Angststörung

Midlife-Crisis – Psychische Krise in der Lebensmitte

Der Begriff Midlife-Crisis ist im deutschen Sprachraum bekannt und etabliert. Der Gebrauch ist oftmals von beschwichtigender oder gar scherzhafter Natur. „Das ist bestimmt die Midlife-Crisis“, heißt es, wenn der Gesprächspartner mittleren Alters durch Launen im Alltag auf sich aufmerksam macht. Was allerdings belächelt wird, ist im Alltag eine ernstzunehmende psychische Belastung, die den Betroffenen einschränken und ihm Lebensqualität nehmen kann. Wie äußerst sich eine Midlife-Crisis? Und gibt es Lösungsansätze, die Hilfe versprechen?

Hilfe bei einer Midlife-Crisis erhalten

Was ist eine Midlife-Crisis?

Wie der englische Terminus sagt, bezeichnet eine Midlife-Crisis ein persönliches Unwohlbefinden im mittleren Lebensabschnitt des Menschen. Die psychologische Wissenschaft ordnet diese als „psychische Belastung“ ein, die bei einer Manifestation in eine Erkrankung (wie z.B. eine Depression) münden kann. Erstaunlich ist, dass dieses Phänomen unabhängig von kultureller Herkunft, Sozialstatus oder Bildungsniveau auftritt. Einen festen Zeitpunkt, wann die Midlife-Crisis einsetzt, gibt es nicht. Das allgemeine Wohlbefinden sinkt bei vielen ab Mitte 30 und durchschreitet mit Mitte 40 eine Talsohle. Danach nimmt die Zufriedenheit wieder stückweise zu.

 

Forscher sprechen in diesem Zusammenhang von einer „U-Kurve des Glücks“, die in den unterschiedlichsten Kulturen auftritt. In der Kindheit/Jugend ist das Glücksempfinden, ebenso wie im hohen Alter, am stärksten. In Industrieländern zeigt sich der Kurvenverlauf aufgrund der höheren Lebenserwartung im Gegensatz zu Schwellenländern zeitlich leicht versetzt.

 

Die Phase zwischen 30 und 50 Jahren beinhaltet heterogene Lebensläufe. Quer durch die Gesellschaft. Die einen haben mit Anfang 30 schon Familie und Erfolg im Job, andere bekommen erst mit 40 Kinder oder starten mit 45 beruflich durch. Dennoch haben wir alle, trotz einer differenten kulturellen Herkunft, in dieser Zeit etwas gemeinsam. Fakt ist, dass sich der menschliche Körper ab 40 bei allen verändert. Bei Männern sinkt der Testosteronspiegel, Frauen weisen weniger Östrogen auf und kommen in die Wechseljahre. Muskelmasse schwindet, ebenso das Haupthaar. Dafür ärgern wir uns über verstärkten Fettansatz und zunehmende Faltenbildung. Kognitiv fordern mehr und mehr Eindrücke das Gehirn, welches wir bereits mit der zunehmenden Digitalisierung und Technisierung fordern. Die Differenz zur Jugend zeigt sich offensichtlich, so kämpft der Mensch mittleren Alters stark gegen deren Leistungs- und Attraktivitätsnormen.

Midlife Crisis - das ewige Streben nach Glück

Auch die eigene Rolle in der Gesellschaft ändert sich. Eine Elternrolle prägt das Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein, auch im Job nimmt der Grad an eigener Sorgfalt und das Karrieredenken zu. Die eigenen Eltern befinden sich im höheren Alter, hier wächst die Sorge vor Krankheiten oder Pflegebedürfnissen. Dadurch wird man sich der eigenen Vergänglichkeit stärker bewusst, die in der Jugend noch weit weg erscheint. Die eigene Partnerschaft kommt in die Jahre und steht oft vor neuen Herausforderungen oder Spannungen.

 

Im eigenen Kopf finden die ersten Blicke zurück statt. Wir bewerten unterbewusst, ob wir unsere Ziele und Träume erreichen und ob wir es schaffen, in unserem Leben Pflicht und Verantwortung mit dem Streben nach Glück zu vereinbaren. Wer jetzt noch nicht Jura studiert hat, wird wahrscheinlich kein Anwalt mehr. Und wer jetzt nicht Mutter ist, wird vermutlich nie ein Kind haben. Umgekehrt finden Menschen aber auch in ihren Wünschen aus jungen Jahren oftmals keine Erfüllung mehr.

Selbst jüngere Menschen in den Zwanzigern zeigen bereits Symptome der permanenten Unzufriedenheit. Die Populärpsychologie spricht von der „Quarterlife Crisis“, die aufgrund des immer stärker werdenden Leistungsdrucks in der Gesellschaft keine Seltenheit mehr ist. Die Ausbildung, und damit die Weiche fürs Leben, muss immer schneller und besser abgeschlossen werden. Auf dem Arbeitsmarkt herrscht großer Konkurrenzdruck. In der digitalisierten Welt stehen jungen Menschen in Bezug auf Beruf und Partnerschaft tausend Türen offen.

 

Klausuren, Praktika, Partnerbörsen, Events – die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt; der Druck, das Richtige zu wählen, ist immens. Es müssen viele wichtige und lebenssteuernde Entscheidungen getroffen werden, an deren Ende oft die Frage steht: „Ist das jetzt alles?“. Durch dieses Tempo und den Druck verlieren junge Menschen ein Gefühl für das, was sie schon erreicht haben. Sie fühlen sich als Getriebene, die sich orientierungslos immer neuen Prüfungen und Bewertungen stellen. Über allem schweben die Zukunftsangst und die Unsicherheit, etwas Richtiges zu tun.

Positive Veränderungen

Wie können wir verhindern, dass die negativen Gedanken in eine langanhaltende Krise münden? Hierzu gibt es verschiedene Ansätze. Es ist in jedem Lebensalter unabdingbar, die geistige Fitness zu fördern. Menschen mit Mitte 20 haben einen Vorteil darin, die Menge uns erreichender Informationen zu verarbeiten. Dafür haben Menschen mit Mitte 40 einen Vorsprung an Wissen und Erfahrung, mit dem sie mangelndes Tempo kompensieren können. Lebenslanges Lernen ist immens wichtig und fällt, je nach Alter, in seiner Herangehensweise unterschiedlich aus.

 

Viele Dinge können wir darüber hinaus selbst beeinflussen: Die Pflege sozialer Kontakte, Offenheit für neue Erfahrungen und Herausforderungen sowie physisches Training erhöhen nachweislich die Funktionsfähigkeit des Gehirns. Eine erhöhte Interaktion mit anderen Menschen gilt sogar als vorbeugend gegen Demenz im Alter. Immer wieder etwas Neues zu wagen und sich nicht einer einschläfernden Routine hinzugeben, empfinden viele Menschen mittleren Alters als Glücksgefühl. Altersgerechte Aufgaben- oder Tätigkeitswechsel sollten wir stets im Auge behalten und für uns in Betracht ziehen. Oftmals ist es hilfreich, mit anderen (Fach-)Personen über die eigenen Wünsche und Träume zu sprechen. Was mache ich gerne und belastet mich nicht? Es ist nicht unbedingt ratsam, einem Mittvierziger, der immer Arzt werden wollte, nun zu einem langjährigen Medizinstudium zu raten. Allerdings gibt es viele Lösungen und Nischen, die Menschen im mittleren Alter glücklich machen. Sehr oft haben Betroffene gar keine Lösungen im Kopf, da der Alltag mit Verantwortung und Pflichten keine Eigenreflektion zulässt. Viele zeigen sich nach einem Gespräch mit (Karriere-)Coaches oder Therapeuten überrascht, was die unmittelbare Umgebung alles bereithält. Ein entspannter Spaziergang mit offenen Augen durch die Stadt kann Wunder bewirken und das Bewusstsein öffnen. In der Lebensmitte ist besonders eine Eigenschaft viel wert: Das Übernehmen von Verantwortung für sich selbst. Wer sich mit unangenehmen Erfahrungen auseinandersetzt, Lösungen sucht, sich mit anderen austauscht und zuversichtlich bleibt, ist zufriedener als jemand, der sich als Opfer des Schicksals betrachtet.

Kampf der Midlife-Crisis

Abschließend betrachtet, ist eine Midlife-Crisis mehr als ein belächeltes Wort, welches gerne als Synonym für einen schlechten Tag verwendet wird. Unabhängig von kultureller Herkunft, Bildungsstand und sozialer Schicht, ist diese Form der altersbedingten Unzufriedenheit wissenschaftlich erwiesen und betrifft eine Vielzahl an Menschen. Sie ist per se aber keine Erkrankung.

 

Damit sich aber aus der Belastung keine psychische Erkrankung, wie etwa eine Depression, manifestiert, hilft es, sich auf Dinge und Begebenheiten des mittleren Lebensabschnitts vorzubereiten. Altersgerechte Ziele, Pflege von sozialen Kontakten und ein gesundes Auseinandersetzen mit der physischen Veränderung sind hervorragende Präventionen, um schlechte Gedanken und Unzufriedenheit zu bekämpfen. Gerade im fortgeschrittenen Alter sind Erfahrung und Wissen wertvolle Schätze, die es weiterzugeben gilt. Es öffnen sich stets Türen, die neue Lösungen und Herausforderungen bieten. Wir müssen sie nur wahrnehmen.

 

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