Depression

Frühinterventionsprogramm: gute Heilungschancen stressbedingter Depression

Stressbedingte Depression, das ist Deutschlands Volkskrankheit Nummer 1. Oft bestehen gute Heilungschancen – jedoch nur, wenn die Symptome erkannt werden und die Behandlung frühzeitig stattfindet. Sonst besteht die Gefahr einer Chronifizierung.

 

Laut Bundesministerium für Bildung und Forschung litten im Jahr 2014 rund drei Millionen Menschen an einer Depression. In den Jahren 2000 bis 2010 haben sich die Einweisungen in ein Krankenhaus aufgrund einer Depression verdoppelt. Nicht nur für die Betroffenen, auch für die Arbeitgeber hat das schwerwiegende Folgen: in den letzten sieben Jahren hat sich die Zahl von Mitarbeiterfehltagen auf 60 Millionen gesteigert. Die Kosten für Arbeitgeber sind immens: durchschnittlich 7.704,38 € kostet jeder psychisch erkrankte Mitarbeiter pro Jahr.

Symptome und Ursachen stressbedingter psychischer Erkrankungen

Ein Grund für die steigende Anzahl an psychischen Erkrankungen ist dauerhafter Stress. Dieser entsteht nicht nur in der Arbeit oder durch alltäglichen Ärger, sondern auch aufgrund schwerer Lebenseinschnitte, Schicksalsschläge oder Ängste. Doch wie erkennt man die Frühwarnzeichen einer stressbedingten psychischen Erkrankung?

 

Mögliche Warnzeichen sind folgende Symptome:

  • verminderte Antriebsenergie
  • gedrückte, traurige Stimmungslage
  • schnelle Gereiztheit
  • rasche Ermüdbarkeit, alles fällt schwer
  • Konzentrationsschwierigkeiten, langsames Arbeitstempo, Vergesslichkeit
  • Verlust oder Aufgabe von Interessen, die früher Freude bereitet haben
  • beschränken der Aktivitäten auf das Nötigste und vernachlässigen von Tätigkeiten während der Arbeit
  • häufige Arbeitsfehlzeiten
  • Gleichgültigkeit, es kann keine richtige Freude empfunden werden
  • vermehrtes Grübeln, Sorgen, kaum Selbstbewusstsein
  • Schlafstörungen
  • Körperliche Symptome (Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Schwäche).

Um eine Chronifizierung und weitere Erkrankungen zu vermeiden, ist es wichtig, stressbedingte psychische Erkrankungen früh zu behandeln – denn bei effektiver Therapie bestehen gute Heilungschancen.

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Frühinterventionsprogramm

Um Betroffene zu unterstützen und ihnen eine rechtzeitige Behandlung stressbedingter psychischer Erkrankungen zu ermöglichen, entwickelte die Rhein-Jura Klinik in enger Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Beirat, Prof. Dr. Martin Bohus, das Frühinterventionsprogramm. Das Angebot richtet sich an Menschen, die noch keine psychische Störung entwickelt haben. „Die Herausforderung an das Programm war und ist, dass es sowohl wissenschaftlich als auch einfach zu vermitteln sein muss. Es soll kein Aufklärungsprogramm, sondern ein Trainingsprogramm sein, sodass die Faktoren, die zur psychischen Stabilität beitragen, nicht nur erkannt, sondern trainiert werden“, so Bohus.

 

Die Oberberg Fachklinik Rhein-Jura ist spezialisiert auf die multimodale Behandlung phasischer und chronischer Depression, aber auch stressbedingter Depression. Die Psychotherapie besitzt wegen der Bearbeitung der auslösenden Probleme und zum Übertragen der Behandlungsergebnisse in den Alltag einen besonderen Stellenwert. Deshalb helfen die Behandlungskonzepte nicht nur bei phasicher und chronischer, sondern auch bei stressbedingter Depression.

 

In einem 5-wöchigen Basis-Aufenthalt unterstützt die Oberberg Fachklinik Rhein-Jura ihre Patienten über verschiedene Behandlungskonzepte. Gemeinsam werden Einstellungs-, Verhaltens- und Lebensstiländerungen erarbeitet, die später im Alltag umgesetzt werden. Patienten erfahren durch einen Wandel ihres Denkens und Verhaltens nachhaltige Verbesserung. „In einer Evaluation von 2 000 Teilnehmern eines ähnlichen Programms konnten wir den Erfolg nachweisen. Es wurden signifikante Verbesserungen in der Psychopathologie und der Lebenszufriedenheit erreicht. Typische Symptome wie Ängstlichkeit, Depressivität, Gedankenkreisen oder Instabilität haben sich deutlich verringert“, so Bohus.

 

Zu den Behandlungsmodulen innerhalb des fünfwöchigen Frühinterventions-Programmes zählen:

  • ärztliche Aufnahme
  • intensive psychiatrisch-psychotherapeutische Diagnostik durch erfahrene Spezialisten
  • psychologische Anamnese
  • 3 x wöchentlich psychotherapeutische Einzeltermine (jeweils 50 Minuten)
  • 2 x wöchentlich strukturierte, themenbezogene Gruppentermine zur Stressbewältigung und Selbstfürsorge sowie Problemlöse- und Kommunikationstraining
  • Sport- und Leistungsdiagnostik
  • tägliches Nordic-Walking
  • Sport- und Bewegungsgruppen
  • tägliche Achtsamkeitsübungen
  • tägliche Entspannungsübungen
  • feste individuelle Übungszeiten.

Die frühzeitige Behandlung verbessert Heilungschancen um ein Vielfaches

Anhand der beiden folgenden Patientenprofile (Namen von der Redaktion geändert) ist deutlich erkennbar, wie wichtig die frühzeitige Behandlung der Betroffenen ist: Herr Dieter M., als Beispiel für jemanden, der zu lange mit der Behandlung gewartet hat und Wolfgang D., der sich idealerweise frühzeitig behandeln ließ.

 

 

Dieter M., 47 Jahre, nahm die Frühwarnzeichen nicht wahr

Im Mai 2013 wurde Dieter M. fachärztlich in die Rhein-Jura Klinik eingewiesen. Diagnose: schwere depressive Episode. Der Patient präsentierte sich bei der Aufnahme in einem deutlich depressiven Zustandsbild und wenig Krankheitsansicht. M. berichtete, er fühle sich in letzter Zeit sehr gereizt und reagiere empfindlich auf Geräusche. Er könne nicht mehr durchschlafen, läge bis zu vier Stunden pro Nacht wach. In manchen Nächten erlebe er Panikattacken mit Zittern, Druckschmerzen und Schweißausbrüchen. Dass diese Attacken nur schwer von kardinalen Beschwerden zu unterscheiden seien, machen ihm Angst.

 

Nach einem früheren Herzinfarkt habe M. sein Leben als angestellter Bankkaufmann in einer international tätigen Ratingagentur einfach weitergeführt. Auch ein Autounfall und mehrere Bandscheibenvorfälle seien für ihn kein Grund gewesen, seine Lebensumstände zu ändern. M. nahm seine schleichende depressive Entwicklung nicht wahr, obwohl sein Körper bereits Stresssymptome zeigte: Rückenprobleme, Anfälligkeit für Allergien und Erkältungen, Appetitlosigkeit. Die Einweisung in die Rhein-Jura Klinik empfand M. als Niederlage und Schwäche. Dementsprechend ambivalent stand er der Behandlung gegenüber. Um ein vertrauensvolles Arbeitsbündnis zu schaffen war viel Zeit und Motivationsarbeit vonseiten der Rhein-Jura Klinik nötig – zumal M. einen ausgeprägten Verlust seines Selbstwertgefühls zeigte, verstärkt durch Insuffizienz- und Minderwertigkeitsgefühle.

 

Nach erfolgreicher störungsspezifischer Behandlung in der Rhein-Jura Klinik wurde eine erneute Behandlung von M. nach nur einem Jahr notwendig. M. fiel nach der Behandlung wieder in seinen alten Arbeitsstil zurück und wurde zunehmend erschöpfter. Er machte gravierende Fehler und gefährdete seinen Arbeitsplatz. Heute wisse M., dass er die Arbeit längst hätte reduzieren sollen und die Frühwarnzeichen seines Körpers hätte wahrnehmen und sich früher behandeln lassen müssen.

Wolfgang D., 49 Jahre, ließ sich rechtzeitig behandeln

Wolfgang D. wurde von seinem Hausarzt in die Rhein-Jura Klinik eingewiesen. Diagnose: mittelschwere depressive Episode und Alkoholmissbrauch. D. berichtete, dass er sich in den letzten zwei Jahren überfordert fühle, in den letzten sieben Monaten sei es deutlich schlechter geworden. Er müsse zu viel arbeiten, die Firma, in der er angestellt sei, habe einen großen Auftrag erhalten. D. leide unter Antriebslosigkeit und Konzentrationsstörungen, vergesse manchmal sogar wichtige Namen. Er könne nicht mehr durchschlafen und erwache früh am Morgen. Am Abend habe er große Probleme einzuschlafen, Gedanken an die Firma und Schuldgefühle, ob er etwas falsch gemacht habe, ließen ihn grübeln. In den letzten acht Wochen habe er wegen vermindertem Appetit 6 Kilo abgenommen.

 

Im letzten Urlaub erlitt D. zwei Panikattacken am Strand. Er fühlte ein Hitzegefühl im Kopf, schwitzte stark und hatte das Gefühl ohnmächtig zu werden. Er sei starr gewesen vor Angst. Seitdem habe er Angst vor der Angst und befürchte, er könne sich etwas antun – obwohl er keinerlei Absicht dazu habe. D. habe Angst, die Kontrolle zu verlieren. Um sich zu beruhigen, trinke er seit einem Jahr täglich eine Flasche Wein.

 

Bei Einweisung in die Rhein-Jura Klinik war D.s Erkrankung noch nicht chronifiziert. So war bei D. weniger Zeit- und Motivationsarbeit nötig als bei dem Betroffenen M. D. konnte die Behandlungsergebnisse des Frühinterventionsprogramms schnell und einfach in seinen Alltag transferieren und kann sein Leben heute wieder leben.