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Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) – neue Entwicklungen und klinische Perspektiven

Fortschritte in Forschung und Anwendung

Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) hat sich in den vergangenen Jahren von einer experimentellen Methode zu einem festen Bestandteil moderner Depressionsbehandlung entwickelt. Das nichtinvasive Verfahren nutzt magnetische Impulse, um neuronale Aktivität in spezifischen Hirnarealen zu modulieren – insbesondere in Regionen, die bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen unteraktiv sind.
Mehrere aktuelle Meta-Analysen bestätigen die Wirksamkeit der rTMS bei depressiven Störungen, insbesondere in Kombination mit Antidepressiva und bei therapieresistenten Verläufen. Auch bei Angststörungen zeigen sich deutliche Symptomverbesserungen. Das Verfahren gilt als gut verträglich; Nebenwirkungs- und Abbruchraten sind vergleichbar mit Placebo-Behandlungen. Langzeituntersuchungen deuten zudem auf stabile Therapieeffekte über bis zu ein Jahr hin, insbesondere bei ergänzender Erhaltungstherapie.

Neue Behandlungsprotokolle: Intensiver, kürzer, wirksam

In den letzten Jahren hat sich das Verfahren weiterentwickelt: Neben klassischen Wochenprotokollen entstehen sogenannte „accelerated“ Ansätze mit höherer Sitzungsfrequenz und verkürzter Gesamtdauer. Die aktuelle Forschung zielt darauf, die Stimulation präziser, effizienter und individueller zu gestalten.

 

Die sogenannten Protokolle – also wie oft, wie stark und in welcher Frequenz man stimuliert – werden verändert und optimiert. Mittlerweile ist man bei Protokollen, die sehr kurze Stimulationszeiten von nur wenigen Minuten haben.
Prof. Dr. med. Stefan Röpke
Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Berlin Brandenburg, Tagesklinik Berlin Kurfürstendamm und Fachklinik Potsdam (Ärztlicher Direktor)

Ein Meilenstein ist das Stanford- oder SAINT-Protokoll (Stanford Accelerated Intelligent Neuromodulation Therapy). Hierbei werden mehrere Stimulationssitzungen pro Tag durchgeführt, wodurch sich die Gesamtdauer der Behandlung von mehreren Wochen auf wenige Tage verkürzen lässt. Erste Studien zeigen vergleichbare Ansprechraten wie bei klassischen, über Wochen verteilten Behandlungszyklen.
„Wir verwenden auch Protokolle, bei denen mehrmals am Tag stimuliert wird – beispielweise das sogenannte Stanford-Protokoll – bei dem man in viel kürzerer Zeit ähnliche Effekte erreicht wie bei längeren Behandlungsdauern“, so Prof. Röpke.

Diese neuen Ansätze eröffnen insbesondere Patient:innen mit therapieresistenter Depression die Perspektive auf raschere Symptomverbesserung bei gleichzeitig guter Verträglichkeit. Parallel wird rTMS zunehmend bei weiteren psychischen Erkrankungen wie Zwangsstörungen, PTBS oder Suchterkrankungen erforscht sowie als nichtmedikamentöse Option bei Angststörungen.

rTMS im klinischen Alltag der Oberberg Gruppe

Die Oberberg Gruppe bietet rTMS als ergänzende Therapieoption in mehreren Fachkliniken an – unter anderem in Berlin Brandenburg, Potsdam, Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad, Weserbergland und Rhein-Jura. Die Behandlung wird von erfahrenen Fachärzt:innen durchgeführt, in den multimodalen Therapieansatz integriert und kontinuierlich an aktuelle wissenschaftliche Standards angepasst. Eine klassische rTMS-Sitzung dauert etwa 20 Minuten; die neuen Kurzprotokolle dauern hingegen nur wenige Minuten.
Besonders profitieren Patient:innen mit therapieresistenter Depression, die trotz Psychotherapie und medikamentöser Behandlung keine ausreichende Besserung erfahren haben.

Bedeutung für Zuweiser:innen und Therapeut:innen

rTMS ist eine wissenschaftlich abgesicherte, gut verträgliche Ergänzung zur klassischen Behandlung. Sie kann stationär oder tagesklinisch erfolgen, eingebettet in ein individualisiertes, multimodales Konzept.
Indikation: vor allem therapieresistente Depressionen
Überweisung: Indikationsklärung → Diagnostik (z. B. MRT/EEG) → Vorstellung in der rTMS-Anlage → Integration in das Gesamtprogramm
Vorteile: noninvasiv, keine Narkose, kurze Sitzungsdauer – besonders bei Kurz- oder Intensivprotokollen
Integration: rTMS ergänzt Psychotherapie, Pharmakotherapie und psychosoziale Verfahren im interdisziplinären Setting

Fazit

rTMS hat sich als evidenzbasierte, sichere Methode bei depressiven Erkrankungen etabliert und steht exemplarisch für den Fortschritt in der biologischen Psychiatrie – hin zu intensiveren, kürzeren und individuelleren Behandlungsprotokollen.
Mit der Implementierung neuer Verfahren wie dem Stanford-Ansatz integriert die Oberberg Gruppe moderne neuromodulative Therapien dauerhaft in ihre integrativen Behandlungsprogramme.

  • Meta-analysis of the Efficacy and Safety of Repetitive Transcranial Magnetic Stimulation (rTMS) in the Treatment of Depression: pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5925584/
  • Efficacy of repetitive transcranial magnetic stimulation (rTMS) adjunctive therapy for major depressive disorder (MDD) after two antidepressant treatment failures: meta-analysis of randomized sham-controlled trials: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37501135/
  • Repetitive transcranial magnetic stimulation for generalized anxiety and panic disorders: A systematic review and meta-analysis: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35550035/
  • Meta-analysis of the Efficacy and Safety of Repetitive Transcranial Magnetic Stimulation (rTMS) in the Treatment of Depression: pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5925584/
  • Durability of antidepressant response to repetitive transcranial magnetic stimulation: Systematic review and meta-analysis: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30344109/

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