04.11.2021

Trink-Apps „mit Umdrehungen“

Dr. med. Herbst, Chefärztin der NESCURE® Privatklinik am See, informiert rund um das Gefahrenpotenzial des Online-Trinkens

Bad Bayersoien, 04. November 2021. Flaschendrehen und Brettspiele waren gestern. Alkoholselige Party Games werden nicht erst seit der Pandemie über das Smartphone oder den Computer gespielt. Über das gemeinsame virtuelle Anstoßen und das Risiko dabei eine Alkoholsucht zu entwickeln, informiert Dr. med. Reingard Herbst, Chefärztin der NESCURE® Privatklinik am See.
 

Unbemerkte Grenzüberschreitung

„Hauptsache, es dreht sich.“ Trinkspiele sind häufig für junge Menschen besonders interessant. Das Wetteifern, der Wunsch nach Anerkennung sowie möglicher Druck durch die Gruppe können von starker Bedeutung sein. Nicht selten geht es bei Trinkspielen gerade darum, möglichst schnell viel Alkohol zu konsumieren, geben die Spielregeln vor, wieviel Alkohol konsumiert wird und wird die eigene Grenze unbemerkt überschritten. Die volle Wirkung des Alkohols entwickelt sich meist erst später. Riskant, denn negative Folgen, wie eine Alkoholvergiftung, können zeitversetzt entstehen und erst unbemerkt bleiben. Sitzt man zusammen, kann man helfen. Kippt jemand zuhause um, ist der Weg zur Hilfe womöglich weit.
 

„Auch selbstüberschätzendes, enthemmtes Verhalten ist nicht selten und gefährlich“, erklärt Dr. med. Herbst. Dies wird häufig entweder bewusst online mit einer großen Gruppe geteilt oder mit dem Gefühl des „Unbeobachtet-Seins“ ausgelebt. Beides kann fatale Folgen haben.
 

Gefährliche Glücksgefühle und doppeltes Suchtpotenzial

Gehören Trinkspiele zum Freizeitvergnügen, findet unter dem Vorwand des Spielens möglicherweise eine Gewöhnung an regelmäßigen Alkoholkonsum statt und es kann sich eine Sucht entwickeln. „Wenn der Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit groß ist und außerdem der Wunsch zu gewinnen besteht, wird das Belohnungssystem im Gehirn gleich zweifach getriggert. Bei vulnerablen Menschen mit geringem Selbstwertgefühl besteht dann ein besonders hohes Potential für eine Abhängigkeitserkrankung. Ist die Person darüber hinaus auch noch depressiv erkrankt, ist das Suchtpotential noch größer“, erklärt die Suchtexpertin. „Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, als sei die Gefahr über Internetspiele eine Sucht zu entwickeln gering, ist sie es nicht. Denn für das Botenstoffsystem im Gehirn macht es keinen Unterschied, ob vor Ort oder aus der Ferne gemeinsam getrunken wird. In beiden Fällen wird das Dopaminsystem angesprochen. Es entsteht ein Glücksgefühl, das dann mit der Situation – dem Trinken in der Gruppe – verknüpft wird“, erklärt Dr. Herbst weiter. „Fraglich ist darüber hinaus auch, welche Art von Gemeinschaft sich im Internet für Trinkspiele trifft und wie mit Onlinekonsum umgegangen wird. Unter Umständen werden hier gleicht zwei Suchtpotentiale bedient und miteinander verknüpft – die Online-Spielsucht und die Alkoholsucht“, weiß die Expertin.
 

Alkohol ist nie gesund!

Alkohol ist grundsätzlich ein Zellgift und kann vom menschlichen Organismus nur aufgrund seiner enzymatischen Ausstattung in der Leber verstoffwechselt und abgebaut werden. Das heißt aber trotzdem, dass Zellen Schaden nehmen. Diese können überall im Körper betroffen sein, allen voran Hirnzellen, aber auch Herzmuskelzellen, Leberzellen, Hautzellen. Im wachsenden, sich entwickelnden Organismus ist ein Zellschaden besonders bedenklich. Im Falle von Hirnzellen, die sich nur bis etwa zum 25. Lebensjahr entwickeln, führt der durch Alkohol bedingte Schaden zu einer veränderten Hirnentwicklung und damit möglicherwiese auch zu einer veränderten Struktur. Denkprozesse sind an Verschaltungen der Zellen untereinander geknüpft und je mehr und je vielfältiger diese sind, desto besser kann das Gehirn Leistung erbringen.
 

„Grundsätzlich sollten Frauen nicht mehr als ein kleines Glas Alkohol (12 Gramm Alkohol) und Männer nicht mehr als zwei Gläser (24 Gramm Alkohol) pro Tag konsumieren“, rät Dr. Herbst. Wenn man merkt, dass sich der Umgang mit Alkohol negativ verändert hat, sich die Gedanken immer stärker um Alkohol und seine Beschaffung drehen, kann es sinnvoll sein, sich an eine Expertin oder einen Experten zu wenden. Eine Therapie kann eine sinnvolle Möglichkeit sein. Hier findet neben einer körperlichen Entgiftung eine vertiefte Auseinandersetzung auf psychischer Ebene mit den Auswirkungen des Suchtmittelkonsums im individuellen, sozialen und beruflichen Lebensbereich statt. Bei bestehenden Problemsituationen werden in therapeutischen Gesprächen Lösungsstrategien erarbeitet.


Zur Klinik: Die NESCURE® Privatklinik am See ist eine der wenigen Kliniken in Deutschland, die sich auf die Behandlung einer Alkoholabhängigkeit als Hauptsuchtmittel spezialisiert hat. Der qualifizierte Entzug ist dank der eingesetzten Neuro-Elektrischen Stimulation (NES) sanft, in nur drei Wochen in kleinen Patientengruppen effektiv und effizient umsetzbar. Außerdem ist er aufgrund der professionellen Nachbetreuung besonders nachhaltig. Die NESCURE® Privatklinik am See ist eine Fachklinik der Oberberg Gruppe, dem führenden Qualitätsverbund privater Fachkliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland.
Weitere Informationen:www.nescure.de
 

Über die Oberberg Gruppe: Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten Deutschlands. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden Therapeuten und Selbsthilfegruppen.
Weitere Informationen: www.oberbergkliniken.de
 

Buch-Neuerscheinung: „Psychische Erkrankungen – und die Auswirkungen einer Pandemie“

Das im Elsevier Verlag 2021 erschienene Buch „Psychische Erkrankungen – und die Auswirkungen einer Pandemie“, herausgegeben von Matthias J. Müller und Mathias Berger, bietet die Möglichkeit, sich mithilfe ausgewiesener Expertinnen und Experten in wissenschaftlich fundierter und zeitgleich gut verständlicher Weise einen Überblick über die Charakteristika der wichtigsten psychischen und psychosomatischen Erkrankungen von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern zu verschaffen: https://shop.elsevier.de/psychische-erkrankungen-und-die-auswirkungen-einer-pandemie-9783437217029.html

 

Medienkontakt
HOSCHKE & CONSORTEN
Public Relations GmbH     
Telefon: 0049 (40) 36 90 50 53
Mail: nescure(at)hoschke.de