sind, sich von ihren Eltern zu lösen, kann in zwei Richtungen ausschlagen: Die einen klammern und/oder entwickeln soziale Phobien oder auch Essstörungen. Die anderen akzeptieren nichts mehr, überschreiten Grenzen und rebellieren gegen jegliche Verabredungen und Vereinbarungen. Eine gute Bindung kann zur Kommunikation auf Augenhöhe beitragen und die Jugendlichen dazu bringen, die Ansagen und Ratschläge der Eltern eher zu respektieren oder zu berücksichtigen. Basierte die Erziehung hingegen auf Druck oder auf Angst vor Konsequenzen, sind Konflikte vorprogrammiert.

Wichtig ist, den Heranwachsenden ausreichend Zeit für den Abnabelungsprozess zu geben, sie aber auch nicht zu stark in ihrem Verlangen nach Eigenständigkeit zu unterdrücken. Zu frühe Abschiede bergen ebenso Konfliktpotenzial wie zu späte. Erstere können die Jugendlichen der Verführung oder Ausnutzung durch andere Erwachsene aussetzen und zu besonders exzessiven Risikoverhaltensweisen führen. Letztere hindern sie daran, zu lernen, die Verantwortung für ihr Leben allein zu tragen.

Störungen Spezifische Störungsbilder in der Adoleszenz

Die Störungsbilder in der Entwicklung von kindlich-jugendlich bis zum Erwachsenenalter sind vielfältig. Zu den Wichtigsten gehören die folgenden:

Introversive und extroversive Störungen

Introversive Störungen gehen mit Rückzug und Einschränkungen in der individuellen Lebensqualität einher, sind aber nicht vorrangig gegen andere gerichtet. Extroversive Störungen sind solche, die mit expansivem Verhalten und daraus resultierenden Beeinträchtigungen anderer assoziiert sind.

Depressive Störungen

Neurobiologische Erklärungsmodelle betrachten ein Ungleichgewicht zwischen im vorderen Teil des frontalen Cortex angesiedelten Hirnarealen und dem limbischen System als Ursache für das häufigere Auftreten depressiver Störungen bei Heranwachsenden. Verglichen mit Kindern und Erwachsenen reagiert die Amygdala, die "Angstzentrale" des Gehirns, vermehrt auf emotionale Reize. Darüber hinaus spielen bei der Entstehung einer Depression im Jugendalter spezifische und nichtspezifische Risikofaktoren eine Rolle. Zu den spezifischen zählen:

  • affektive Erkrankungen innerhalb der Familie,
  • ein negativer kognitiver Stil (Hoffnungslosigkeit, pessimistische Einstellung, geringes Selbstwertgefühl) und
  • bedeutende Verlusterfahrungen (z. B. Trennung der Eltern, Tod eines Elternteils, Umzug mit Verlustdes Freundeskreises).

Beispiele für unspezifische Risikofaktoren sind:

  • Gewalt- und negative Lebenserfahrungen (z. B. Vernachlässigung, erhebliche Konflikte zu Hause),- Armut und
  • soziale Isolation.

Eine Depression in späteren Adoleszenzphasen ähnelt bereits der im Erwachsenenalter. Traurige oder dysphorische Stimmung kann sich in einer Rückzugstendenz äußern, während die vielfach auftretende Unlust und Freudlosigkeit (Anhedonie) als Langeweile erlebt wird. Fehlende Selbstkontrolle und ein Aus-der-Rolle-Fallen treten häufiger auf als bei Erwachsenen. Psychotische Symptome und Gewichtsverlust kommen hingegen seltener vor.

Angsterkrankungen

Knapp ein Fünftel aller Jugendlichen leidet an einer Angststörung, meist an einer Phobie. Die sogenannte Trennungsangst bildet sich in der Pubertät bzw. Adoleszenz zurück. Dafür treten vor allem die soziale Phobie, die generalisierte Angststörung und die Agoraphobie häufiger in Erscheinung.

Die Zunahme der sozialen Phobie lässt sich durch Entwicklungsaspekte erklären: Die gesellschaftlichen Anforderungen steigen, während gleichzeitig das Bewusstsein für die Möglichkeit eigener Misserfolge sowie die damit verbundene Scham zunehmen. Viele Jugendliche geraten in einen Teufelskreis aus negativen Erlebnissen, Vermeidung, weiterem Versagen und wachsender Angst.

Aus der sozialen Phobie kann eine sekundäre depressive Entwicklung mit Schulverweigerung, problematischer Internetnutzung sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch resultieren. Damit unterliegen betroffene Jugendliche einem erhöhten Risiko, später an einer Depression oder Alkoholismus zu erkranken.

Sexuelle Reifungskrisen

Sexuelle Reifungskrisen kommen in der Pubertät des Öfteren vor. Die Jugendlichen sind sich unsicher hinsichtlich ihrer sexuellen Orientierung (hetero-, homo- oder bisexuell). Jungen befürchten häufig, homosexuell zu sein. Diese Unsicherheiten können zu emotionalen Störungen wie Angst oder Depression verbunden mit sozialem Rückzug führen.

Essstörungen

Essstörungen können in allen Phasen der Adoleszenz auftreten. Neuerkrankungen an Magersucht finden sich in erster Linie in frühen bis mittleren Phasen. Bulimie nervosa bildet sich dagegen vermehrt in mittleren bis späteren Phasen aus. Als mögliche Auslöser für derartige Störungen werden unter anderem strikte Diäten angesehen.

Ein Teil derer, die in ihrer Jugend an Magersucht erkrankt waren, leidet im Erwachsenenalter an anderen psychischen Störungen. Als Grund hierfür wird eine Beeinträchtigung der adoleszenten Hirnentwicklung durch magersuchtsbedingte hormonelle Defizite und Dysfunktionen (z. B. Schilddrüsenhormon- und Östrogenmangel, erhöhtes Cortisol) vermutet.

Selbstverletzendes Verhalten

Hierbei handelt es sich um eine wiederholte freiwillige und direkte Zerstörung von Körpergewebe, die nicht mit suizidaler Absicht erfolgt. Am häufigsten beobachtet werden das Wundschaben oder Schneiden der Haut, das Sich-selbst-Schlagen und das Selbst-Zufügen von Verbrennungen.

Die Ursachen sind bislang nicht geklärt. Wahrscheinlich ist ein Zusammenhang zu den hormonellen Veränderungen in der Pubertät. Häufig hat das selbstverletzende Verhalten eine spannungs- und affektregulierende Funktion. Es kann aber auch ein Ausdruck eines vermehrten Wunsches nach Zuwendung oder einer Selbstbestrafung sein.

Eltern dürfen Helfen So können Eltern ihre Kinder durch die Adoleszenz begleiten

Die Beziehung zu den Eltern bleibt für Heranwachsende in allen Phasen der Adoleszenz wichtig. Zwar gewinnen Gleichaltrige als Orientierung zunehmend an Bedeutung, das kann die familiären Bindungen aber nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Maßgeblich ist, dass das Kind in seinen Eltern sichere und einfühlsame Gesprächspartner findet. Eltern, die ihren Nachwuchs in den nicht immer einfachen Jahren von der Kindheitkindlich-jugendlich bis ins Erwachsenendasein optimal begleiten möchten, sollten:

  • das Bedürfnis nach Privatsphäre respektieren (z. B. vor Betreten des Zimmers anklopfen, weder das Smartphone noch private Schubladen durchsuchen),
  • auf emotionale Ausbrüche besonnen reagieren und ernste Konfliktpunkte erst besprechen, wenn sich die Situation beruhigt hat,
  • dem Kind vermitteln, dass es auf sich und seine Leistungen stolz sein kann,
  • dem Kind zugestehen, sich über Haarfarben, Haarschnitte oder spezielle Kleidung auszudrücken.
  • sich interessiert am Leben ihres Kindes zeigen, ohne zu sehr nachzubohren,
  • frühzeitig und offen über körperliche Veränderungen und Themen wie geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung sprechen.

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Therapie Behandlungsmöglichkeiten für psychische Erkrankungen in der Adoleszenz

Bei einigen Heranwachsenden spitzen sich psychische Probleme in den verschiedenen Phasen der Adoleszenz so zu, dass sie einer professionellen kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlung bedürfen. Diese kann je nach Bedarf ambulant, teilstationär oder stationär erfolgen und unter anderem folgende Leistungen umfassen:

  • Einzeltherapie
  • Gruppentherapie
  • ärztliche Beratung
  • medikamentöse Behandlung
  • Ergotherapie
  • Sport- und Bewegungstherapie
  • Erlebnispädagogik

Eltern, die bemerken, dass ihr Kind in einer ernsten Krise steckt, sollten sich nicht scheuen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Oberberg Fach- und Tageskliniken für Kinder und Jugendliche sind hierfür der richtige Ansprechpartner. Deutschlandweit vertreten, bieten die Einrichtungen Therapien an, die das gesamte Spektrum der Adoleszenzstörungen abdecken. Das Behandlungskonzept umfasst bewährte und innovative Psychotherapien, Entspannungsverfahren, biologische Therapieverfahren und weitere Behandlungsmethoden wie kreativ- und bewegungstherapeutische Bausteine - zugeschnitten auf die individuellen Bedürfnisse jeder Patientin und jedes Patienten, ob Kind, jugendlich oder erwachsen.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Diese Lebensphase beginnt in aller Regel im Alter von circa zehn bis 12 Jahren und erstreckt sich bis in das fortgeschrittene Teenageralter oder die frühen 20er Jahre.

Der Übergang von jugendlich zu erwachsen gilt im Allgemeinen als abgeschlossen, wenn ein junger Mensch in der Lage ist, typische "Erwachsenenrollen" zu übernehmen und auszufüllen.

Wir möchten Sie als Angehörige psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher dazu ermuntern, sich im Falle eines begründeten Verdachts so schnell wie möglich professionellen Rat zu holen oder sich über ein bereits diagnostiziertes Krankheitsbild ihres Kindes näher zu informieren. Das muss niemandem peinlich sein: Ganz gleich, ob es sich um ein Beratungsgespräch oder eine Therapie handelt: Es geht um Vorsorge und die Unterstützung der psychischen Gesundheit Ihres Kindes. Nutzen Sie unser Kontaktformular oder rufen Sie uns an. Unsere Telefonnummer lautet: 0800 5577330 (gebührenfrei). Außerhalb Deutschlands wählen Sie bitte +49 30 20867301-0.

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https://www.aerzteblatt.de/archiv/142822/Erwachsenwerden-ist-schwer-Psychische-Stoerungen-in-derAdoleszenz

https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/kinder-jugendpsychiatrie-psychosomatik-undpsychotherapie/warnzeichen/adoleszenz-adoleszenzkrisen/

https://www.aok.de/pk/magazin/familie/kinder/adoleszenz-wenn-aus-kindern-erwachsene-werden/

https://saez.ch/article/doi/saez.2021.20015