Depression

Winterblues I: Mood Food

Sie kennen das sicherlich zu genüge. Draußen ist zur Zeit alles grau in grau und irgendwie mag man da nicht so richtig. Sich zu motivieren ist schwieriger als sonst und am liebsten würde man den ganzen Tag im Bett verbringen. Doch Schluss jetzt damit – wir tanzen gemeinsam den Winterblues weg!

Mittlerweile ist bekannt, was der Grund für dieses Stimmungstief ist – das fehlende Tageslicht. Wie Sie sicherlich schon mal gelesen haben, erzeugt Licht in unserem Körper das Glückshormon Serotonin. Da Licht in den Wintermonaten ein knappes Gut ist, produzieren wir mehr Melatonin. Melatonin, welches auch als „Schlafhormon“ bezeichnet wird, sorgt dafür, dass wir nachts in der Dunkelheit gut schlafen können. Deshalb wird dieses Hormon, welches besonders in den dunklen Stunden produziert wird, im Winter im Überschuss in unserem Körper hergestellt und sorgt dafür, dass wir einfach nur noch schlafen wollen.
Damit Sie sich den Winterblues wegtanzen können, haben wir Ihnen in einer kleinen Reihe ein paar Tipps zusammengestellt, damit nicht nur Freunde der Grauschattierungen momentan auf ihre Kosten kommen, sondern auch Sie wieder fröhlich durch den Winter tanzen können. Heute wollen wir mit dem Seelentröster „Mood Food“ starten.

Was ist “Mood Food”?

Sie kennen das sicherlich: Anstrengender Tag, Stress in der Arbeit und dann nörgeln auch noch die Liebsten rum. Am besten wäre doch jetzt ein Stück Schokolade, Kekse, Schokokuchen? Jeder Mensch hat sein gewisses Geheimrezept, wie er seine Stimmung wieder aufmuntern kann. Das ist das sogenannte „Mood Food“ auch bekannt als „Glücksnahrung“. Wir werden schon früh durch die Muttermilch an den süßen Geschmack von Schokolade herangeführt und assoziieren Schokolade mit der Geborgenheit, die wir als Baby bei unserer Mutter erfahren durften. Dementsprechend liegt es ja nahe, dass wir in schlechten Zeiten gerne auf Schokolade zurückgreifen, um uns an diesen sorglosen Moment zu erinnern. Zwar gibt es Lebensmittel, die viel Serotonin oder die Vorstufe, den Eiweißbaustein Tryptophan, enthalten, dennoch sollten diese gemeinsam mit komplexen Kohlenhydraten verzehrt werden. Serotonin kann nämlich die sogenannte „Blut-Hirn-Schranke“ nicht überwinden. Doch Tryptophan, welches mit anderen Eiweißbausteinen um die Aufnahme ins Gehirn konkurriert, kann gemeinsam mit komplexen Kohlenhydraten kombiniert werden, sodass ihm diese Überwindung gelingt. Deshalb: warme Milch mit Honig, Vollkornnudeln mit Parmesan oder mal wieder zu Datteln greifen.

Der Ärger und die Gefahren des Mood Foods

Das einzige, was uns wohl am meisten daran ärgert: Wieso ist dieses „Mood Food“ so kalorienreich und meistens ungesund? Wieso kann nicht Salat und Knäckebrot eine solche Wirkung erzielen? Dies hat laut Thomas Ellrott, Arzt und Psychologe des Instituts für Ernährungspsychologie an der Universität Göttingen, evolutionsbiologische Gründe. Unser Belohnungssystem habe einfach nur ein Ziel: Möglichst alt zu werden, damit man sich reichlich fortpflanzen kann. Aufgrund der Lebensmittelknappheit früher wird der Mensch mit jeder Kalorie, die er zu sich nehmen kann, glücklicher, sodass Kalorien den Körper mit einem guten Gefühl belohnen. Jeder Mensch hat seine individuelle Glücksnahrung – bei dem einen ist es die heiße Schokolade, bei dem anderen der warme Vanillepudding und der dritte greift lieber zu Keksen. Es geht darum, welche Erinnerungen wir mit dem Nahrungsmittel assoziieren, welche Erinnerungen wir wecken, wenn wir uns damit belohnen. Auch wenn dieses Mood Food, welches auch Alkohol sein kann, kurzfristige Freude und Entspannung liefert, kann es langfristige unerwünschte körperliche als auch psychische Begleiterscheinungen mit sich bringen wie z.B. Sucht, Übergewicht oder Essstörungen.

Essen Sie den Winterblues weg!

Doch in Maßen ist das OK – wieso nicht ein Stück Schokolade essen, wenn wir doch wissen, dass es uns danach besser geht? Solange wir diesen Effekt nicht überbewerten und bei echten Depressionen einen Arzt aufsuchen, dürfen wir uns gerne das eine oder andere Leckerli gönnen. In diesem Sinne: Klären Sie für sich, was Ihr persönliches „Glücksessen“ ist und greifen Sie das nächste Mal an einem solch trüben Tag wie heute darauf zurück, um ihre Laune zu steigern und die Seele zu trösten.