18.09.2025

Suchterkrankungen bei Ärzten im Fokus – Oberberg Klinik stellt Langzeit-Studie auf dem Deutschen Suchtkongress vor

Suchterkrankungen unter Ärztinnen und Ärzten sind ein Tabuthema – und dennoch ein ernstzunehmendes Problem mit weitreichenden Folgen für die Betroffenen, ihre Familien und auch ihre Patientinnen und Patienten. Auf dem diesjährigen Deutschen Suchtkongress, der vom 22. - 24. September in Berlin stattfindet, präsentieren PD Dr. med. Maximilian Deest, Chefarzt der Oberberg Fachklinik Weserbergland und sein Team, erstmals die Ergebnisse einer 14-jährigen retrospektiven Datenanalyse zur stationären Behandlung von Ärztinnen und Ärzten mit stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen.

Die monozentrische Studie wertet Behandlungsdaten aus den Jahren 2010 bis 2024 aus und liefert neue Erkenntnisse zu demographischen Merkmalen, Diagnosen und Behandlungsverläufen von Ärztinnen und Ärzten mit substanzgebundenen Abhängigkeitserkrankungen, die sich in stationäre psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung begaben.

„Ärztinnen und Ärzte stehen nicht nur unter hohem beruflichem Druck, sondern tragen auch eine besondere Verantwortung für das Wohl anderer Menschen. Wenn sie selbst erkranken, ist die Hemmschwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen, oft hoch – was den Krankheitsverlauf zusätzlich erschwert,“ sagt Dr. Deest. „Unsere Analyse zeigt, dass spezialisierte stationäre Behandlungsangebote entscheidend sein können, um Betroffene nachhaltig zu stabilisieren.“

Stoffgebundene Abhängigkeitserkrankungen bei Ärztinnen und Ärzten stellen sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie besondere Herausforderungen dar. „Wir wollen mit der Veröffentlichung dieser Daten den fachlichen Diskurs darüber anregen, wie wir diese spezielle Zielgruppe bestmöglich versorgen können,“ betont Dr. med. Jelte Frieder Wieting, Leitender Oberarzt der Oberberg Fachklinik Weserbergland.

Die Ergebnisse der Studie sollen im Anschluss an den Kongress in einem Fachjournal veröffentlicht und dort für Interessierte einsehbar gemacht werden.

Ein weiterer Höhepunkt des Kongresses: Die Deutsche Suchtstiftung und die Oberberg Stiftung Matthias Gottschaldt verleihen gemeinsam den Feuerlein-Preis für herausragende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Suchterkrankungen. Die Preisverleihung findet am Dienstag, 23. September um 16.45 Uhr im Rahmen des offiziellen Kongressprogramms statt.

Über die Oberberg Gruppe:
Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten in Deutschland. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden Therapeutinnen und Therapeuten sowie Selbsthilfegruppen. 

Abhängigkeitserkrankungen

Abhängigkeitserkrankungen – ob stoffgebunden wie Alkohol-, Medikamenten-, Drogen- oder Nikotinsucht oder nicht stoffgebunden wie Glücksspiel-, Internet-, Arbeits-, Kauf- oder Sexsucht – gehören weltweit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Ihre Ursachen sind vielfältig und umfassen biologische, psychische und soziale Faktoren.
Eine entscheidende Rolle spielt dabei das limbische System – unser „Belohnungssystem“ im Gehirn: Der Konsum suchtpotenzialer Substanzen (z. B. Alkohol, Medikamente, Drogen) führt zu einer verstärkten Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin, was häufig ein kurzfristiges Glücksgefühl auslöst und damit eine „Belohnungsschleife“ in Gang setzt – ein zentrales Element bei der Entstehung einer Sucht.


Typische Anzeichen einer Abhängigkeit sind:

  • Starkes Verlangen („Craving“)
  • Kontrollverlust über Konsummenge oder -dauer
  • Entzugssymptome bei Reduktion oder Absetzen
  • Toleranzentwicklung (dauerhaft erhöhter Bedarf)
  • Vernachlässigung anderer Lebensbereiche
  • Fortdauernder Konsum trotz negativer Folgen

Je mehr dieser Merkmale dauerhaft auftreten, desto wahrscheinlicher ist eine Abhängigkeit.


Warum Therapie sinnvoll ist
Es ist niemals zu spät, sich offen einem Suchtproblem zu stellen – denn „es gibt immer einen Weg zurück in ein normales Leben“. Viele Betroffene finden bereits viel Unterstützung im regelmäßigen Austausch in Selbsthilfegruppen. Auch eine ambulante Therapie bei erfahrenen Suchttherapeut:innen oder Psycholog:innen kann den Weg in ein suchtfreies Leben ebnen. Besonders wirksam erweist sich häufig die Kombination einer stationären Kurzzeittherapie mit anschließender ambulanter Nachsorge – ideal zur Stärkung der Resilienz und nachhaltigen Stabilisierung. 
Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Pressekontakt:
Isabelle von Roth
von roth kommunikation
Tel.: + 49 177 466 5090
E-Mail: mail@ivonroth.de

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