Informationen rund um das schwere Krankheitsbild Depression finden sich viele. Jedoch gibt es verschiedene Arten von depressiven Erkrankungen. Eine davon ist die manische Depression, auch bipolare Depression genannt. Sie unterscheidet sich von der klassischen, unipolaren Depression in vielerlei Hinsicht.
Bipolare Störung und Episoden-Arten
Das zugrunde liegende Krankheitsbild bei einer manischen Depression wird als Bipolare Störung oder Manisch-Depressive Störung bezeichnet. Dabei handelt es sich, nach der neuesten Version des internationalen Krankheitsklassifikationssystem ICD-11, um eine psychische, affektive Störung. Betroffene leiden unter einem Wechsel der beiden gegensätzlichen, extremen Stimmungszuständen (Hypo)Manie und Depression.
Bei der „Bipolaren Stimmungsstörung“ kann weiter zwischen einem Typ 1 und Typ 2 differenziert werden: Die Bipolare Störung Typ 1 weist eine/mehrere manische/gemischte Episoden auf. Typ 2 weist eine/mehrere hypomanische/n Episode/n auf und mindestens eine depressive Episode. Manische oder gemischte Episoden kommen bei diesem Typus nicht vor.
- Depressive Episode: Eine depressive Episode, im Rahmen einer bipolaren Erkrankung, ist durch gedrückte Stimmung, verminderten Interesse an Aktivitäten, psychomotorischen Unruhe, Verzögerung, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Veränderungen im Schlaf und Appetit, subjektiven Schulderleben und Gefühlen der eigenen Wertlosigkeit und Hoffnungslosigkeit bis zur Suizidalität gekennzeichnet.
- Manische Episode: Euphorie, Reizbarkeit, gesteigerte Aktivität durch ein subjektives Gefühl von viel Energie, hohes Selbstwertgefühl, geringes Schlafbedürfnis, Ablenkbarkeit, Ideenflucht, schnelles Sprechen, Rücksichtslosigkeit und Impulsivität sind klassische Merkmale einer manischen Episode. Betroffene erleben außerdem einen schnellen Wechsel ihrer Stimmung und sind dahingehend labil. Ohne Behandlung hält der Zustand einer manischen Episode mindestens eine Woche an.
- Gemischte Episode: Diese Episode kann im Rahmen einer Bipolaren Störung Typ 1 auftreten. Es treten dabei mehrere Symptome einer manischen Episode sowie mehrere Beschwerden einer depressiven Episode auf. Dies kann entweder gleichzeitig, innerhalb desselben Tages oder auch weniger Tage wechseln. Der Zustand einer gemischten Episode hält ohne eine Behandlung mindestens zwei Wochen an.
- Hypomanische Episode: Eine hypomanische Episode ist durch erhöhte Reizbarkeit, gesteigertem Aktivitätsniveau, subjektiven Gefühl von Energieerfülltheit, vermehrten Gesprächigkeit, schnellen Gedanken, gesteigertem Selbstwertgefühl, verringertem Schlafbedürfnis, erhöhter Ablenkbarkeit und höherem Risikoverhalten oder zunehmender Rücksichtslosigkeit gekennzeichnet. Der Zustand einer hypomanischen Episode dauert mindestens mehrere Tage an.
Ursachen und Auslöser Ursachen und Auslöser einer manischen Depression
Die Ursachen einer manischen Depression sind bis heute nicht vollständig geklärt. Die bipolare Störung gilt nach aktueller Studienlage als Hirnerkrankung. Betroffene tragen keinerlei Schuld am Entstehen oder Ausbilden dieser Erkrankung. Ein Areal im Gehirn, namens „limbisches System“, ist bei Erkrankten während Episoden in der Aktivität verändert. Hormonelle Botenstoffe (Neurotransmitter) und Stoffwechsel im Gehirn weisen dann Abnormalitäten auf. Laut derzeitigem Forschungsstand wird nicht die bipolare Erkrankung als solche, sondern die Anfälligkeit für diese, vererbt.
Die manisch-depressive Erkrankung kann, nach derzeitigen Erkenntnissen, durch individuelle Lebensumstände, belastende Lebensereignisse bzw. Stressereignisse ausgelöst werden. Je länger diese Zustände des Stresses andauern, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eine manische Depression bzw. bipolare Erkrankung zu entwickeln.
Behandlung und Therapie Behandlung einer manischen Depression
Wenn Sie den Verdacht haben, an einer manischen Depression bzw. bipolaren Erkrankung oder auch einer anderen psychischen Erkrankung, erkrankt zu sein, oder sie andauernde und belastende psychische Beschwerden erleiden, zögern Sie nicht, Hilfe zu suchen. Häufig ist eine frühzeitige Behandlung ein maßgeblicher Faktor, um möglichst schnell wieder symptomfrei zu sein oder von einer Erkrankung zu genesen. Als erste Anlaufstelle bei einer manischen Depression oder anderen Erkrankung können Sie Ihre/n Hausärztin/Hausarzt, einen/eine Psychotherapeuten/Psychotherapeutin oder auch gerne uns kontaktieren.
Die manische Depression/bipolare Erkrankung kann in drei verschiedene Phasen unterteilt werden. Der Akuttherapie, gefolgt von einer Erhaltungstherapie und einer Rückfallprophylaxe zum Abschluss.
- Akuttherapie: Die manische Depression soll in diesem Stadium der Therapie in ihren Symptomen behandelt werden, um Betroffene von ihren Beschwerden zu entlasten. So können beispielsweise Medikamente oder eine Psychotherapie zum Einsatz kommen.
- Erhaltungstherapie: Die manische Depression bedarf, auch nach Abklingen der Symptome, weiterer Behandlungsmaßnahmen. Anderenfalls erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls. Durch die Erhaltungstherapie soll für mindestens 6 Monate ein stabiler Zustand erreicht werden. Die therapeutischen Maßnahmen sind meist eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie.
- Rückfallprophylaxe: Nach etwa einem halben Jahr Stabilisierung erfolgt die Prophylaxe vor einer weiteren manischen Depression. Weitere Episoden sollen verhindert werden. Je nach bisherigem Krankheitsverlauf und Häufigkeit manisch-depressiver Episoden kann in diesem Stadium der Therapie ggf. ein Absetzen der Medikation erfolgen.
- Medikamente: In der Behandlung einer manischen Depression oder anderen Episoden einer bipolaren Erkrankung kommen meist Medikamente zum Einsatz. Üblicherweise sind dies Stimmungsstabilisierer, wie beispielsweise Lithium. In depressiven Phasen werden häufig auch Antidepressiva eingesetzt. Sollten zu den Symptomen psychotische Auffälligkeiten hinzukommen, so können auch Antipsychotika in der Therapie eingesetzt werden. Die meisten Medikamente entfalten erst nach einigen Wochen ihre vollständige Wirkung, sodass ein Fortbestehen der Symptomatik einer manischen Depression oder Episode keinen Grund darstellen sollten, diese direkt wieder abzusetzen. Die Auswahl, Dosis und Verordnung von Medikamenten in der Behandlung wird meist durch eine/n Psychiater/In vorgenommen. Diese erfolgt unter Berücksichtigung der individuellen Symptomatik und Krankheitsgeschichte der/des Patientin/Patienten.
- Psychotherapie: Eine Psychotherapie in die Behandlung einer manischen Depression bzw. bipolaren Erkrankung zu integrieren, ist aus vielerlei Hinsicht sinnvoll. Einerseits kann sie Betroffenen helfen, einen geeigneten Umgang mit der Krankheit zu finden und andererseits hilfreiche Informationen vermitteln. Auch die regelmäßige Einnahme der Medikation kann dadurch unterstützt werden, welche oft maßgeblich zum Erfolg in der Therapie einer akuten bipolaren Erkrankung beiträgt. Hinsichtlich der Auslöser der Episode, welche häufig Stress oder Belastungen sind, verspricht eine Psychotherapie ebenfalls einen großen und langfristigen Nutzen, sie kann auch in der Verhinderung von Rückfällen wirksam sein. Letztlich hilft eine Psychotherapie bei einer manischen Depression auch in der Bewältigung des Alltags, von Schwierigkeiten und Symptomen. Welches Psychotherapieverfahren am besten zu der erkrankten Person passt, kann gemeinsam mit einem/einer Psychotherapeuten/Psychotherapeutin oder Ärztin/Arzt eruiert werden. Dabei spielen die persönlichen Wünsche und Bedürfnisse der erkrankten Person eine wesentliche Rolle. Sie können außerdem auch Bezugspersonen mit in die Psychotherapie einbeziehen.
- Selbsthilfe-Gruppen: Viele Betroffene einer manischen Depression/bipolaren Erkrankung profitieren von einem Austausch mit anderen Erkrankten. Es sind ebenfalls Selbsthilfegruppen für Angehörige einer manischen Depression vorhanden.
Hier finden Sie eine Übersicht der deutschlandweiten Selbsthilfegruppen bei Oberberg.
Therapie bei Oberberg Therapie einer manischen Depression bei Oberberg
In den Oberberg Fachkliniken für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie behandeln wir Dysthymie, andere depressive Zustände und viele weitere psychische Erkrankungen. Dabei verbinden wir moderne, wissenschaftlich fundierte Therapien in hoher Intensität und Individualität. Oberberg unterstützt Menschen jeden Alters in schweren seelischen Krisensituationen mit effizienten Behandlungskonzepten. Dabei glauben wir fest an das Zusammenwirken von Menschlichkeit, Verbundenheit und Evidenz in einer erstklassigen Umgebung, die von einer herzlichen Atmosphäre aus Achtsamkeit, Zugewandtheit, Respekt und gegenseitigem Vertrauen geprägt ist.
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Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Hrsg.). (2022). ICD-11 in Deutsch – Entwurfsfassung. Version 2022-02. Bfarm. bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html;jsessionid=2CC129653F3E7311B73E0720984101DC.intranet671
WHO (Hrsg.). (2022, Februar). ICD-11 für Mortality and Morbidity Statistics. Version 02/2022. icd.who.int/browse11/l-m/en