24.09.2021

Online-Vorträge der Oberberg Gruppe: „Die COVID-19-Pandemie – Quo vadis?“

Dr. Jördis Frommhold: „Genesen ist nicht gesund: Symptome, Häufigkeit und Behandlung von Long-/Post-COVID“

Berlin, 24.09.2021. Am 15.09.2021 startete der zweite Teil der Online-Vorträge der Oberberg Gruppe unter dem Titel „Die COVID-19-Pandemie – Quo vadis?“. Dr. med. Jördis Frommhold, Chefärztin an der MEDIAN Klinik Heiligendamm, beschrieb und bewertete in ihrem Vortrag Symptome, Häufigkeit und Behandlung von Long-/Post-COVID. Der Vortrag und die anschließende Diskussion wurden online von etwa 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Fach- und Laienkreisen verfolgt.

Long-/Post-COVID: Genesen ist nicht gesund
„Long-COVID-Symptome werden uns alle weiter beschäftigen“, sagte Dr. Frommhold, Fachärztin für Innere Medizin und Pneumologie. Bei Patienten mit durchgemachter COVID-19-Infektion und fortbestehenden Symptomen über mindestens vier Wochen wird von einem Long-COVID-Syndrom gesprochen. Bei Persistenz der Symptomatik über mindestens zwölf Wochen liegt ein Post-COVID-Syndrom vor. Parallel zur Unterscheidung von Long- und Post-COVID-Syndromen ist klinisch eine Unterscheidung von drei Gruppen sinnvoll: Patienten mit einem milden, unkomplizierten Akutverlauf, die keine Post-COVID-Symptome aufweisen, werden zur Gruppe der „echten Genesenen“ gezählt. Patienten, die hingegen einen schweren bis lebensbedrohlichen Akutverlauf der Infektion mit Post-COVID-Symptomen (z.B. Leistungsminderung, pathologische Atemmuster, neurologische Einschränkungen und psychosomatische Belastung) und langer Zeit bis zur Rekonvaleszenz aufweisen, werden zur Gruppe der „spät Genesenen“ gerechnet. Als dritte Gruppe der „krank Genesenen“ lassen sich solche Patienten klassifizieren, die einen leichten bis mittelschweren Akutverlauf zeigten, der häufig ambulant behandelt werden konnte; bei dieser Patientengruppe treten zunächst nur wenige Long-COVID-Symptome auf, die nach einer Latenzzeit von ein bis drei Monaten jedoch zahlreicher werden und insbesondere neurologische und kognitive Defizite umfassen.

Bezüglich der Post- und Long-COVID-Syndrome erläuterte Dr. Frommhold, dass Post-COVID Symptome in einem nicht unerheblichen Umfang nach einem schweren Akutverlauf auftreten. Long-COVID-Symptome treten mit einer gewissen Latenz auf und haben eine Chronifizierungstendenz. „Studien zeigen, dass etwa zehn Prozent der Infizierten von Long-COVID betroffen sind“, erklärte die Expertin. „Es ist wichtig, vor der Reha und auch zur Diagnosestellung von Long-COVID Umfelddiagnostik zu betreiben, da es eine Ausschlussdiagnose sein muss.“

Im weiteren Vortrag ging Frau Dr. Frommhold als ausgewiesene Expertin differenziert und gleichwohl sehr verständlich und praxisnah auf die Möglichkeiten und die Durchführung der Rehabilitationstherapie insbesondere von Patientinnen und Patienten mit Post-COVID (Gruppe 2, „spät Genesene“) ein. Diese umfassen u.a. Atemtherapien, Kraft- und Ausdauertraining sowie psychologische Unterstützungsangebote. Erste Ergebnisse zum Behandlungserfolg sowohl der körperlichen als auch der psychosomatischen Symptome im Rahmen der Reha-Behandlung sind sehr vielversprechend. Dennoch bestehe weiterhin ein hoher Bedarf an Forschung und Aufklärung zu Long-/Post-COVID.

Die durchgängig positiven Rückmeldungen und die Vielzahl der Fragen, die in der Diskussion beantwortet wurden, unterstrichen das große Interesse am Thema und an der Veranstaltung.

Der Vortrag von Frau Dr. Frommhold ist demnächst in der Mediathek der Oberberg Gruppe abrufbar: https://www.oberbergkliniken.de/veranstaltungsreihe-pandemie-und-psyche/mediathek 

Long-Lockdown: Anhaltende psychosoziale Belastungen
Patientinnen und Patienten mit Long-/Post-COVID-Syndrom leiden häufig unter Symptomen wie Müdigkeit, Erschöpfbarkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Ängsten etc. Diese und weitere psychosomatische Symptome können auch im Rahmen eines depressiven Syndroms, einer Angsterkrankung u. ä., auftreten und machen daher eine differentialdiagnostische Abklärung notwendig. Unabhängig oder auch zusätzlich zu den direkten Folgen einer COVID-19-Erkrankung (Long-/Post-COVID) oder der intensivmedizinischen Behandlung können Beschwerden auftreten, die durch die anhaltenden psychosozialen Belastungen während der Pandemie (Long-Lockdown) entstehen.

An einzelnen Kliniken der Oberberg Gruppe besteht bereits seit 2020 ein multimodales psychosomatisches Programm zur Behandlung von Post-COVID-Syndromen. Dabei können die Expertinnen und Experten der Oberberg Fachkliniken neben der Behandlung von möglichen organischen Erkrankungen insbesondere die psychosomatischen und psychischen Pandemiefolgen behandeln. Die psychosomatischen und psychischen Auswirkungen der Pandemie stehen dabei – auch unabhängig von einer möglichen SARS-CoV-2-Infektion oder COVID-19-Erkrankung – im Vordergrund. Dies gilt ganz besonders für Kinder und Jugendliche, die nachweislich unter den Einschränkungen während der Pandemie besonders gelitten haben und weiterhin leiden.

Mehr über das Therapieprogramm zum Post-SARS-CoV-2-/COVID-19-Syndrom (PSCS): https://www.oberbergkliniken.de/behandlung-des-post-sars-cov-2-/covid-19-syndroms 

Die Online-Vorträge mit hochkarätigen Expertinnen und Experten verschiedener Fachgebiete laufen bis zum 10. November 2021. Jeden zweiten Mittwoch von 18:30 bis 20:00 Uhr können Interessierte die Vorträge per Live-Stream kostenlos verfolgen.

Der nächste Vortrag folgt am 29. September 2021 um 18:30 Uhr mit Prof. Dr. Marcus Panning (Freiburg) und Dr. Roland Elling (Freiburg). Die beiden Experten widmen sich dem Thema „Kinder und Jugendliche in der COVID-19-Pandemie – Erkrankungsformen, Beitrag zur Infektionsausbreitung sowie Für und Wider einer Impfung“. Moderator ist Dr. Tobias Freyer (Wiesbaden Schlangenbad und Frankfurt am Main).

Die Online-Vorträge sind von der Ärztekammer Berlin mit 2 CME-Punkten pro Teilnahme akkreditiert, die wissenschaftliche Leitung liegt bei Prof. Dr. Dr. Matthias J. Müller (Berlin). Anmeldungen sind unter folgendem Link möglich:
https://zoom.us/webinar/register/WN_FlFxHXyMS5qOH_D13lZl2A 


Über die Oberberg Gruppe: Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten Deutschlands. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden Therapeuten und Selbsthilfegruppen.


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