ADHS

ADHS bei Erwachsenen

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine psychische Störung mit Beginn im Kindesalter. ADHS ist keine Störung, die man im Laufe eines Lebens erwirbt. Sie beginnt früh, meist im Alter von 5 – 6 Jahren. Man geht davon aus, dass ca. 5 – 7 % der Kinder betroffen sind. 30 – 50 % dieser Kinder zeigen auch im späteren Erwachsenenalter deutliche Symptome. Denn nicht immer verringern sich die Probleme beim Älterwerden. Vielen Betroffenen wird erst dann bewusst, was ihnen in ihrer Kindheit das Leben so schwer gemacht hat. Nicht selten zeigt sich im Erwachsenenalter ein komplexes Krankheitsbild, das durchaus das gesamte Spektrum der Psychiatrie erfassen kann.

 

Die Forschung geht heute davon aus, dass ADHS wesentlich durch erbliche Veranlagung entsteht. Verantwortlich ist eine fehlerhafte Informationsverarbeitung im Gehirn. Betroffen sind insbesondere die Hirnbereiche, die für die Steuerung übergeordneter Kontroll- und Aufmerksamkeitsfunktionen zuständig sind. Zusätzlich können ungünstige Umwelteinflüsse das Auftreten der Erkrankung fördern.

Symptome von ADHS bei Erwachsenen

Etwa 3 % der erwachsenen Bevölkerung leiden an ADHS. Die Symptome gleichen sich bei Kindern und Erwachsenen nahezu. Im Laufe des Lebens und besonders in der Phase der Pubertät können sich die Symptome verändern – manche schwächen sich ab, manche werden stärker. Die Störung wächst sozusagen mit.

 

Die Kernsymptome bei Erwachsenen mit ADHS sind:

Hyperaktivität

Der auffällige Bewegungsdrang, unter dem betroffene Kinder und vor allem Jungen leiden, verändert sich im Erwachsenenalter zu einer inneren Unruhe. Erzwungene Inaktivität wie langes Stillsitzen in Besprechungen oder auf längeren Flugreisen werden wenn möglich vermieden. Ist das nicht möglich, versuchen viele, ihre innere Unruhe mit Fußwippen oder Fingertrommeln abzubauen.

Aufmerksamkeitsstörung

Probleme, die Aufmerksamkeit bei einer Sache zu halten, stehen im Erwachsenenalter häufig im Vordergrund der Symptomatik. Der Betroffene kann seine Konzentration nicht gezielt auf eine Situation oder einen Gesprächspartner richten. Auch die Unterscheidung von Wichtigem zu Unwichtigem fällt schwer.

Impulsivität

Impulsivität bleibt bei Betroffenen in aller Regel auch nach dem Übergang in das Erwachsenenalter als ausgeprägtes Symptom vorhanden. Sie gelten bei ihren Mitmenschen oft als Menschen mit „Impulsstörung“.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Betroffene unter Probleme in den folgenden Bereichen leiden:

  • Selbstorganisation
  • Zeitmanagement
  • Finanzmanagement
  • Beziehungsgestaltung
  • Arbeitsorganisation
  • Teamfähigkeit
  • Kindererziehung
  • Straßenverkehr

Doch zeigt sich die Störung bei vielen Menschen auch durchaus mit positiven Aspekten: viele ADHS-Betroffene sind kreative, originelle Menschen, die oft als Vordenker gelten, weil sie sich nicht an Regeln halten und alles infrage stellen können. ADHS ist eine Störung, die sich zwischen Genie und Wahnsinn bewegt. Behandlungsbedürftig wird sie erst, wenn es zu erheblichen Schwierigkeiten im Alltag kommt oder wenn sich weitere psychische Erkrankungen entwickelt haben wie zum Beispiel Depression oder Sucht.

Diagnose

Viele Betroffene bringen die Diagnose ADHS bereits aus der Kindheit mit. Manchmal wird sie aber auch erst im Erwachsenenalter gestellt. Voraussetzung dafür ist, dass die Symptome bereits im Kindesalter vorhanden waren und aktuell in mehreren Lebensbereichen zu Beeinträchtigungen führen, zum Beispiel in Familie und Beruf.

 

Diagnostische Zusatzkriterien sind:

  • Zeitraum von mindestens 6 Monaten
  • Auffälligkeiten vor dem 6. Lebensjahr
  • Entwicklungsstand der Person nicht angemessen
  • Beeinträchtigungen in mehreren Bereichen

Multimodaler Behandlungsansatz in der Rhein-Jura Klinik

Bereits einfache Maßnahmen können Betroffenen helfen, in ihrem Alltag besser klarzukommen. So hilft es beispielsweise, jeden Tag zu strukturieren und die anstehenden Aufgaben als Liste zu notieren. Ablenkungen sollten soweit möglich vermieden werden: ein ruhiger Arbeitsplatz, kein laufendes Radio oder Fernsehen. Aufgaben beenden, bevor neue begonnen werden, das sind kleine Maßnahmen, die jeder selbst in seinem Alltag umsetzen kann.

 

Darüber hinaus bietet sich bei ADHS-Betroffenen eine Verhaltenstherapie und/oder eine medikamentöse Therapie an. Wir behandeln Erwachsene mit ADHS immer mit einem multimodalen Behandlungsansatz nach internationalen Richtlinien. Dazu gehört neben Psychoedukation, störungsspezifischer Psycho- und Pharmakotherapie beispielsweise auch Neurofeedback.

 

Das Video „Ein Leben mit ADHS” stammt von Bodo S. Die Idee zu seinem Lied entstand während seines Aufenthalts in der Rhein-Jura-Klinik: „Aufgrund der Diagnose Erwachsenen-ADHS nahm ich an der ADHS-Gruppe teil. Spannung und Neugier ergriff mich. Nach einer sehr intensiven Gruppensitzung und einer Bemerkung des ärztlichen Leiters Dr. Peters kam ich dann die Idee auf, dieses Lied zu schreiben. Danke, Herr Dr. Peters, danke „Coach” Volker, danke ADHS-Gruppe … und immer daran denken: ‘Auch Du hast Stärken!'”

 

Die Diagnose ADHS sollte und kann nur von einem Facharzt getroffen werden. Wenn Sie den Verdacht haben, an ADHS zu leiden, dann rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns eine E-Mail! Wir helfen Ihnen.