Wenn Nähe belastet – warum Feiertage toxische Beziehungen besonders sichtbar machen
Was ist eine toxische Beziehung?
„Eine toxische Beziehung ist eine Partnerschaft, in der ein dauerhaftes Ungleichgewicht in der Beziehungsdynamik besteht und mindestens eine Person wiederholt emotional belastet wird.“, erklärt Dr. med. Maxim Kuzin, Chefarzt der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura. „Charakteristisch sind starke Schwankungen zwischen Wertschätzung und Abwertung, eine zunehmende Verschiebung von Machtverhältnissen und destruktive Kommunikations- und Verhaltensweisen wie z. B. Kontrolle, Manipulation oder emotionale Erpressung.“ Betroffene ziehen sich häufig aus ihrem sozialen Umfeld zurück, zweifeln an sich selbst und verlieren zunehmend das Gefühl für eigene Bedürfnisse und Grenzen. Gerade in dicht getakteten sozialen Situationen wie Feiertagen oder Urlauben werden diese Muster besonders sichtbar, weil der übliche Alltagsrhythmus als einer der stabilisierenden Faktoren wegfällt.
Familien- und Ferienzeiten sind besonders herausfordernd
Hinzu kommt der hohe Erwartungsdruck, der mit Familienfeiern und gemeinsamen Reisen verbunden ist. Die Vorstellung eines harmonischen Miteinanders kollidiert oft mit realen Beziehungskonflikten. Streit über Rollenverteilungen, Verantwortung, Zeitgestaltung oder den Kontakt mit Angehörigen kann eskalieren, wenn kaum Raum für Rückzug besteht. Viele Menschen erleben in diesen Phasen, dass Konflikte schneller entgleiten, Grenzen weniger respektiert werden oder manipulative Dynamiken an Intensität zunehmen.
Symptome und Folgen toxischer Beziehungen
Typische Warnsignale einer toxischen Beziehung sind ständige Selbstzweifel, das Gefühl, „nie genug“ zu sein, starke emotionale Abhängigkeit sowie die Sorge vor unvorhersehbaren Reaktionen des Partners. Dazu kommen oft ein zunehmender Rückzug von Freunden und Familie, starke Stimmungsschwankungen sowie ein immer stärkeres Auseinanderdriften zwischen eigenen Bedürfnissen und den Anforderungen des Partners. Die gesundheitlichen Folgen reichen von Schlafstörungen und Erschöpfung über depressive Verstimmungen, Angstzustände bis hin zu körperlichen Symptomen wie Magen-Darm-Beschwerden oder chronischen Schmerzen.
Warnzeichen wahrnehmen und Grenzen schützen
Dr. Kuzin weist darauf hin, wie wichtig es ist, Warnsignale früh wahr und ernst zu nehmen: „Das Reflektieren eigener Grenzen, Erwartungen und emotionaler Belastungen ist ein erster zentraler Schritt. Gerade vor Feiertagen oder Urlaubsreisen kann es hilfreich sein, klare Absprachen zu treffen, Rückzugsräume einzuplanen und Erwartungen realistisch anzupassen.“ Werden destruktive Muster erkannt, kann professionelle Unterstützung – etwa durch Psychotherapie oder Paarberatung – dazu beitragen, Verhaltensdynamiken zu verstehen und konstruktive Veränderungen zu ermöglichen. Für Betroffene ist es zudem entscheidend, eigene Ressourcen zu stärken, soziale Kontakte zu pflegen und das eigene Wohlbefinden in den Mittelpunkt zu stellen.
Feiertage und Urlaubszeiten schaffen Nähe, aber sie machen auch sichtbar, wo Beziehungen in ein Ungleichgewicht geraten sind. „Toxische Strukturen sollten nicht als normale Stressreaktion abgetan werden. Wer Belastungen erkennt, Grenzen schützt und Unterstützung sucht, kann den Kreislauf einer destruktiven Beziehung durchbrechen.“, so Dr. Kuzin. Er betont, dass Veränderung möglich ist – sei es durch gemeinsame Arbeit am Beziehungssystem oder durch die bewusste Entscheidung, sich aus einer schädlichen Dynamik zu lösen.
Die Oberberg Fachkliniken bieten mit ihren spezialisierten Angeboten umfassende Unterstützung: von Diagnostik über ambulante und tagesklinische Behandlungen bis hin zu vollstationären Programmen. Auch während der Feiertage und zwischen den Jahren sind in diversen Oberberg Fachkliniken Akutaufnahmen in Krisenfällen möglich. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.oberbergkliniken.de/
Über die Oberberg Gruppe:
Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten in Deutschland. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden Therapeutinnen und Therapeuten sowie Selbsthilfegruppen.
Überblick: Toxische Beziehung
Kennzeichen
• starker Wechsel zwischen Idealisierung und Abwertung
• Kontrolle, Manipulation, emotionaler Druck
• Ungleichgewicht in Macht, Verantwortung und Nähe
Warnsignale
• ständige Selbstzweifel und Angst vor Reaktionen des Partners
• sozialer Rückzug, Verlust eigener Interessen
• Gefühl, „nie genug“ zu sein oder sich permanent anpassen zu müssen
Folgen
• depressive Symptome, Angstzustände, Schlafstörungen
• Erschöpfung, psychosomatische Beschwerden
• zunehmender Verlust von Selbstwert, Autonomie und Stabilität
Empfehlungen
• Warnsignale ernst nehmen und eigene Grenzen reflektieren
• klare Grenzen setzen und Unterstützung im Umfeld suchen
• professionelle Beratung oder Therapie hinzuziehen
• Ressourcen stärken: soziale Kontakte, Selbstfürsorge, Rückzugsräume
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