Panikattacken: Wenn Angst aus dem Nichts zuschlägt

Jeder Mensch kennt das Gefühl von Angst. Angst ist eine natürliche und allgegenwärtige Emotion, die uns in verschiedenen Lebenssituationen begleitet. Als Reaktion auf mögliche Gefahren mobilisiert sie den Körper und die Psyche und sorgt dafür, dass wir aufmerksam sind und schnell handeln können. Doch was passiert, wenn diese Angst plötzlich und ohne äußeren Anlass über einen hereinbricht? Wenn sie so heftig ist, dass sie uns völlig überrollt und lebensbedrohlich wirkt? Dann spricht man von einer Panikattacke.
Was ist eine Panikattacke?
Der Begriff „Panik“ hat eine mythologische Herkunft. Er geht zurück auf Pan, den griechischen Gott der Hirten, Wälder und wilden Natur. Sein plötzliches Erscheinen soll bei Menschen und Tieren eine überwältigende Angst ausgelöst haben. Die mystische Vorstellung passt erstaunlich gut: Panikattacken fühlen sich an, als würde sie einen aus dem Nichts überfallen – lautlos, überwältigend, unkontrollierbar. Ein innerer Pan, der aus dem Unterholz unserer Psyche springt.
Panikattacken sind intensive, plötzlich auftretende Angstzustände, die mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Atemnot, Zittern und Schweißausbrüchen einhergehen. Auch psychische Symptome wie Kontrollverlust Todesangst, Entfremdungsgefühle und Derealisationserleben treten häufig auf. Eine einzelne Attacke dauert in der Regel nur einige Minuten, kann sich für Betroffene aber viel länger anfühlen.
Häufigkeit und Verlauf
Viele Menschen erleben im Laufe ihres Lebens mindestens einmal eine Panikattacke. Die Lebenszeitprävalenz liegt bei etwa 7–9 %, also fast jeder Zehnte macht irgendwann diese Erfahrung. Nicht jede Panikattacke bedeutet gleich eine psychische Erkrankung. Eine einzelne Attacke kann im Rahmen von Stress, Erschöpfung oder belastenden Erlebnissen auftreten. Die Panikstörung hingegen – also wiederkehrende, nicht vorhersehbare Panikattacken, gepaart mit der dauerhaften Angst vor der nächsten – betrifft etwa 2–3 % der Bevölkerung. Die massiven körperliche Symptome wie Brustschmerz, Atemnot oder Schwindel werden von Betroffenen oft als Zeichen eines körperlichen Notfalls (z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall) interpretiert. Dies führt dazu, dass sie wiederholt Notaufnahmen oder ärztliche Bereitschaftsdienste aufsuchen, obwohl keine medizinische Erklärung gefunden wird. Auch wenn keine körperliche Erkrankung gefunden wird, bleibt oft die Erinnerung: „Das darf mir nicht nochmal passieren.“ Aus dieser Erfahrung entsteht eine ständige innere Wachsamkeit: Betroffene beobachten ihren Körper genau, achten auf jedes Herzklopfen oder Unwohlsein – aus Angst, es könne der Beginn einer neuen Attacke sein. Diese Daueranspannung erhöht die Angstbereitschaft – und dieser Teufelskreis kann tatsächlich wieder eine Panikattacke begünstigen. Durch wiederholte Panikattacken entsteht meist eine zunehmende „Angst vor der Angst“.
Die Angst vor der Angst: Teufelskreis einer Panikstörung
Viele Menschen mit einer Panikstörung entwickeln im Verlauf zusätzlich eine Agoraphobie. Um künftigen Attacken vorzubeugen, meiden die Betroffenen zunehmend Orte oder Situationen, in denen sie bereits Panik erlebt haben oder wo es schwierig wäre, Hilfe zu bekommen oder zu fliehen. Dies führt zu einem immer stärkeren Vermeidungsverhalten. Sicherheitsstrategien werden eingesetzt, um möglichst keine weiteren Panikattacken zu erleben, im Falle einer Panikattacke nicht rechtzeitig entkommen oder keine Hilfe bekommen zu können. Die Folgen können Verlust von Lebensqualität, zunehmende Schwierigkeiten in der Alltagsbewältigung, berufliche Einschränkungen und zunehmende soziale Isolation sein.
Hilfe bei Panikstörungen
Die Panikstörung- und die Agoraphobie sind aber gut behandelbar. Die wirksamste Methode ist die kognitive Verhaltenstherapie. Sie hilft, angstauslösende Denkmuster zu erkennen und realitätsnäher zu bewerten – etwa, wenn harmloses Herzklopfen fälschlich als Zeichen einer Herzerkrankung gedeutet wird. Durch diese Neubewertung verringert sich die Angstreaktion in belastenden Situationen spürbar. Ein zentraler Bestandteil der Behandlung der Agoraphobie ist die Expositionstherapie: In therapeutischer Begleitung setzen sich Betroffene gezielt jenen Situationen aus, die sie bisher vermieden haben. So kann sich die Erwartung von Gefahr Schritt für Schritt auflösen. Bei stark ausgeprägter Symptomatik und/oder bei einer begleitenden Depression können pharmakologisch in der Regel gut verträgliche selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer ergänzend eingesetzt werden.