24.06.2021

Online-Vortragsreihe „Die Pandemie und ihre Auswirkungen auf unsere Psyche“ der Oberberg Gruppe: „Neuropsychiatrische Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion“

Am Mittwoch, dem 16. Juni 2021, informierte Prof. Dr. Christian Lange-Asschenfeldt (Düsseldorf Kaarst) im Rahmen der Online-Vortragsreihe „Die Pandemie und ihre Auswirkungen auf unsere Psyche“ der Oberberg Gruppe über neuropsychiatrische Folgen der COVID-19-Erkrankung. Den Vortrag und die anschließende Fragerunde moderierte Prof. Dr. Stefan Bleich (Hannover).

Nachbericht
Online-Vortragsreihe „Die Pandemie und ihre Auswirkungen auf unsere Psyche“ der Oberberg Gruppe: Neuropsychiatrische Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion

 

Am Mittwoch, dem 16. Juni 2021, informierte Prof. Dr. Christian Lange-Asschenfeldt (Düsseldorf Kaarst) im Rahmen der Online-Vortragsreihe „Die Pandemie und ihre Auswirkungen auf unsere Psyche“ der Oberberg Gruppe über neuropsychiatrische Folgen der COVID-19-Erkrankung. Den Vortrag und die anschließende Fragerunde moderierte Prof. Dr. Stefan Bleich (Hannover).

Prof. Dr. Christian Lange-Asschenfeldt ist seit April 2020 Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Oberberg Fachklinik Düsseldorf Kaarst. Der Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie betonte zu Beginn seines Vortrags, dass man auch heute beim Krankheitsbild COVID-19 noch in vielen Aspekten am Anfang steht und viel dazu lernt. Fast 500 Zuschauer verfolgten den spannenden Vortrag des Experten.

„COVID-19 ist eine Multisystemerkrankung, verschiedene Organsysteme sind betroffen. COVID-19 ist bei weitem keine reine Lungenerkrankung, sondern betrifft eben auch das Gehirn“, so Prof. Dr. Lange-Asschenfeldt zu den ersten Erkenntnissen. In dem Vortrag ging es vor allem um die neuropsychiatrischen Störungen, die durch das SARS-CoV-2-Virus ausgelöst werden können. Der Experte erläuterte, wie das neurotrope Virus über Nervenbahnen des Geruchs- und Geschmackssinns sowie über „undichte“ Blutgefäße im Gehirn in das zentrale Nervensystem gelangt. Unter dem vor wenigen Monaten eingeführten Begriff NeuroCovid wird die Vielfalt neurologischer und psychiatrischer Folgeerkrankungen und Symptome einer SARS-CoV-2-Infektion zusammengefasst, die durch das Virus selbst, und nach heutigem Erkenntnisstand v.a. durch eine überschießende Immunantwort (sog. „Zytokinsturm“), verursacht werden. Diese Symptome können kurz auftreten, also etwa Stunden bis Tage wie bei einem Delir, einer akuten Bewusstseinsstörung. Die Effekte können aber auch lang andauern, zu den häufigsten anhaltenden Symptomen gehören Fatigue und Depressionen.

Das britische National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) hat eine erste Definition von Long Covid erstellt. Demnach spricht man in den ersten vier Wochen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 von akutem COVID-19. Dauern Symptome länger an, werden sie unterteilt in anhaltendes, symptomatisches COVID-19 für Wirkungen von vier bis 12 Wochen nach Beginn des akuten COVID-19 oder Post-COVID-19-Syndrom für Effekte, die 12 Wochen oder länger nach Beginn bestehen bleiben. „Allerdings gibt es viele unterschiedliche Sichtweisen und Definitionen in der Wissenschaft, was die Forschung erschwert“, erläuterte Prof. Dr. Lange-Asschenfeldt. 75 bis 80 Prozent der von COVID-19 Betroffenen haben auch nach über einem halben Jahr noch Symptome mit erheblichem Einfluss auf die Lebensqualität und Alltagskompetenz. Therapieansätze umfassen psychotherapeutische und psychopharmakologische Ansätze, zu denen es erst ansatzweise Erkenntnisse gibt. „Bei NeuroCovid als Gesamtheit hat man es im Grunde mit einer 'zweiten Pandemiephase‘ zu tun. Da kommt mit einer Verzögerung von vielen Wochen oder wenigen Monaten eine entsprechende Riesenwelle an neurologisch-psychiatrischen Erkrankungen auf uns zu“, warnte Prof. Dr. Lange-Asschenfeldt. „Dafür müssen wir gewappnet sein und jetzt flächendeckende interdisziplinäre Behandlungs- und Kompetenzzentren aufstellen sowie die Therapie- und Versorgungsforschung intensivieren, um möglichst schnell Erkenntnisse zu sammeln und gegensteuern zu können“, appellierte der Experte am Ende seines Vortrags.

Die Online-Vortragsreihe der Oberberg Gruppe, die seit dem 10. März 2021 im zweiwöchigen Turnus stattfand, schloss mit dem Vortrag von Prof. Dr. Lange-Asschenfeldt am 16. Juni 2021 vorerst ab. Das Video zum achten Vortrag sowie alle weiteren Vorträge der Reihe sind auf YouTube (https://www.youtube.com/watch?v=SSVRw1nSjNA&feature=youtu.be) und in der Mediathek der Oberberg Gruppe (https://www.oberbergkliniken.de/veranstaltungsreihe-pandemie-und-psyche/mediathek) zu finden. Weitere Informationen finden sich auf der Webseite. Eine Fortsetzung der Reihe unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Dr. Matthias J. Müller (Berlin) ist aufgrund der hohen Nachfrage geplant.

 

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