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Körperbewusstsein & Selbstwertgefühl bei Jugendlichen

Wohl kaum einer empfindet die Pubertät als rosarote Zeit. Mit ständig blauem Himmel und kleinen Schäfchenwolken. Mit Sonnenschein und Regenbogen. Weder Eltern noch ihre Kinder würden sie als konfliktfreie Etappe im Familienleben beschreiben. Vielmehr ist die Pubertät als Herausforderung zu betrachten, auf emotionaler und auch physischer Ebene. Junge Heranwachsende müssen in kurzer Zeit den unglaublich mühsamen Spagat schaffen zwischen dem Eben-war-ich-doch-noch-ein-Kind mit Katzenbettwäsche und Bibi-Blocksberg-Filmen und den jugendlichen, hormongesteuerten Huch-da-tut-sich-was-Erfahrungen – von Brüsten, die wachsen, über Stimmbruch und neue Behaarung hin zu ersten sexuellen Regungen. Der Körper verändert sich. Immens. Und nicht nur das. Auch die Hirnentwicklung erlebt einen Quantensprung.

„Ich fühle mich gut in meiner Haut“

Dass das eigene Körperbewusstsein in dieser Zeit der rasanten Veränderungen mal auf der Strecke bleiben kann, ist nichts Ungewöhnliches. Man fühlt sich zu groß, zu dick, zu dünn, zu wenig, zu viel. Nichts scheint mehr im Lot zu sein. Die Hände schon zu groß, die Beine noch zu kurz, während beim Nachbarsmädchen aber schon alles so schön perfekt zu sein scheint.. Vergleichen. Abwägen und abschätzen. Das alles manifestiert sich in dieser relativ betrachtet kurzen Zeitspanne des Reifungsprozesses. Subjektiv erscheint sie lang. Als viel zu lang und eher endlos. „Ich fühle mich gut in meiner Haut!“ Wer das von sich sagen kann, verfügt über ein positives Körperbewusstsein. Und das gibt es ja auch: Manche Heranwachsenden durchlaufen ihre Teenagerzeit mit Enthusiasmus und Leichtigkeit. Ohne große Phasen der Launenhaftigkeit und Selbstzweifel. Der Mehrheit der Jugendlichen ergeht es aber eher andersrum.

„Wer bin ich?“

Besonders Mädchen widmen sich mit dem Aufkommen der Pubertät vermehrt dem eigenen Aussehen. Dahinter verbirgt sich ein listiger Schachzug der Natur: Im Grunde geht es dabei um die Steigerung der eigenen Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Mitstreiterinnen. Dieser Instinkt ist nicht bewusst, erklärt aber, warum Mädchen ihr Äußeres fortan stark fokussieren und sich kritisch damit auseinandersetzen. Dass bei Mädchen (wie auch bei Jungen) die Pubertät zu unterschiedlichen Zeiten einsetzt, macht die Sache nicht unbedingt leichter. Denn während die Klassenkameradin schon einen BH benutzt, würde man selbst ihn vielleicht noch nicht annähernd ausfüllen. Dafür aber zeigen sich womöglich Akne und andere fiese kleine Begleiter der hormonellen Veränderung. Auch das – über die Medien transportierte – Schlankheitsideal wird für sehr viele Mädchen zu einem präsenten Thema und zu einem Inbegriff von Schönheit, dem sie nicht zu entsprechen glauben. Vergleiche machen angreifbar. Und gerade das Selbstbewusstsein befindet sich während der Pubertät in seiner härtesten Trainingsphase. Der sichere Pfad der Kindheit wird verlassen, alles erscheint neu und anders. Die Jugendlichen müssen sich neu definieren. „Wer bin ich?“ und „Wer will ich sein?“ sind nun die alles beherrschenden Fragen.

„Wer will ich sein?“

Eine HSBC-Studie aus dem Jahr 2015 kommt zu dem Schluss, dass das Selbstwertgefühl im Hinblick auf den eigenen Körper und die Körperzufriedenheit im Laufe der Pubertät abnehmen. Und das gilt auch für Jungen, wenngleich die Zahl der Mädchen, die sich als ein wenig oder viel zu dick bezeichnen mit 42,3 % höher ist als die der Jungen (25,6 %). Mit fortschreitendem Alter steigt bei den Mädchen dieser Prozentsatz, während er bei den Jungen zunächst bei den 11- zu den 13-Jährigen zunimmt, bei den 15-Jährigen jedoch auf einem niedrigeren Niveau liegt. Damit verknüpft sind u.a. ungesunde Ernährungspraktiken bzw. Essstörungen, die empirisch nachgewiesen werden konnten. Auch hier ist die Zahl der Mädchen höher als die der Jungen: 21,8 % der Mädchen und 11,9 % der Jungen machten zum Zeitpunkt der Erhebung eine Diät, um Gewicht zu verlieren.

Körperbewusstsein fördern – Selbstbewusstsein stärken

Auch wenn das Selbstbewusstsein in der Teenagerzeit eine auch natürliche Berg- und Talfahrt durchlebt, so gilt es doch, dieses zu stärken. Ein gesundes Körperbewusstsein hängt damit eng zusammen. Was kann man tun, wie kann man als Elternteil das eigene Kind nachhaltig (und sinnvoll) unterstützen und stärken? Das kann im Kleinen anfangen: Die in der Öffentlichkeit kommunizierten Schönheitsideale dürfen und sollen hinterfragt und reflektiert werden. Wie wichtig sind Figur und Gewicht im eigenen Familiengefüge? Wird das Essverhalten anderer Familienmitglieder thematisiert? Werden Figur, Zu- oder Abnahme kommentiert? Hier ein positives Vorbild abzugeben ist ein erster großer Schritt zur Entwicklung eines gesunden Körper- und Selbstbewusstseins. Es sind nicht die Äußerlichkeiten, die über Glück und Unglück im Leben entscheiden. Auch diese einfache Botschaft kann nicht oft genug gehört werden. Nicht zuletzt ist es die Atmosphäre im Elternhaus, die ein gesundes Körperempfinden positiv beeinflussen kann. Mädchen und Jungen, die zu Hause über eine gute Vertrauensbasis verfügen und sich von ihren Eltern angenommen fühlen, haben gute Voraussetzungen, zu ihrem Körper ein positives Verhältnis aufzubauen.

Essstörungen sind keine Seltenheit

Wenn das Körperbewusstsein aber leidet und die Diät zum Dauerzustand wird, die Auseinandersetzung mit Figur und Gewicht die absolute Oberhand gewinnt und Essen nicht mehr lustvoll zu sich genommen wird, dann sollten diese Auffälligkeiten Anlass zum Handeln sein. Ein frühzeitiges Hilfesuchen kann Folgeschäden vermeiden bzw. mindern. Lange galten Essstörungen als typisch weibliches Problem. Diese These konnte widerlegt werden. Zwar sind Mädchen und Frauen deutlich häufiger betroffen, doch erkranken heute in zunehmendem Maße auch Jungen und Männer.

 

Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen bilden einen Schwerpunkt der Oberberg SOMNIA Fachklinik. Integriert in das multimodale Behandlungskonzept werden störungsspezifische Behandlungsbausteine angeboten, die das gesamte Spektrum der Essstörungen – von Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa hin zu Binge Eating Disorder und sonstigen Essstörungen – abdecken. Weitere Informationen finden Sie dazu auf unserer Website.