Viele Menschen kämpfen mit ihren Gefühlen. Dabei leidet ein großer Teil ausgerechnet unter Ängsten. Es gibt eine Vielzahl von bekannten und anerkannten Angststörungen, darunter zum Beispiel die Höhenangst (Akrophobie), die Angst vor Spinnen (Arachnophobie) oder die Angst vor dem Erbrechen (Emetophobie). Eine Angst, die menschheitsgeschichtlich noch relativ jung ist, ist die Nomophobie oder Nomophobia. Die Begriffe sind eine geläufige Abkürzung für das Phänomen "No-Mobile-Phone-Phobia" und beschreiben die Angst, ohne Smartphone auskommen zu müssen. Vor allem junge Menschen sind betroffen.

Definition Was ist eine Nomophobie?

Die Nomophobie, auch bekannt als No-Mobile-Phone-Phobia, zeichnet sich dadurch aus, dass die Betroffenen Angst davor haben, aus irgendeinem Grund vorübergehend oder dauerhaft von der Smartphone-Nutzung abgeschnitten zu werden. Ängstliche Gedanken oder Furcht treten zum Beispiel auf, wenn man sich unter anderem folgende Situationen vorstellt oder sie in der Realität tatsächlich eintreten:
 

  • der Akku des Handys entlädt sich, doch man hat keine Möglichkeit, ihn wieder aufzuladen
  • das Datenvolumen ist aufgebraucht, ohne dies schnell ändern zu können, oder man befindet sich in einem Funkloch
  • das Mobiltelefon ist defekt, man verliert es oder es wird gestohlen, wobei man nicht auf ein Ersatzgerät zugreifen kann
  • bestimmte Apps, mit denen man regelmäßig Kontakt zu wichtigen Menschen hält, funktionieren nicht mehr

 

Bei Smartphones handelt es sich um eine relativ neue Technologie. Zwar kam das erste Smartphone mit einem einfachen Touch-Display bereits im Jahr 1992 heraus, doch massentauglich wurden die Geräte erst ab 2007. Schnell löste das Mobiltelefon zahlreiche andere Geräte wie Taschenrechner, Wecker und Kalender ab. Durch internetfähige Apps wie WhatsApp und Co. lassen sich Beziehungen inzwischen über große und kleine Distanzen quasi in Echtzeit führen, da die Kosten dafür überschaubarer sind als es bei reiner Telefonie und SMS früher der Fall war.

Viele Menschen sind inzwischen sehr stark an ihr Handy gewöhnt und möchten im Alltag nicht mehr darauf verzichten. Mehr als drei von vier Menschen in Deutschland nutzen ihr Smartphone fast vier Stunden pro Tag. Bei einer täglichen Schlafdauer von rund acht Stunden sind sie daher etwa 25 Prozent ihrer wachen Zeit mit ihrem Handy beschäftigt, was extrem lang ist. Wer so stark an das Gerät gewöhnt ist, kann mit der Zeit an der sogenannten Nomophobie erkranken.

Bei der Nomophobie erleben die Betroffenen eine ausgeprägte Form von Gereiztheit, Nervosität und Unwohlsein, wenn sie ihr Mobiltelefon gerade nicht nutzen können, weil der Akku leer ist oder sie nicht auf das Gerät zugreifen können. Zum Teil kommt es sogar zu einer regelrechten Panik. Nehmen sie diese Gefühle anhaltend als quälend wahr und/oder leiden bereits wichtige Bereiche des eigenen Lebens (etwa der Berufsalltag) unter diesem Zustand, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine No-Mobile-Phone-Phobia.

Bei einer aktuellen Studie aus Deutschland stellte sich heraus, dass etwa die Hälfte der 807 TeilnehmerInnen mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren von einer mittelgradig ausgeprägten Nomophobie betroffen waren. Bei einem kleineren Anteil der Gruppe (4,1 Prozent) lag sogar eine schwere Form der Angststörung vor. Frauen waren stärker betroffen als Männer, was vor allem darin begründet ist, dass Frauen mehr Wert auf zwischenmenschliche Kommunikation legen.
 

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Angst ist eine komplexe Emotion, die mit der Furcht und der Phobie zwei sehr ähnliche Verwandte hat. Obwohl diese Begriffe oft als gleichwertig betrachtet werden, unterscheiden sie sich eindeutig in ihrer Bedeutung. Bei der Furcht handelt es sich um das häufig als unangenehm erlebte Gefühl, das ein Mensch wahrnimmt, wenn er akut durch eine Bedrohung jedweder Art konfrontiert ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Bedrohung echt oder nicht real ist. Es könnte zum Beispiel die Furcht vor dem Versagen in einer Klausur sein, die in diesem Moment geschrieben wird. Angst bezeichnet hingegen das Gefühl, das auftritt, wenn man sich vor zukünftigen Bedrohungen sorgt, also zum Beispiel vor der Klausur, die erst nächste Woche ansteht.

Eine Phobie ist deutlich mehr als nur Angst oder Furcht. Sie gilt im Gegensatz zu den beiden Emotionen als krankhaft und geht mit ständig wiederkehrenden Angst- oder Furchtgefühlen über einen längeren Zeitraum einher. Um das Beispiel der Klausuren wieder aufzugreifen: Eine Klausurphobie äußert sich dadurch, immer wieder Angst und Furcht vor und während Klausuren zu empfinden. Phobien werden auch als Angststörungen bezeichnet, denn in der Regel beeinträchtigen sie das Leben der Betroffenen sehr stark. Auch die Nomophobie ist eine Phobie. Das bedeutet, die Betroffenen ängstigen sich ständig davor, dass sie ihr Mobiltelefon nicht benutzen können.

Abgrenzung Nomophobie ist keine Handysucht

Die Nomophobie muss von der Handysucht abgegrenzt werden. Wer unter einer Sucht leidet, erlebt Entzugserscheinungen, sobald das Suchtmittel - in diesem Fall das Smartphone - nicht zur Verfügung steht. Zwar treten auch die Symptome einer Nomophobia in dieser Situation auf, die verantwortliche Dynamik funktioniert jedoch auf eine ganz andere Art. Auch werden Ängste und Süchte bewusst unterschiedlich behandelt. Möglicherweise hängt beides jedoch voneinander ab. So ist es möglich, dass Smartphone-Süchtige oft auch unter Nomophobia leiden und umgekehrt. Das muss jedoch nicht immer der Fall sein. Leider lässt sich aufgrund der löchrigen Studienlage keine exakte Aussage zu diesem Umstand treffen.

Symptome So äußert sich die Nomophobia

Wer von Nomophobia betroffen ist, erlebt eine Reihe von Symptomen, die auf das vorliegende Problem hindeuten. Die Betroffenen verbringen grundsätzlich sehr viel Zeit mit dem Gerät und fühlen sich unwohl, wenn es in einer bestimmten Situation nicht mitgeführt werden kann. Sie denken viel darüber nach, einen Ausfall des Geräts vorzubeugen, etwa indem sie ständig eine Powerbank zum Wiederaufladen des Akkus mit sich führen, obwohl diese vermutlich nicht benötigt wird.

Falls klar wird, dass die Smartphone-Nutzung in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird oder so ein Fall akut eintritt, können einige der folgenden Symptome auftreten:

  • Ängste
  • Nervosität
  • Panikgefühle
  • starkes Unwohlsein
  • Herzklopfen oder -rasen
  • Schweißausbrüche
  • Schlafstörungen
  • Weiche Knie
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Zittern

 

Hinzu kommt, dass eine Nomophobie weitere Störungen zur Folge haben kann, die durch zusätzliche Symptome auffallen. Viele Betroffene leiden mit der Zeit zum Beispiel unter einer Depression oder unter quälenden Einsamkeitsgefühlen. Außerdem ist es denkbar, dass sie gewisse Impulse nicht mehr richtig kontrollieren können, obwohl dies vor der übermäßigen Fixierung auf das Handy noch uneingeschränkt möglich war. Darüber hinaus ist es möglich, dass Depressive und einsame Menschen eher eine Nomophobia entwickeln.

Dennoch muss ein Auftreten von Symptomen wie den genannten nicht zwangsläufig mit einer Nomophobie einhergehen. Es könnte auch ein anderes Problem zugrunde liegen. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich von erfahrenen Psychologen oder Psychotherapeuten untersuchen und korrekt diagnostizieren zu lassen. Denkbar ist zum Beispiel, dass statt einer No-Mobile-Phone-Phobia eine Fear-of-missing-out (kurz: Fomo) vorliegt. Dabei handelt es sich um die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen. Es ist jedoch möglich, dass beide Phänomene gemeinsam auftreten. Beide Angststörungen sind relativ neu und hängen fest mit der Smartphone-Nutzung zusammen.

 

Betroffen Welche Menschen sind besonders häufig von der Nomophobie betroffen?

Vor allem junge Menschen ab dem Kindesalter bis zum 30. Lebensjahr sind gefährdet, eine Nomophobie zu entwickeln. Es fällt daher auf, dass vor allem Angehörige der Generation der "Digital Natives" damit konfrontiert sind. Das Vorkommen hängt jedoch stark davon ab, welche Bedeutung dem eigenen Mobiltelefon im Leben eingeräumt wird. Frauen neigen etwas stärker zu dem Phänomen, doch Männer können ebenfalls darunter leiden. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass das Vorliegen von neurotischen Charakterzügen das Risiko einer Nomophobia erhöht. Neurotische Persönlichkeiten neigen zum Beispiel zu verstärkter Unsicherheit, Hemmungen und Stimmungsschwankungen.

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Ursachen Die Ursachen der Nomophobie

Angststörungen haben in der Regel spezifische Ursachen. So liegt bei vielen Menschen mit Arachnophobie (Angst vor Spinnen) ein in frühen Lebenslagen erlerntes Verhaltensmuster zugrunde. Bei einer Angst vor Hunden berichten Betroffenen häufig von einem traumatischen Erlebnis wie einem Hundeangriff in der Vergangenheit. Auch die Nomophobie hat Ursachen, doch diese sind bisher noch nicht erforscht. Die zunehmend vernetztere Welt spielt jedoch eine bedeutende Rolle, denn ohne Smartphone geht heute fast nichts mehr.

Denkbar ist außerdem, dass die Betroffenen sich davor sorgen, den Kontakt zu als wichtig wahrgenommenen Personen zu verlieren. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Familienmitglieder, Freunde und den Partner beziehungsweise die Partnerin. Doch nicht in jedem Fall stehen Beziehungen im Fokus. Betroffene können auch darunter leiden, dass sie ohne Smartphone keine wichtigen Nachrichten mehr erhalten oder im Supermarkt ohne Zahlmöglichkeit dastehen könnten.

Diagnose Nomophobie ist als Erkrankung noch nicht anerkannt

Wer befürchtet, im Rahmen der Smartphone-Nutzung unter einer Nomophobie zu leiden, trifft häufig noch auf Unverständnis. Bisher sind moderne Angststörungen wie diese noch nicht als psychische Störung oder Erkrankung anerkannt. Das liegt zum einen daran, dass es sich um ein relativ neues Phänomen handelt, andererseits steht auch die Forschung noch ganz am Anfang. Es gibt erst sehr wenige Studien, die sich mit der Nomophobie und ihren Auswirkungen auf die Betroffenen und ihr Umfeld befassen, außerdem fehlt es an entsprechender Fachliteratur. Aufgrund der anzunehmenden weiten Verbreitung des Problems, auf die auch die Studie aus Deutschland hinweist, ist jedoch davon auszugehen, dass sich dies aufgrund der Dringlichkeit in naher Zukunft ändern könnte.

Dennoch ist es wahrscheinlich möglich, eine vorliegende No-Mobile-Phone-Phobia im Rahmen einer Psychotherapie zu behandeln und parallel dazu die Smartphone-Nutzung zurück in gesündere Bahnen zu lenken. Eine Schwierigkeit liegt darin, dass es unrealistisch ist, zu einem vollständigen Verzicht des Smartphones zu gelangen. Das Mobiltelefon ist in der heutigen Gesellschaft ein bedeutendes Hilfsmittel für zahlreiche Situationen geworden, auf das vor allem jüngere Menschen

Hilfe bei einer Nomophobie erhalten

Behandlung bei Oberberg Psychotherapie bei Nomophobia

 

Wer befürchtet, unter Nomophobia zu leiden und etwas dagegen unternehmen möchte, sollte eine Psychotherapie versuchen. Häufig lassen sich nicht nur die Symptome lindern, sondern auch die Ursachen der Störung beseitigen, sodass ein Leben ohne Leiden wieder möglich ist. Eine Anlaufstelle, die Menschen mit Nomophobie helfen kann, ist der Verbund der Oberberg Kliniken.

Die Oberberg Kliniken sind der führende Qualitätsverbund privater Fachkliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland. In unseren Häusern unterstützen wir unsere PatientInnen dabei, Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen zu behandeln. Das Angebot wird hauptsächlich Privatversicherten zur Verfügung gestellt. Bei den PatientInnen handelt es sich um Kinder, Jugendliche und Erwachsene jeden Alters. Damit ist sichergestellt, dass die Gruppe der am häufigsten von der Nomophobie betroffenen - junge Menschen - bei uns ebenfalls professionelle Hilfe finden.

Die Oberberg Kliniken sind an verschiedenen Standorten in ganz Deutschland vertreten, sodass die Behandlung meist nicht weit von Zuhause erfolgt. Es gibt sowohl Kliniken in städtischen als auch in ländlichen Umgebungen. Psychotherapien finden je nach Standort und individuellem Bedarf vollstationär oder in der Tagesklinik statt. Grundsätzlich profitieren die PatientInnen in den Oberberg Kliniken von Behandlungen, da diese ideal auf sie zugeschnitten sind. Dabei legen wir größten Wert auf die neuesten Erkenntnisse zu den Erkrankungen aus Wissenschaft und Praxis.

Bei einer Psychotherapie in einer unserer Kliniken mit unseren fachübergreifenden Klinikteams setzen wir verschiedene Bausteine zu einem umfassenden Konzept zusammen, das sich vollkommen an den Bedürfnissen der PatientInnen orientiert. Neben Gesprächstherapien zählen dazu zum Beispiel Entspannungs- und Fitness-Angebote. Gerade Fitness kann Betroffenen mit einer Nomophobie gut weiterhelfen, weil sie durch Fitness den Fokus vom Smartphone nehmen und neue Erfahrungen machen können. Des Weiteren bieten wir Kreativ- und Gruppentherapien an.

Kontakt Kontaktaufnahme zu Oberberg und Hilfe erhalten

Sie möchten mehr Informationen zu unserem Behandlungsangebot, zur Ausstattung in den Kliniken oder zum Tagesablauf in einer unserer Kliniken? Dann würden wir uns freuen, wenn Sie mit uns persönlichen Kontakt unter der Telefonnummer 0800 5577330 (gebührenfrei) aufnehmen. Außerhalb Deutschlands wählen Sie bitte +49 30 20867301-0. Wenn Sie einen Rückruf für ein persönliches Gespräch vereinbaren möchten, füllen Sie bitte hier das Kontaktformular aus. Wir werden uns dann schnellstmöglich bei Ihnen melden.

Hilfe bei einer Nomophobie erhalten

FAQ zum Thema "Nomophobie"

Bei einer Nomophobie oder Nomophobia handelt es sich um eine Angststörung, die aufkommt, wenn eine Person vorübergehend nicht auf ihr Smartphone zugreifen kann.
 

Es treten typische Angstsymptome wie Herzklopfen, schwitzige Hände oder Zittern auf.

Vor allem junge Menschen leiden unter Nomophobie. Frauen sind eher betroffen als Männer.

Unsere Fachkliniken Oberberg Kliniken für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

"Wann wird aus Furcht eine Phobie?" (Psychologie heute, Interview mit dem Psychotherapeuten Hans Morschitzky, 06.12.2019, abgerufen am 18.04.2023, https://www.psychologie-heute.de/gesundheit/artikel-detailansicht/40227-wann-wird-aus-furcht-eine-phobie.html)
Melina Coenen & Yvonne Görlich (2022). "Exploring nomophobia with a German adaption of the nomophobia questionnaire (NMP-Q-D), PLOS One: "https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0279379