Eltern Kinder und Jugendliche ADHS

ADHS – eine Diagnose oder eine besondere Fähigkeit?

Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit ADHS (Aufmerksamkeitdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) haben mehr als der Großteil der Menschen Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, abzuwarten und still zu sitzen. Sie lassen sich leicht ablenken, platzen aus sich heraus und bringen Dinge nicht zu Ende.

Ab wann sind diese Besonderheiten, die sie von anderen Menschen unterscheiden, ein Problem, wann eine Diagnose? Ist es überhaupt ein Problem oder nur eine besondere Ausprägung bestimmter Fähigkeiten?

Diese Frage ist so einfach nicht zu beantworten. Es hängt von der Ausprägung der sogenannten Symptome ab und wie stark diese das Leben der Betroffenen beeinflussen. Diese Beeinflussung ist aufgrund der steigenden Anforderungen der Umwelt (Schule, Studium, Beruf) und Mitmenschen (Familie, Freunde) meist zumindest herausfordernd, häufig belastend, zum Teil auch überfordernd. Diese Besonderheiten können aber auch positive Auswirkungen haben, z.B. im Sinne einer hohen Kreativität, Ideenreichtum, Einsatzbereitschaft die sie beruflich nutzen können, sowie Ehrlichkeit, Sensibilität und Hilfsbereitschaft in zwischenmenschlichen Beziehungen.

ADHS ist eben nicht bei allen Betroffenen gleich, es gibt viele individuelle Unterschiede und Ausprägungen. Wir können uns das wir ein buntes Spektrum an Farben vorstellen, die dann auch noch unterschiedlich hell sind. Diese unterschiedlichen Ausprägungen nennen Fachleute dimensionale Klassifikation, während die Einteilung in eine bestimmte Krankheit eine kategoriale ist. Wenn wir von ADHS sprechen, denken wir in Diagnosen sprich an Kategorien.

Ab wann rechtfertigt sich eine Diagnose und warum kann sie auch wichtig sein? Eine Diagnose setzt u.a. voraus, dass die Symptome einen Störungscharakter haben. Stören können sie die Betroffenen selbst oder ihre Umwelt. Wenn das ein bestimmtes Ausmaß erreicht hat, wenn Betroffene und/oder Umwelt darunter leiden, sollten wir es auch eine Diagnose nennen. Denn dann können Fachleute, zu denen u.a. Kinder- und Jugendpsychiater, Psychiater und Psychotherapeuten zählen, helfen. Um herauszufinden, ob es sich bei den Symptomen um eine ADHS handelt, oder um eine andere Störung, finden ausführliche Gespräch und Untersuchungen statt. Und wenn es dann eine ADHS ist, wissen wir aus langer Erfahrung und vielen Studien, dass die Kombination aus Medikamenten und Verhaltenstherapie den größten Erfolg verspricht. Ob man aber beides braucht oder z.B. nur eine Verhaltenstherapie entscheidet der Schweregrad der Symptome und die Betroffenen nach intensiver Beratung durch Fachleute.

 

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Der Autor ist Kinder- und Jugendpsychiater und -psychotherapeut, Chefarzt der Oberberg Fachklinik Fasanenkiez Berlin und Fachmann für ADHS

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