31.01.2022

„Worry-Burnout“ – oder wenn die Angst in Resignation mündet

Experte der Oberberg Gruppe über Pandemiemüdigkeit und ihre Folgen

Berlin, 30. Januar 2022. Die New York Times hat es beschrieben, das neue Phänomen „Worry-Burnout“ („Sorgen-Burnout“). Alpha-, Beta-, Delta-, Gamma- und jetzt die Omikron-Variante. 3G, 2G, 2G+. Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Homeoffice. Seit rund zwei Jahren überschlagen sich die Nachrichten bezüglich der Corona-Pandemie. Immer dabei, die Angst zu erkranken und die latente Anspannung, muss doch der eigene Lebensalltag dauernd an andere Beschränkungen angepasst werden. Das geht nicht spurlos an den Menschen vorbei. Vor allem sehr sensible Personen mit einem hohen Angstpotenzial leiden unter den Auswirkungen der Dauerpandemie.

„Jeder Mensch hat seine eigene Belastungsgrenze. Irgendwann ist diese erreicht. Ein Zustand der Angst und der Alarmbereitschaft kann nicht unbegrenzt aufrechterhalten werden. Vielmehr mündet er irgendwann in Erschöpfung oder Hoffnungslosigkeit. Betroffene können sich nicht aus der Angstspirale befreien und laufen Gefahr, sich in ihren Sorgen zu verlieren“, erklärt Prof. Dr. med. Christian Lange-Asschenfeldt, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Oberberg Fachklinik Düsseldorf Kaarst.

Die Aufgabe der Angst ist es eigentlich, den Menschen in Alarmbereitschaft zu versetzen, ihn wachsam und achtsam in Bezug auf eine Bedrohung zu machen. Zu Beginn der Pandemie war dies der vorherrschende Zustand bei einem Großteil der Bevölkerung. Jede Entwicklung wurde aufmerksam verfolgt, jede Maßnahme umgesetzt. Da dieser Ausnahmezustand nun seit rund zwei Jahren anhält, hat bei vielen eine Art Gewöhnungsprozess stattgefunden. Man könnte auch sagen, die Menschen sind pandemiemüde geworden.

„Dass der Alarmzustand im Lauf der Zeit abnimmt, ist an sich ein positiver Prozess. So schützt sich der menschliche Organismus vor zu viel Stress, der auf Dauer krank machen würde“, so Prof. Lange-Asschenfeldt, Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie. Riskant wird es allerdings, wenn die Gewöhnung in Hilflosigkeit, Resignation und Depression umschlägt. Die andauernde Ausnahmesituation kann dazu führen, dass Menschen als Schutzmechanismus versuchen, die pandemische Lage auszublenden und ihr Leben eigenständig in normale Bahnen zu lenken. So laufen sie Gefahr, fahrlässig zu handeln und Abstands- und Hygieneregeln nicht mehr einzuhalten. Das Risiko steigt, sich selbst und andere Menschen zu infizieren.

 

Kennzeichen eines Worry-Burnouts

Von einem Worry-Burnout betroffene Menschen empfinden u.a. häufig eine starke körperliche und seelische Erschöpfung und Müdigkeit. Auch dauerhafte Ängste und Sorgen sind ernstzunehmende Warnzeichen. Häufig bestehen negative Gefühle wie ständige Gereiztheit, Wut oder Zynismus zum Beispiel in Bezug auf die Politik oder auf Menschen, die sich nicht den eigenen Erwartungen entsprechend verhalten. Und auch das Gefühl der Ineffektivität kann hier genannt werden – man hält sich an alle Vorgaben und befindet sich trotzdem noch immer in einer scheinbar ausweglosen Situation. „Die bei einem sogenannten Worry-Burnout auftretenden Symptome entsprechen weitestgehend den klassischen Burnout-Symptomen. Das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal zwischen „klassischem Burnout“ und „Worry-Burnout“ liegt in den Ursachen, die den Zustand herbeiführen. Der Worry-Burnout entsteht nicht durch eine Überforderung im Beruf oder im eigenen Verantwortungsspielraum. Vielmehr leiden Betroffene unter Erschöpfung, weil sie aufgrund der Pandemie in einem langfristigen Zustand der Angst leben“, erklärt der Experte weiter. Eine kurzzeitige Übellaunigkeit, Müdigkeit oder Erschöpfung muss nicht gleich ein Krankheitszeichen sein. Dennoch sollte man die Symptome ernst nehmen, insbesondere, wenn sie über einen längeren Zeitraum bestehen.

 

Hilfe bei Worry-Burnout

Um einem Gesundheitsrisiko zu entgehen und die Beschwerden des Worry-Burnouts zu reduzieren, ist es wichtig, einen Umgang mit Emotionen wie Angst und Stress zu finden. Dabei können angemessene Strategien der Selbstfürsorge helfen: Dies können Gespräche mit Angehörigen sein, Sport, oder neue Freizeitaktivitäten. „Wenn die Symptome andauern und besonders belasten, sollte eine Expertin oder ein Experte zu Rate gezogen werden. Denn je eher der Zustand professionell behandelt wird, desto schneller kann eine Gesundung erfolgen“, rät Prof. Lange-Asschenfeldt.

 

Mehr zum Thema Worry-Burnout: https://www.oberbergkliniken.de/artikel/worry-burnout-was-steckt-dahinter

 

Der vollständige Artikel Über „Worry-Burnout in der New York Times: https://www.nytimes.com/2021/12/16/well/worry-burnout-covid.html

Über die Oberberg Gruppe: Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten Deutschlands. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden Therapeuten und Selbsthilfegruppen.

Buch-Neuerscheinung: „Psychische Erkrankungen – und die Auswirkungen einer Pandemie“
Das im Elsevier Verlag 2021 erschienene Buch „Psychische Erkrankungen – und die Auswirkungen einer Pandemie“, herausgegeben von Matthias J. Müller und Mathias Berger, bietet die Möglichkeit, sich mithilfe ausgewiesener Expertinnen und Experten in wissenschaftlich fundierter und zeitgleich gut verständlicher Weise einen Überblick über die Charakteristika der wichtigsten psychischen und psychosomatischen Erkrankungen von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern zu verschaffen: https://shop.elsevier.de/psychische-erkrankungen-und-die-auswirkungen-einer-pandemie-9783437217029.html

 

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