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Wege aus der Depression: Wie komme ich aus der Depression?

Depressionen können vielfältig auftreten ­­­­­– in Form einer leichten depressiven Verstimmung bis hin zu schweren oder chronischen Verlaufsformen. Vordergründige Symptome einer Depression sind eine gedrückte Stimmung, Verlust an Interessen und damit verbundener Freude und einer Antriebslosigkeit. Biologische als auch psychosoziale Faktoren werden als Ursachen der psychischen Erkrankung gesehen, wobei von einer multifaktoriellen Entstehung ausgegangen wird.

Obwohl Depressionen zu den häufigsten Erkrankungen weltweit zählen, werden sie häufig aufgrund der einschränkenden Symptomatik oder aus Angst vor Stigmatisierung nicht diagnostiziert und behandelt. Viele Betroffene sind durch die Erkrankung in ihrer Lebensqualität, der Bewältigung ihres Alltags und in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt. Eine Psychotherapie, ggf. auch in Kombination mit Medikamenten, werden als Therapie empfohlen.

Wege aus der Depression

In manchen Teilen der Gesellschaft werden psychische Erkrankungen noch immer stigmatisiert bzw. haben Betroffene haben Angst davor, oder sie empfinden Scham. Menschen mit depressiver Symptomatik sollten, neben  körperlichen Symptomen, auch psychische Beschwerden in Arztgesprächen  schildern. Dies erleichtert eine korrekte Diagnose und ermöglicht, eine geeihnete Therapie zu erhalten. Der/die behandelnde MedizinerIn und auch PsychotherapeutInnen stehen unter Schweigepflicht.

Eine richtige Diagnose mit frühzeitiger, angemessener Behandlung der Depression ist essenziell für einen höheren Heilungserfolg. Ob eine Psychotherapie allein oder auch Medikamente zur Behandlung der Depression eingesetzt werden, sowie ob ein stationärer/teilstationärer Aufenthalt erforderlich ist, wird gemeinsam abgeklärt.

Hier geht es zu einem Selbsttest zu Depressionen, der erste Hinweise liefern kann. Zu berücksichtigen ist, dass dieser keine professionelle Diagnostik ersetzt. Je nach Ausprägungsgrad der Symptome, insbesondere der Antriebslosigkeit und Hoffnungslosigkeit, kann für eine Terminvereinbarung und -wahrnehmung Unterstützung nötig sein.

Eine Vielzahl an Therapieansätzen stehen zur Behandlung depressiver Erkrankungen zur Verfügung. Mittlerweile gehören Depressionen zu den am besten behandelbaren psychischen Erkrankungen.

Effektive Behandlung einer Depression

Die Therapie einer Depression richtet sich nach Art der Depression, ihrem Verlauf, dem Schweregrad und ihrer Ausprägung. Frühere Erfahrungen der PatientInnen mit Behandlungsstrategien fließen in das therapeutische Vorgehen mit ein. Meist kommt eine Psychotherapie und eine medikamentöse Therapie zum Einsatz, sowie bei stationärer Behandlung ergänzende Fachtherapien.

Nach einer erfolgreichen Behandlung einer depressiven Episode gilt es, eventuell weiter bestehende Symptome zu identifizieren und diese weiter zu behandeln. Eins der zunächst verbleibenden Beschwerden einer Depression kann beispielsweise ein gestörter Schlaf sein. Generell wird nach der aktuellen Therapieempfehlung nach einer akuten Behandlungsphase der Erhalt von Beschwerdefreiheit angestrebt.

Nach einer stabilen Phase ohne depressive Symptome sollte auf individuelle Frühwarnzeichen geachtet werden. Eines kann beispielsweise eine vermehrt aufkommende gedrückte Stimmung am Morgen sein oder Veränderungen im Appetit. Durch ein Erkennen von wiederkehrenden Symptomen kann ein etwaiger Rückfall bzw. eine neue depressive Episode früher erkannt und so entweder verhindert, abgemildert oder verkürzt werden.

Zusammengefasst lässt sich die langfristig effektive Therapie einer Depression also in drei Stadien einteilen:

  1. Akutbehandlung: Von einer Akutbehandlung bei einer Depression spricht man, wenn gezielt die Besserung der Symptomatik im Vordergrund steht. Dies bezieht sich häufig auf einen Behandlungszeitraum von Wochen.
  2. Erhaltungstherapie: Sechs Monate ohne depressive Beschwerden müssen vergangen sein, um von einer Remission der Depression sprechen zu können.  Dieses Stadium in der Behandlung der Depression soll zukünftige Rückfälle verhindern. Es wird auf eine Stabilisierung der symptomfreien Erkrankungsphase abgezielt. Die Dauer dieses Stadiums kann bis zu neun Monate andauern.
  3. Rückfallvorbeugung: Als letzte Phase in der Behandlung einer Depression kann das Verhindern einer Wiedererkrankung, nach Erreichen der Remission, gesehen werden. Die Entwicklung einer neuen depressiven Episode wird dabei vorgebeugt und die Normalisierung eines Neuerkrankungsrisikos angestrebt. Der etwaige Zeitraum für die sogenannte Recovery liegt bei einem bis zu mehreren Jahr/en.

Medikamentöse Therapie bei Depression

Empfohlen wird eine zu der Psychotherapie zusätzliche medikamentöse Behandlung in der Regel bei mittelgradigen und schweren Depressionen. Zum Einsatz kommen meist sogenannte Antidepressiva, die sich auf den Hirnstoffwechsel auswirken. Beeinflusst werden die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin, die laut wissenschaftlichen Erkenntnissen im engen Zusammenhang mit einer Depression stehen. Ziel ist es dabei auch, die körperlichen Begleitsymptome einer Depression zu reduzieren.

Bei der Auswahl des richtigen Medikaments, der Dosis und der Wirkungsbeobachtung ist eine vertrauensvolle und offene Zusammenarbeit zwischen Behandelten und Behandelnden wichtig. Dabei wird der Therapieerfolg hinsichtlich Veränderungen des Schlafs, Antriebs usw. sowie eventuelle Nebenwirkungen eruiert.

Folgende Substanzklassen können bei einer Depression zum Einsatz kommen:

  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): SSRI hemmen die Wiederaufnahme des Botenstoffs Serotonin in die Nervenendigungen, wodurch die Serotoninkonzentration erhöht wird.
  • Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI): SSNRI wirken ähnlich wie SSRI. Sie nehmen Einfluss auf Serotonin und zusätzlich auf die Konzentration von Noradrenalin.
  • Tri- und tetrazyklische Antidepressiva (TZA): TZA nehmen nicht gezielt Einfluss auf Serotonin und Noradrenalin, sondern auf andere Botenstoffe, indem sie „Andockstellen“ der Botenstoffe blockieren.

Des Weiteren können auch Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer), Antipsychotika, spezifische Rezeptorantagonisten, Lithium und Johanniskraut Bestandteil einer Therapie bei Depression sein. Dies ist abhängig von der Art der Depression, Symptomatik und Wunsch der PatientInnen.

Bei der Wahl des passenden Medikaments zur Behandlung der Depression sollte beachtet werden, dass:

  • Nicht selten mehrere Anläufe notwendig, bis das individuell passende Medikament zur effektiven Behandlung der Depression gefunden wird.
  • Anfangs mit einer niedrigen Wirkstoffdosis gearbeitet und diese erst bei fehlender Besserung der Depression erhöht wird.
  • In den ersten Wochen der Therapie Nebenwirkungen und/oder Symptomverstärkung vor der gewünschten Besserung der Depression auftreten können. Dieser Zeitraum sollte bestenfalls ohne abruptes Absetzen überwunden werden.
  • Im Laufe der Therapie ist die regelmäßige Einnahme auch nach Besserung der Symptome der Depression, wichtig, um möglichen Rückfälle vorzubeugen.
  •  Am Ende der Therapie sollten Antidepressiva schrittweise abgesetzt werden.

Psychotherapie bei Depression

Die geeignete Psychotherapie bei einer Depression richtet sich nach der individuellen Erkrankungsphase/-schwere und den Möglichkeiten der betroffenen Person sowie ihrer Lebenssituation. PatientIn und TherapeutIn legen dabei gemeinsam Ziele fest. Eine Psychotherapie hilft unter anderem sich zu öffnen, Gedanken und Handlungen zu reflektieren und sich neue Gefühle und Sichtweisen entstehen zu lassen. Durch das Aufdecken kognitiver Ursachen und aufrechterhaltenden Faktoren können innere Konflikte besser bewältigt werden und eine prophylaktische Wirkung entstehen. Als erste Anlaufstelle bieten z.B. sog. Psychotherapeutische Sprechstunden.

Es gibt unterschiedliche psychotherapeutische Verfahren, die bei depressiven Erkrankungen gewählt werden können. Häufig sind es die folgenden beiden:

  • Verhaltenstherapie: Zielt darauf ab, „problematisches“ Verhalten zu verlernen, indem neue, „produktive“ Verhaltensmuster erlernt werden. Der Therapieansatz mit praktischen Übungselementen ist ziel-/lösungs- und gegenwartsorientiert. Weitere Informationen zur Verhaltenstherapie.
  • Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie: Diese hilft, indem Ursprünge und Auslöser von psychischen Beschwerden im Unbewussten aufgedeckt und bearbeitet werden. Von vergangenem soll sich gelöst bzw. dieses angenommen werden, sodass dieses nicht mehr in der Gegenwart und Zukunft beeinträchtigt. Weitere Informationen zu tiefenpsychologisch fundierten Therapien hier.

Neben der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung einer Depression gibt es weitere effektive Behandlungsmöglichkeiten: Dies kann bei therapieresistenten Depressionen eine Elektrokrampftherapie (EKT) sein, eine Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (TMS) sowie eine Licht- und Wachtherapie. Hier erhalten Sie einen Überblick über noch mehr Therapiemethoden, welche in den Oberberg Kliniken verfügbar sind.

Der oft mit der Depression einhergehende Rückzug aus dem sozialen Umfeld kann durch Gruppentherapien und Selbsthilfegruppen angeregt werden. Auch ein Einbeziehen von Bezugspersonen in den Therapieprozess ist möglich. Auch Angehörige können durch für sie ausgerichtete Selbsthilfegruppen gemeinsamen Austausch, Mut, Motivation und Unterstützung erhalten. Hier erhalten Sie einen Überblick über die deutschlandweiten Selbsthilfegruppen der Oberberg Kliniken.

  • Professionelle Abklärung und Hilfe: Zögern Sie nicht, eine/n Arzt/Ärztin oder Psychotherapeut/In für Hilfe aufzusuchen. Sie können wie bei jeder Erkrankung professionelle Beratung in Anspruch nehmen, um Ihren Gesundheitszustand zu verbessern. Je früher, desto höher ist die Heilungschance im Falle einer Erkrankung.
  • Austausch mit Anderen: Oft hilft es, das Gespräch mit Verwandten und FreundInnen, einem Arzt/einer Ärztin oder einem Psychotherapeuten/einer Psychotherapeutin, telefonisch oder in der Realität, zu suchen. Des Weiteren eignen sich Selbsthilfegruppen, um Probleme gemeinschaftlich offen anzusprechen. Wenn Sie Unterstützung benötigen, fragen Sie danach und scheuen Sie sich nicht davor, Hilfsangebote anzunehmen.
  • Aktivität und Hobbies: Sport und Bewegung fördern die psychische und physische Gesundheit. Ein Spaziergang, eine Fahrradtour, eine Yoga-Einheit oder Schwimmen können helfen aus einem kurzfristigen Zustand von gedrückter Stimmung auszubrechen und sich auf andere und positive Dinge zu fokussieren.
  • Ernährung und Genuss: Eine gesunde Ernährung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr können ebenfalls positiven Einfluss auf die Stimmung und das Wohlbefinden nehmen. Beim Essen in Gesellschaft können Sozialkontakte mit dem Essen verbunden werden.
  • Schaffen von Struktur und Pausen: Struktur kann hilfreich sein, wenn alles schwerfällt und Sie sich aufgrund zahlreicher Aufgaben nur deprimiert fühlen. Setzen Sie Prioritäten, stellen Sie unwichtiges zurück und fragen Sie bei Bedarf um Hilfe. Auch ausreichen Schlaf ist für das Wohlbefinden essenziell: Etablieren Sie geregelte Aufsteh- und Zubettgehzeiten.

Behandlung einer Depression

Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und sind in der Regel gut behandelbar. Hierbei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wobei eine Psychotherapie und Medikation (meist mit Antidepressiva) die Standardtherapiemethoden darstellen. Therapeutisch wird die Linderung bzw. Beendigung der depressiven Symptomatik angestrebt und versucht die Fähigkeiten wie die Alltagsbewältigung wieder herzustellen. Auch Rückfälle werden im Rahmen einer Therapie bei Depression vorgebeugt. In Absprache mit dem Arzt/der Ärztin oder dem Psychotherapeuten/der Psychotherapeutin wird abhängig vom Schweregrad der Depression, dem Krankheitsverlauf, Ihren Bedürfnissen und Lebensumständen entschieden, ob zur Behandlung eine ambulante, teilstationäre oder vollstationäre Therapie am sinnvollsten ist, um einen Weg aus der Depression zu finden.

Sie können sich jederzeit vertrauensvoll an uns wenden!

In den Oberberg Fach- und Tageskliniken für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie unterstützen wir Menschen in schweren seelischen und psychischen Krisensituationen wie Depressionen.

Wenn Sie mehr Informationen zu unserem therapeutischen Behandlungsangebot bei Depression, zum Tagesablauf in einer Klinik oder anderen Themen erhalten möchten, würden wir uns freuen, wenn Sie mit uns persönlichen Kontakt unter der Telefonnummer 0800 5577330 (gebührenfrei) aufnehmen (außerhalb Deutschlands wählen Sie bitte +49 30 20867301-0). Wenn Sie einen Rückruf für ein persönliches Gespräch vereinbaren möchten, füllen Sie bittehier das Kontaktformular aus. Wir werden uns dann schnellstmöglich bei Ihnen melden.

 

 

Schnelle Hilfe in einer akuten Krise

Wenn Sie sich augenblicklich in einer akuten Krise befinden, in der Sie sich selbst gefährden könnten, wenden Sie sich bitte an Ihre/n Arzt/Ärztin oder Psychotherapeut/In. Unter 112 erreichen Sie kostenfrei und rund um die Uhr den Notarzt und die Telefonseelsorge unter 0800-1110111.
Dieselbe Hilfestellen können kontaktiert werden, wenn sich eine andere Person in einer akuten Notlage befindet.

Del Giudice, J. (2022). Depressionen – Sozialrechtliche und psychosoziale Informationen zur Erkrankung. Augsburg: Beta Institut gemeinnützige GmbH.

Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (Hrsg.). (2015). S3-Leitlinie/ Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression. Langfassung. 2. Auflage

Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (2017). ICD-10-GM Version 2018. Kapitel V. Psychische und Verhaltensstörungen. dimdi.de/static/de/klassifikationen/icd/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2018/block-f30-f39.htm

Keck, M. (2017). Depression. Wie entsteht sie? Wie wird sie behandelt? Was ist der Zusammenhang mit Stress? Glattbrugg: Lundbeck (Schweiz) AG. psych.mpg.de/2354388/depression_patienten_broschuere_keck.pdf

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