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Seelisch gesund durch Ernährung?

Wer sich gesund ernährt, fühlt sich besser. Der Einfluss von gesunder Ernährung auf das seelische Wohlbefinden geht aber über den Wohlfühlfaktor hinaus: Ernährungsmedizin ist ein aktiver Bestandteil der Oberbergtherapie bei seelischen Erkrankungen.

Die Definition für gesunde Ernährung geht über die Aufzählung Obst, Gemüse, Salate, Vollkornprodukte, mageres Fleisch und vorzugsweise Fisch hinaus. Entscheidend sind weitere Faktoren, wie der Zeitpunkt der Mahlzeiten, die Zubereitungsweise, die Zusammenstellung der Zutaten und nicht zuletzt die Art und Weise, wie das Essen angerichtet ist und verzehrt wird. 

 

Mario Gliese, Chefkoch der Oberbergklinik in Wendisch Rietz, erklärt: „Eine der wichtigsten Regeln bei der Auswahl der Zutaten ist die Balance zwischen Säuren und Basen. Der menschliche Körper braucht beide; manche Bereiche des Körpers müssen sauer, andere basisch sein. Unser Organismus verfügt über ein ausgefeiltes System, um das Gleichgewicht herzustellen: die Atmung, der Kreislauf, die Verdauung, der Hormonhaushalt – alle tragen ihren Teil zu einem gesunden pH-Wert im Körper bei. Unbewusste Ernährung und Stress sorgen bei vielen Menschen für eine Übersäuerung.“

 

Wenn die Seele aus dem Gleichgewicht geraten ist, können die Symptome einer Übersäuerung diese Situation noch verschlimmern. Kopfschmerzen, Sodbrennen, Lustlosigkeit, oder auch Arthrose sind mögliche Folgen und beeinträchtigen das Wohlfühlen.

 

Dass auch der Zeitpunkt der Mahlzeiten eine wichtige Rolle spielt, ist für viele Patienten eine neue Information. Saure Lebensmittel wie viele Obstsorten oder frisch zubereiteter Salat, gehören zur gesunden Ernährung. Werden sie jedoch am Abend gegessen können sie zu Magen-Darmbeschwerden führen. „Unsere Verdauung verabschiedet sich um 18:oo Uhr in den Feierabend. Der Körper kann mit dem faserreichen Salat wenig anfangen – und so leicht wie der Salat ist, liegt er dann doch schwer im Magen.“ Gliese empfiehlt, am Abend warm zu essen. Ein leichter Fisch oder ein Stück Fleisch und gekochtes Gemüse sind ideal.

 

Die Patienten können einmal im Monat an einem hausinternen Kochkurs teilnehmen. Die Kurse finden hohen Zuspruch. „Die Patienten lernen bei uns, wie gesundes Essen einfach zubereitet werden kann. Gerade für alkoholabhängige Patienten ist es wichtig, wie man auch ohne Wein oder Sherryessig schmackhafte Gerichte zubereitet.“, so Gliese. Im Kurs lernen die Patienten die Auswahl von regionalen und saisonalen Produkten kennen, warum hochwertige Öle wichtig sind, dass Süßen mit Honig oder frischen Früchten besser ist als Fruchtzucker und dass Mehl mit einem hohen Ausmahlgrad noch alle Vitaminschichten besitzt.

 

„Wir achten darauf, dass Essen nicht einfach nur Nahrungsaufnahme bedeutet. Die Speiseräume haben eine angenehme Atmosphäre, es gibt Tischdecken und Stoffservietten, die warmen Mahlzeiten werden immer am Tisch serviert. Auch die Art und Weise, wie die Speisen angerichtet werden, gehört dazu.“ Dr. Edda Gottschaldt ist es wichtig, dass Patienten in einer ästhetischen Umgebung achtsam essen. „Die Mahlzeiten sind auch dazu da, das Genießen wieder zu erlernen. Jeder sollte bewusst wahrnehmen, womit und mit welcher Menge er oder sie sich ernährt. Ein freundliches Servicepersonal bedeutet für uns eine Wertschätzung den Patienten gegenüber. Das Gefühl wertvoll zu sein, sich zu akzeptieren, wie man ist, haben viele unserer Patienten lange Zeit nicht mehr empfunden.“