Depression gehört zu den am weitesten verbreiteten und am häufigsten auftretenden psychischen Erkrankungen. Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit, der Verlust jeglicher Interessen sowie körperliche Erschöpfung sind typische Symptome.

 

Nicht jede Depression verläuft schwer, es gibt auch überaus milde Formen der Krankheit. Schätzungsweise haben rund 20 % aller Menschen mindestens einmal in ihrem Leben mit einer depressiven Episode zu kämpfen. In den meisten Fällen ist die Episode nur von kurzer Dauer und verläuft ohne weitere Komplikationen. Doch Depressionen können sich aus ihrem Anfangszustand weiterentwickeln und mitunter gefährliche Formen annehmen, wie es beispielsweise bei der psychotischen Depression der Fall ist. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um einen besonders schweren Verlauf einer Depression, der mit Wahnvorstellungen einhergeht. Typisch für das Krankheitsbild sind Stimmungskongruenzen: Betroffene halten ihre Gefühle und Wahrnehmungen für real, obwohl dies objektiv gesehen nicht stimmt. Die Wahnvorstellungen kreisen um ein einziges Thema. Für Betroffene ist das rationale Denken nicht mehr möglich, sodass Hilfe von außen geholt werden muss.

Definition Was genau ist eine psychotische Depression?

Medizinisch gesehen liegt dann eine psychotische Depression vor, wenn neben den für eine Depression typischen Symptomen auch Wahnvorstellungen eintreten. Diese Wahnvorstellungen sind stimmungskongruent. Dies bedeutet, dass sie mit der jeweiligen Stimmung der betroffenen Person übereinstimmen. Wahn äußert sich in unrealistischen Vorstellungen, die sich auf ein bestimmtes Thema beziehen. Betroffene sind auf die Themen des Wahns fixiert und verlieren den Bezug zur Realität.

Die psychotische Depression ist ein Subtyp der schweren Depression (nach DSM-5 "major depressive disorder"). Die ICD-10 beschreibt die psychotische Depression als schwere depressive Episode (Punkt F32. 2) mit zusätzlichen Symptomen wie Halluzinationen, Wahnideen, psychomotorischen Hemmung oder Stupor, die alltägliche soziale Aktivitäten unmöglich machen und Betroffene in Lebensgefahr bringen können.

Bei psychotischen Depressionen ist die Symptomatik oft schwerer, die depressiven Episoden dauern länger als diejenigen bei einer Depression ohne wahnhafte Störungen. Das Rückfall- und Wiedererkrankungsrisiko ist erhöht. Im Vergleich zu anderen psychischen Erkrankungen mit psychotischer Symptomatik wie z.B. Schizophrenie, ist die psychotische Depression viel weniger erforscht.
 

Ursache Was ist die Ursache für eine psychotische Depression?

Genau wie bei anderen psychischen Störungen gibt es auch bei der psychotischen Depression keine alleinige Ursache für die Erkrankung. Vielmehr ist ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren für die Erkrankung verantwortlich. Die genaue Zusammensetzung der Ursachen ist von Person zu Person verschieden. Die meisten Erklärungsmodelle gehen von einer genetischen Veranlagung, neurobiologischen Störungen und psychosozialen Faktoren aus. Auffällig ist, dass Betroffene gegenüber Stressfaktoren und Belastungen eine überaus niedrige Toleranz an den Tag legen. Sie sind sehr schnell mit Situationen überfordert, die für gesunde Menschen problemlos zu bewältigen sind.

Ein Ungleichgewicht der Botenstoffe Serotonin, Dopamin und Noradrenalin kann zu depressiven Störungen führen. Als Folge dieses Ungleichgewichts treten Veränderungen des Antriebs, der Stimmung und der Wahrnehmung auf. Vor allem der Neurotransmitter Dopamin ist für die Wahrnehmung verantwortlich. Somit ließen sich die Wahnvorstellungen, die im Rahmen einer psychotischen depressiven Episode auftreten, durch einen gestörten Dopaminhaushalt erklären.
 

Symptome Welche Symptome sind für eine psychotische Depression typisch?

Eine Depression verläuft in Phasen. Diese können leicht, mittelschwer oder schwer sein. Psychotische Episoden treten nur in Zusammenhang mit einer schweren depressiven Erkrankung auf. Kennzeichnend für die psychotische Depression ist das Störungsbild des Wahns. Während jede der betroffenen Personen eigene Wahnvorstellungen hat, lassen sich doch die folgenden Wahnideen als relativ häufig und typisch bezeichnen:

Betroffene sind davon überzeugt, an verschiedenen Geschehnissen ebenso wie an ihrer eigenen Krankheit schuld zu sein.

Betroffene halten an der Wahnvorstellung fest, sie würden bald verarmen.

Betroffene sind von der eigenen Wertlosigkeit und Nichtigkeit überzeugt. Es kann sich aber auch um eine Wahnidee handeln, bei der Betroffene felsenfest davon ausgehen, dass sie ins Nichts schrumpfen.

Betroffene glauben, an dieser oder jener Krankheit zu leiden, ohne dass es hierfür einen Beleg gäbe.

Betroffene glauben, ihre Mitmenschen würden sie hintergehen, ausspionieren, verleumden oder verfolgen.

Den Betroffenen ist es in der Regel kaum möglich, den Unterschied zwischen ihren Wahnvorstellungen und der Realität zu erkennen. Dieser Realitätsverlust kann zu unbedachten Handlungen führen. So können Betroffene, die an Verfolgungswahn leiden, Anzeige gegen ihre vermeintlichen Peiniger erstatten. In einigen Fällen kann es zu Halluzinationen kommen. Diese sind meist akustischer Natur: Betroffene nehme Stimmen wahr, obwohl keine anderen Menschen anwesend sind. Oftmals sprechen diese Stimmen abwertende Gedanken aus, die Betroffene zu Suizidgedanken verleiten können.

Früherkennung Frühsymptome erkennen

Wie die meisten psychischen Störungen entwickeln sich auch Depressionen über einen längeren Zeitraum hinweg. Dabei gibt es einige unspezifische Symptome, die man als Vorboten einer depressiven Episode werten kann. Es ist jedoch wichtig, ganz normale Stimmungsschwankungen oder Gefühle wie Trauer und Wut nicht für Anzeichen einer Depression zu halten. Mögliche Frühsymptome einer Depression sind:

 

  • Unspezifische Kopf- und Bauchschmerzen
  • Müdigkeit
  • Energiemangel
  • Apathie
  • Nachlassendes sexuelles Interesse
  • Missmut
  • Appetitlosigkeit
  • Schlafstörungen

Abgrenzung Abgrenzung zu anderen Formen der Depression

Die Depression kennt mehrere Formen. Gemäß ICD-10 gibt es drei Schweregrade: leicht, mittel und schwer. Bei einer leichten depressiven Episode müssen zwei Hauptsymptome (z.B. Antriebsmangel und Freudlosigkeit) und zwei Nebensymptome (z.B. Konzentrationsstörungen und Appetitlosigkeit) vorliegen. Für eine mittelgradige Depression müssen zwei Haupt- und drei bis vier Zusatzsymptome auftreten. Damit eine Depression als schwer eingestuft werden kann, müssen alle drei Haupt- ebenso wie mindestens vier Zusatzsymptome vorliegen.

Zusätzlich zu dieser Einteilung besteht auch die Einteilung in Subtypen. Da diese mit zusätzlichen Symptomen einhergehen, sind oftmals weitere therapeutische Maßnahmen vonnöten.

Depressionen, die über zwei Jahre lang anhalten und bei denen es kaum zu symptomfreien Phasen kommt, werden zu den chronischen depressiven Störungen gezählt. Die Symptome können zwar mild sein, doch ist hier ihre Dauer ausschlaggebend. Häufig ist eine Komorbidität vorhanden, es kann beispielsweise eine Zwangsstörung oder eine Drogensucht vorliegen.

Bei der melancholischen Depression ist die Stimmungsstörung besonders stark ausgeprägt. Betroffene können kaum aus dem Stimmungstief herausgeholt werden und geben an, nichts mehr fühlen zu können. Diese Form der Depression unterscheidet sich von der klassischen Depression, da bei Letzterer deutliche depressive Phasen mit "normalen" Intervallen zu beobachten sind.

Diese Form der Depression ruft körperliche Symptome hervor, für die es keine organischen Ursachen gibt. Man spricht auch von einer larvierten Depression. Die Depression versteckt sich hinter einer Maske ("larva").

Diese Form der Depression hängt von der Jahreszeit ab und kommt in der Regel im Winter vor. Sobald ich das Wetter ändert, verschwinden auch die Symptome. Vor allem Frauen sind betroffen. In der Regel hilft eine Lichttherapie.

Die psychotische Depression unterscheidet sich insofern von den anderen Subtypen, als sie mit Wahnvorstellungen einhergeht. Wahnideen kommen bei einer Vielzahl psychischer Störungen vor, unter anderem bei Schizophrenie oder Borderline.

Differenzialdiagnostik Differenzialdiagnostik bei der psychotischen Depression

Wahnvorstellungen zählen zu den charakteristischen Symptomen einer Psychose, kommen jedoch auch bei der psychotischen Depression ebenso wie bei Demenz vor. Hier kommt die psychiatrische Differenzialdiagnostik ins Spiel, die als Kunst für sich bezeichnet werden kann. Selbst ExpertInnen fällt es mitunter schwer, eine korrekte Diagnose zu stellen. Die psychotische Depression überschneidet sich in vielen Punkten mit der schizoaffektiven Psychose, bei der sich Symptome wie Wahn und depressive Gefühle bemerkbar machen. Bei der Erkennung psychischer Krankheiten sind nicht nur die Symptome von Bedeutung. Es geht auch um die Ätiologie, also die Gesamtheit der Ursachen, die für die Erkrankung verantwortlich sind.

Bei der psychotischen Depression steht die qualitative Abweichung vom Normalpsychologischen außer Frage. Bei der Untersuchung einer betroffenen Person lassen sich auf diese Weise bestimmte mildere psychische Erkrankungen ausschließen.
 

Komorbidität Der Teufelskreis der Komorbidität

Leider kommt eine psychische Störung selten allein. Gerade bei Depressionen liegt eine hohe Komorbidität vor. Das heißt, dass neben der Depression auch weitere psychische Störungen vorliegen. Am häufigsten handelt es sich um Angststörungen, PTBS (posttraumatische Belastungsstörung) und Zwangsstörungen. Der Missbrauch von Alkohol oder Drogen geht ebenfalls oft mit einer psychotischen Derepression einher. Komorbide Störungen erschweren die Behandlung und tragen zudem zum Risiko einer chronischen Krankheit bei.

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Behandlung Behandlung & Therapieformen

Mittlerweile stehen Betroffenen mehrere erfolgreiche Therapieformen für die psychische Depression zur Verfügung. Trotzdem kehrt die Krankheit in rund der Hälfte aller Fälle zurück oder entwickelt sich zu einer chronischen Störung. Bei einer leichten oder mittelgradigen Depression kann Psychotherapie allein ausreichen, um die Störung zu behandeln. Anders sieht es jedoch bei einer psychotischen Depression aus, die zu den schweren Formen der Depression zählt. Nach neuesten Erkenntnissen ist bei schweren Depressionen eine kombinierte Behandlung aus medikamentöser und Psychotherapie am erfolgreichsten.

Genau wie die klassische ist auch die psychotische Depression gut behandelbar. Je früher man mit der Therapie beginnt, desto größer sind die Erfolgschancen. Zuerst müssen die psychotischen Symptome bekämpft werden, bevor man sich mit der eigentlichen Ursachen für die Depression auseinandersetzen kann. In der Therapie lernen Betroffene, mit ihrer Krankheit umzugehen. Sie erfahren, wie sich Risikofaktoren identifizieren lassen, die eine psychotische Episode auslösen können. Es ist besonders wichtig, dass auf die Besonderheiten der betroffenen Person eingegangen wird. Keine zwei Krankheitsbilder sind gleich, auch das Zusammenspiel der Ursachen ist individuell. In Einzelgesprächen wird diesen Umständen Rechnung getragen.

Für Angehörige Was können Angehörige tun?

Nicht nur die Betroffenen leiden an ihrer psychischen Störung: Oftmals sind es gerade die Menschen, die einem am nächsten stehen, die in Mitleidenschaft gezogen werden. Für Angehörige ist der Alltag mit der betroffenen Person eine riesige Herausforderung, der sie nicht gewachsen sind. Angehörige sollten die Krankheit auf jeden Fall ernst nehmen und die betroffene Person dazu bewegen, ärztliche Hilfe zu suchen. Allerdings ist mit Widerstand zu rechnen, da sich viele Betroffene ihre Krankheit nicht eingestehen wollen.

Es kommt nicht selten vor, dass Angehörige versuchen, die betroffene Person aufzumuntern oder ihr raten, sich zusammenzuziehen. Diese Ansätze schlagen leider meist fehl, da sie die Schuldgefühle und die psychotischen Symptome noch verstärken können. Ratschläge, die im Falle einer leichten Verstimmung bei einer ansonsten gesunden Person die gewünschte Wirkung zeigen würden, sind bei einer psychotischen Depression alles andere als hilfreich. Es kann sich lohnen, wenn die betroffene Person einen Selbsttest macht. Die Initiative, an einer Therapie teilzunehmen, muss von den Betroffenen selbst ausgehen.
 

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Behandlung bei Oberberg Behandlung bei Oberberg

 

Die Oberberg Kliniken sind der größte deutsche Qualitätsverbund privater Fachkliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Wir sind in ganz Deutschland vertreten und bieten eine ganze Reihe verschiedener Therapiemaßnahmen an. Für Betroffene, die an einer psychotischen Depression mit Wahn leiden, empfiehlt sich ein stationärer Aufenthalt in einer der Kliniken. Die Behandlung umfasst verschiedene psychotherapeutische Ansätze. Jede Person wird anhand eines individuell zusammengestellten Programms behandelt.

 

Kontakt Kontaktaufnahme bei psychotischen Depressionen

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FAQ Häufig gestellte Fragen

Eine psychotische Depression ist ein Subtyp der schweren Depression. Charakteristisch ist, dass bei Betroffenen neben den depressiven Symptomen auch psychotische Anzeichen wie Wahnvorstellungen auftreten. In der Regel können an einer psychotischen Depression leidende Menschen ihre Wahnvorstellungen nicht mehr von der Realität trennen.

 

Psychotische Depressionen werden medikamentös behandelt. Außerdem gibt es psychotherapeutische Verfahren, die den Betroffenen den Umgang mit der Krankheit erleichtern. Vor allem die Psychotherapie ist wichtig, um Betroffenen den Umgang mit der Krankheit beizubringen. Wird die Depression früh genug behandelt, stehen die Heilungschancen gut.

Nach ICD-10 sind die Hauptsymptome einer depressiven Episode Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Freudlosigkeit, Antriebsmangel und erhöhte Ermüdbarkeit. Hinzu kommen weitere Symptome wie Konzentrations- und Schlafstörungen, vermindertes Selbstwertgefühl doer Schuldgefühle. Bei einer psychotischen Depression machen sich zusätzlich zu den oben genannten Symptome auch Wahnvorstellungen bemerkbar. Diese Wahnideen grenzen die psychotische Depression deutlich von den anderen Formen der Krankheit ab. Allerdings kommt es oftmals zu Übereinstimmungen mit anderen psychischen Krankheiten, die eine ähnliche Symptomatik aufweisen. Daher spielt die Differenzialdiagnostik eine dermaßen wichtige Rolle.

Betroffene, die an einer psychotischen Depression leiden, sind besonders suizidgefährdet. Die psychotischen Symptome der Erkrankung machen einen normalen Alltag unmöglich. Viele Betroffene fügen sich Verletzungen zu, andere greifen zu Suchtmitteln wie Alkohol oder Drogen, um dem Leidensdruck zu entfliehen. Auf keinen Fall darf eine psychotische Depression unbehandelt bleiben.

 

Der Selbsttest dient als grobe Orientierung, wenn ein Verdacht auf eine Depression mit psychotischer Symptomatik vorliegt. Er dient jedoch nicht zur Selbstdiagnose und stellt auch keinen Ersatz für eine professionelle Beratung in einer Fachklinik dar. Er kann jedoch hilfreich sein, indem er Betroffene dazu motiviert, Hilfe zu suchen. Sobald Betroffene merken, dass sie mit ihrer Krankheit nicht allein dastehen, fällt ihnen der Gang in eine Klinik leichter.

 

Unsere Fachkliniken Oberberg Kliniken für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

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