17.06.2020

Pandemie: Kollektive Angst oder individuelle Angststörung?

Experten der Oberberg Kliniken klären auf

Die „Corona“-Pandemie hat weltweit Ängste geschürt. Neben der Sorge vor einer Ansteckung mit dem Virus SARS-CoV-2 stellte sich bei vielen Menschen eine Angst vor Jobverlust, gesundheitli­chen Folgen oder dem Verlust der eigenen Freiheit ein. Anders als bei bekannten Phobien gegen be­stimmte Situationen oder Objekte, wie z. B. enge Räume, Höhe oder Tiere, stellt die Pandemie eine unsichtbare Bedrohung dar. Die Neuartigkeit des Virus steigert die Unsicherheit zusätzlich, weil er­folgreiche Verhaltensmuster fehlen oder zumindest nicht erprobt sind, um entsprechend reagieren und sich vor der Entstehung von Ängsten schützen zu können.

 

Angst ist zunächst nichts Schlimmes. Angst an sich schützt, sie mahnt zur Vorsicht. Sie ist eine nor­male Reaktion, die bei realen Bedrohungen auftritt. Üblicherweise ist Angstempfinden individuell, die Pandemie führte jedoch zu einer kollektiven Angst. Doch kann die allgemeine Verunsicherung durch die derzeitige Situation auch eine individuelle Angststörung auslösen? Und führen die der­zeitigen Lockerungen rund um „Corona“ dazu, dass die Ängste abnehmen?

 

Prof. Dr. Dr. Matthias J. Müller, Ärztlicher Direktor und Medizinischer Geschäftsführer der Oberberg Gruppe, erklärt: „Gerade in Krisen ist Angst zunächst als emotionale und affektive ‚Sofortreaktion‘ angelegt und sinnvoll. Denn diejenigen, die sich vermeintlich angstfrei Gefahren aussetzen, nehmen in der Regel auch häufiger Schaden. Mit zunehmender zumindest subjektiver Kontrolle über das Pandemiegeschehen, z. B. durch den Rückgang der Infektionszahlen oder feh­lende ernste Krankheits­verläufe im eigenen Umfeld, reduziert sich in der Regel das Angstniveau, auch durch ,Habituation‘ (Gewöhnung), ob angemessen oder nicht. Bei manchen Menschen macht sich das als unangemessen geringe Angst und Sorge bemerkbar, ,als ob schon alles vorbei wäre‘. Bei anderen kann sich jedoch die Angst weitgehend unabhängig von den objektiven Ent­wicklungen unbemerkt weiterentwickeln, jede auch vernünftige ,Lockerung‘ wird zur zusätzlichen Bedrohung. Dies kann zu irrationaler oder unangemessener Angst führen oder gar Angststörun­gen auslösen.“

 

Darüber hinaus kommt noch ein zweiter Mechanismus ins Spiel. „Unser Alltag hat sich durch die Pan­demie und auch durch die Schutzmaßnahmen dramatisch verändert. Vieles, was im Alltag als sicher angesehen wurde, musste aufgegeben werden. Viele neue Dinge sind dazugekommen und vieles da­von in kurzer Zeit. Dieser Verlust von Routinen kann Unsicherheit auslösen und bei Unsi­cher­heit empfinden viele Menschen Angst. Dazu kommen noch ganz konkrete Sorgen um Angehö­rige und ganz reale Ängste vor finanziellen Folgen und beruflichen Konsequenzen. Je nach­dem, wie gut unsere Fähigkeiten sind, solche Herausforderungen zu meistern, kann der Einzelne damit gut umgehen, während für andere diese Unsicherheit eine große Herausforderung darstellt“, erläutert Priv.-Doz. Dr. Andreas Jähne, Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura.

 

Bei Angststörungen, also der krankhaften Angst, handelt es sich um gesteigerte und situationsun­an­gemessene Angst in eigentlich ungefährlichen Situationen. „Eine Angststörung entsteht meist nicht aus heiterem Himmel, oft haben Betroffene eine vererbte Neigung zu dieser Erkrankung, oder auch angstprägende und auch traumatische Ereignisse in der Lebensgeschichte“, erklärt Dr. Jähne. Das Gemeinsame aller Angststörungen ist, dass die Angst sehr intensiv ist und lange anhält und nicht mehr der realen Gefahr angemessen ist. Die Angst scheint für Betroffene unkontrollier­bar zu sein. Sie haben die Tendenz, aus der bedrohlichen Situation zu fliehen oder diese zu ver­meiden. Dieses Verhalten führt zu deutlichen Einschränkungen in der Lebensführung, weil immer mehr angst­behaftete Situationen vermieden werden.

 

Da Angststörungen unbehandelt chronisch verlaufen können, ist eine effektive Therapie wichtig, um den Umgang mit den Ängsten zu erlernen. Die Behandlungsmöglichkeiten der Angststörungen lassen sich in drei Kategorien unterteilen: Psychotherapie, medikamentöse Therapie und weitere Behand­lungsverfahren. Diese Verfahren können auch miteinander kombiniert werden. In der Psy­chotherapie kommen in der Regel verhaltenstherapeutische oder psychodynamische Psycho­therapien und Tech­niken zum Einsatz. Ziel einer Psychotherapie ist es, die gestörte Angstwahr­nehmung zu normalisieren und Techniken im Umgang mit der Angst, zum Beispiel in sogenannten Expositionsübungen, zu erler­nen. Bei der medikamentösen Therapie handelt es sich hauptsächlich um angstlösende Bedarfs- oder Dauermedikamente, die oft aus der Gruppe der Antidepressiva kommen. In manchen besonders schweren Fällen machen Medikamente eine psychotherapeuti­sche Behandlung erst möglich. Wichtig ist, dass abhängig machende Beruhigungsmittel vermieden werden. Andere Verfahren sind z. B. Sport und Entspannungsverfahren. Sport als Therapie ist noch nicht bis ins Detail untersucht, scheint aber vielversprechend bei der Bewältigung von Angst­störungen zu sein.

 

Wenn Sie unter einer Angsterkrankung leiden, erhalten Sie in den Oberberg Kliniken professio­nelle Unterstützung. Die Akutkliniken erlauben eine stationäre Aufnahme innerhalb kürzester Zeit. Erstge­spräche können aufgrund der aktuellen „Corona“-Situation auch mittels einer kosten­losen Video-Sprechstunde durchgeführt werden. Betroffene haben die Möglichkeit, einen Sprech­stundentermin mit Expertinnen und Experten der Oberberg Kliniken unverbindlich und vertraulich zu vereinbaren.

 

Weitere Informationen unter:
www.oberbergkliniken.de/krankheitsbilder/angststoerung
www.oberbergkliniken.de/video-sprechstunde

 

Über die Oberberg Gruppe:

Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit verschiedenen Kliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychothe­rapie an unterschiedlichen Standorten verteilt über ganz Deutschland. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschland­weites Netzwerk aus Oberberg Tageskliniken, korrespondierenden Therapeuten und Selbsthilfe­gruppen.

 

Medienkontakt
HOSCHKE & CONSORTEN
Public Relations GmbH     
Telefon: 0049 (40) 36 90 50 32
Mail: oberberg(at)hoschke.de
www.oberbergkliniken.de

 

Folgende Oberberg Kliniken haben sich auf Angststörungen spezialisiert:

Oberberg Fachklinik Berlin Brandenburg / Oberberg Tagesklinik Kurfürstendamm
Ärztlicher Direktor: Dr. med. Bastian Willenborg
www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/berlin-brandenburg

 

Oberberg Fachklinik Düsseldorf Kaarst
Ärztlicher Direktor und Chefarzt: Prof. Dr. med. Christian Lange-Asschenfeldt
www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/duesseldorf-kaarst

 

Oberberg Somnia Fachklinik Köln Hürth
Chefarzt: Dr. med. Jaroslav Malevani
www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/koeln-huerth

 

Oberberg Fachklinik Rhein-Jura
Ärztlicher Direktor: PD Dr. med. Andreas Jähne
www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/rhein-jura

 

Oberberg Fachklinik Scheidegg im Allgäu
Chefarzt: Dr. med. Wolf-Jürgen Maurer
www.oberbergkliniken.de/scheidegg-im-allgaeu

 

Oberberg Fachklinik Schwarzwald
Ärztlicher Direktor: PD Dr. med. Andreas Wahl-Kordon
www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/schwarzwald

 

Oberberg Fachklinik Weserbergland
Chefarzt: Dr. med. Ahmad Bransi
www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/weserbergland

 

Oberberg Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad
Ärztlicher Direktor und Chefarzt: Dr. med. Tobias Freyer
www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/wiesbaden-schlangenbad

 

Oberberg Fachklinik Konraderhof (für Kinder und Jugendliche)
Chefärztin: Dr. med. Andrea Stippel
www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/konraderhof

 

Oberberg Fachklinik Marzipanfabrik (für Kinder und Jugendliche)
Leitender Arzt: Hauke Staats
www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/marzipanfabrik

 

Oberberg Fachklinik Wasserschlösschen (für Kinder und Jugendliche)
Chefärztin: Dr. med. Ewa Cionek-Szpak
www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/wasserschloesschen

 

 

Die „Corona“-Pandemie hat weltweit Ängste geschürt. Neben der Sorge vor einer Ansteckung mit dem Virus SARS-CoV-2 stellte sich bei vielen Menschen eine Angst vor Jobverlust, gesundheitlichen Folgen oder dem Verlust der eigenen Freiheit ein.

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Die Oberberg Kliniken bieten aufgrund der aktuellen „Corona“-Situation eine kostenlose Video-Sprechstunde für Betroffene an.

Copyright: www.oberbergkliniken.de