11.10.2021

Nachbericht zum Online-Vortrag "Kinder und Jugendliche in der COVID-19-Pandemie – Erkrankungsformen, Beitrag zur Infektionsausbreitung sowie Für und Wider einer Impfung"

Prof. Dr. Marcus Panning und Dr. Roland Elling: „Kinder und Jugendliche in der COVID-19-Pandemie – Erkrankungsformen, Beitrag zur Infektionsausbreitung sowie Für und Wider einer Impfung“

Berlin, 11.10.2021. Der zweite Teil der Online-Vorträge der Oberberg Gruppe läuft unter dem Titel „Die COVID-19-Pandemie – Quo vadis?“. Prof. Dr. med. Marcus Panning, stellvertretender Direktor des Instituts für Virologie, und Dr. med. Roland Elling, Funktionsoberarzt der Klinik für Kinderheilkunde, beide am Universitätsklinikum Freiburg, widmeten sich der Frage, welche Rolle SARS-CoV-2 sowie Long-COVID bei Kindern und Jugendlichen spielt. Außerdem fand eine Bewertung der Impfung von Kindern und Jugendlichen, vor dem Hintergrund der voraussichtlich bevorstehende Impfzulassung für 5- bis 11-Jährige, statt. Der Vortrag und die anschließende Diskussion wurden online von 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Fach- und Laienkreisen verfolgt.
 

Nachweis von SARS-CoV-2-Infektionen

Der Virologe Prof. Dr. med. Marcus Panning begann seinen Vortrag mit einem allgemeinen Einblick in die Welt der Coronaviren als einen Auslöser für Atemwegserkrankungen. Er ordnete die verschiedenen Coronaviren und ihre klinischen Erscheinungsbilder ein. Anschließend informierte er über zur Verfügung stehende Nachweisverfahren. In der Akut-Diagnostik habe sich der PCR-Test als Goldstandard etabliert, mit ihm könne die Infektion sicher nachgewiesen werden. Auch Antigen-Tests stünden zum Virusnachweis bereit, seien praktisch in der Handhabe und lieferten ein rasches Ergebnis – verfügten aber über eine geringere Sensitivität und seien daher etwas weniger zuverlässig. Schließlich erläuterte der Experte die spezifische epidemiologische und virologische Situation der Kinder und Jugendlichen in der Pandemie. Während zu Beginn v.a. ältere Menschen an COVID-19 erkrankt seien, nehme der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter den Infizierten eindeutig zu. Dies liege klar an dem Effekt der Impfungen, die für Kinder bis 11 Jahren noch gar nicht und für Jugendliche erst seit Kurzem zur Verfügung stehen. Da Infektionen von Kindern und Jugendlichen häufig asymptomatisch verliefen, könne es zu Virusübertragungen kommen. Obwohl Kinder über eine geringfügig niedrigere Viruslast im Vergleich zu Erwachsenen verfügten, scheine dennoch eine ähnlich hohe Infektiosität zu bestehen. Quantitative Angaben durch entsprechende Nachweise seien deshalb hilfreich bei der Einschätzung der Infektiosität.
 

Milde Verläufe und gute Immunantwort bei Kindern

Dr. med. Roland Elling konzentrierte sich bei seinem Vortrag auf die Infektion von Kindern mit SARS-CoV-2 und ihre Symptomatik. Klar sei, dass eine Erkrankung im Kindesalter in der Regel eher mild und mit unspezifischen Symptomen verlaufe. Zwar gäbe es auch bei Kindern bedrohliche Krankheitsbilder wie MIS-C/PIMS (Multisystemic Inflammatory Syndrome in Children/Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome). Diese seien aber sehr selten und bei der aktuell dominierenden Delta-Variante bisher in Europa fast noch nicht zu finden. Die Ursachen für die milde Verlaufsform von COVID bei Kindern seien noch nicht final geklärt, eine hervorragende Immunantwort bei Kindern sei aber deutlich erkennbar und scheine mitverantwortlich.

 

342 Publikationen täglich

2.400 Publikationen über SARS-CoV-2 erscheinen pro Woche. Das sind 342 Publikationen täglich, 14 Publikationen pro Stunde. So umfangreich die Untersuchungen, so unterschiedlich seien die Methoden und Ergebnisse. Dies zeige sich insbesondere bei der Einordnung von Long-COVID bei Kindern. Diesem Thema widmete sich Dr. med. Elling deshalb eher vorsichtig. Unklare Definitionskriterien und eine mangelhafte Studienlage müssten seiner Meinung nach berücksichtigt werden. Die erhobenen Daten bezögen sich seiner Einschätzung nach auf eine zu geringe Zahl von Kindern, die Einstufung von Symptomen als Long-COVID sei zudem unterschiedlich vorgenommen worden. In den Studien fehlten zudem die dringend notwendigen Kontrollgruppen. Das Risiko des Long-COVID bei Kindern sieht der Experte daher aktuell nicht als plausible Argumentationsgrundlage für eine schnelle Impfung, sollte der Impfstoff bald auch für Kinder unter 12 Jahren zugelassen sein. Da außerdem noch Daten zur Impfung von Kindern unter 12 Jahren ausstünden und die Altersgruppe epidemiologisch nicht von hoher Relevanz sei – drei Mio. Kinder stünden aktuell rund 10 Mio. ungeimpften Erwachsenen gegenüber – bestünde keine Eile zur Impfung. Auch, wenn der Experte die mRNA-Impfung als hocheffektiv und mit sehr gutem Sicherheitsprofil einstufte.


Die durchgängig positiven Rückmeldungen und die Vielzahl der Fragen, die in der Diskussion beantwortet wurden, unterstrichen das große Interesse am Thema und an der Veranstaltung.


Der Vortrag von Prof. Dr. med. Marcus Panning und Dr. med. Roland Elling ist in der Mediathek der Oberberg Gruppe abrufbar:
https://www.oberbergkliniken.de/veranstaltungsreihe-pandemie-und-psyche/mediathek


Die Online-Vorträge mit hochkarätigen Expertinnen und Experten verschiedener Fachgebiete laufen bis zum 10. November 2021. Jeden zweiten Mittwoch von 18:30 bis 20:00 Uhr können Interessierte die Vorträge per Live-Stream kostenlos verfolgen.


Vorschau
Der nächste Vortrag folgt am 13. Oktober 2021 um 18:30 Uhr mit Prof. Dr. Peter Berlit, Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Berlin). Der Experte widmet sich dem Thema „Neurologische Akut- und Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion“. Die Moderation übernimmt Prof. Dr. med. Christian Lange-Asschenfeldt (Düsseldorf Kaarst).
 

Die Online-Vorträge sind von der Ärztekammer Berlin mit 2 CME-Punkten pro Teilnahme akkreditiert, die wissenschaftliche Leitung liegt bei Prof. Dr. Dr. Matthias J. Müller (Berlin). Anmeldungen sind unter folgendem Link möglich:

https://zoom.us/webinar/register/WN_81CInJ2bRfCkI9Ty7JK6Ew

 

 

Über die Oberberg Gruppe: Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten Deutschlands. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden Therapeuten und Selbsthilfegruppen.
 

Buch-Neuerscheinung: „Psychische Erkrankungen – und die Auswirkungen einer Pandemie“
Das im Elsevier Verlag 2021 erschienene Buch „Psychische Erkrankungen – und die Auswirkungen einer Pandemie“, herausgegeben von Matthias J. Müller und Mathias Berger, bietet die Möglichkeit, sich mithilfe ausgewiesener Expertinnen und Experten in wissenschaftlich fundierter und zeitgleich gut verständlicher Weise einen Überblick über die Charakteristika der wichtigsten psychischen und psychosomatischen Erkrankungen von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern zu verschaffen: https://shop.elsevier.de/psychische-erkrankungen-und-die-auswirkungen-einer-pandemie-9783437217029.html


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