Abhängigkeitserkrankungen

Digital Detox Tipps & Ideen

Kompakt, smart und in 99,9 % betriebsbereit. Das Erste nach dem Aufwachen und das Letzte vor dem Einschlafen. Im Büro, auf dem Tisch im Restaurant, in Sichtweite beim Friseur, auf dem Handtuch im Fitnessstudio. Das Smartphone begleitet uns auf Schritt und Tritt, ist unser treuester Follower, aber immer öfter nicht mehr erwünscht. Die ständige Erreichbarkeit wird zur dauerhaften Rufbereitschaft. Abschalten – im wörtlichen und übertragenen Sinne – fällt schwer. 

Für viele von uns ist das Smartphone vom kleinen Technikwunder mit all seinen prächtigen Hilfestellungen (Telefon, Mailprogramm, Gedächtnisstütze, Lexikon, Unterhalter etc.) zum alles bestimmenden Gerät geworden, nach dem wir nervös Ausschau halten, wenn es nicht in unserem Blickfeld ist. Handysucht, sagen wir so lapidar. Noch ist das keine anerkannte Krankheit, doch erste Studien belegen typische Suchterscheinungen Betroffener. Und neben dem Smartphone gibt es ja noch die anderen Mitspieler, die Online-Zugang gewähren: Tablet und PC.

Dass wir uns zu Sklaven der digitalen Welt und unserer kleinen Weltempfänger gemacht haben, unterstreichen auch die zahlreichen Anbieter, die sich diesem Phänomen widmen und ihrerseits asketische Gegenangebote geschaffen haben. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten und interessantesten Digital-Detox-Ansätze näher vor, die – in der einfachsten Entsprechung der wörtlichen Übersetzung – genau eines bezwecken wollen: die digitale Entgiftung.

Digital Detox Apps

Inzwischen sind zahlreiche Apps auf dem Markt, die unser Nutzungsverhalten analysieren und dadurch zu mehr Achtsamkeit im Umgang mit dem Smartphone anregen. Es gibt aber auch Apps, die noch einen Schritt weiter gehen. „Flipd“ ist eine von ihnen. Statt Verweildauer, Aktionen und Anwendungen zu untersuchen und aufzulisten, schaltet „Flipd“ das Gerät einfach aus. Zwar kann der User die Dauer der Sperre selbst bestimmen, womit er sich letztlich überlisten kann, doch während „Flipd“ aktiviert ist, geht tatsächlich gar nichts. Das Ergebnis: Die Erkenntnis, wie produktiv und auch kreativ Zeit ohne das Smartphone genutzt werden kann.

Digital-Detox-Seminare

Nicht nur für Führungskräfte und Personalverantwortliche eignen sich die Seminare von THE DIGITAL DETOX®, auch Studenten und andere Stressgeplagte streben im Sinne der Digital-Detox-Bewegung nach einem bewussteren Umgang mit dem Smartphone und anderen online-fähigen Geräten. In Seminaren vermitteln Experten Methoden, um öfter wieder ohne schlechtes Gewissen offline sein zu können und damit ein Stück Lebensqualität zurückzugewinnen. Neben der Nutzungsanalyse des Handys in Job und Alltag erlernen Teilnehmer nachhaltige Strategien für digitale Kommunikation. Aber der erste Schritt ist ein ganz anderer und kostet Überwindung: Das Smartphone wird für die Dauer des Seminars abgegeben.

Digital-Detox-Urlaubsreisen und -Hotels

Früher ging man zum Meditieren – und zum Abschotten von der rasanten Außenwelt – ins Kloster. Heute zeigt sich ein ähnlicher Trend zur Loslösung von der digitalen Welt. Fernab von Strahlung, elektromagnetischen Feldern und Elektrosmog bieten inzwischen viele Hotels wie etwa Brenners Park-Hotel in Baden-Baden und geführte Urlaubsreisen digitale Auszeiten. Neben digitalen Endgeräten verzichten Urlauber hierbei mitunter auch auf jegliche elektronische Kommunikation. Ausgehend von den USA und bezeichnenderweise dem Silicon Valley hat sich ein stetig wachsender Industriezweig rund um Digital-Detox-Kuren entwickelt. Der digitalen Vergiftung setzen die Anbieter die Besinnung auf Erfahrungen im Hier und Jetzt entgegen, ergänzt um gesunde Ernährung, sanfte Sportarten wie Yoga und Naturerlebnisse. Ziel ist es, Stress abzubauen und Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen.

Digital Detox Locations

Auch einzelne Locations sind auf den Digital-Detox-Zug aufgesprungen und bieten einen „Zufluchtsort für Gedanken, einen Raum ohne Technologie und andere Ablenkungen“. So beschreibt sich etwa das Seymour+ in Paris. Die Spielregeln sind klar: Smartphones und anderer digitaler Ballast werden für die Dauer des Besuchs abgegeben, nichts soll das cleane Offline-Versteck trüben, in dem Gäste in dem Gefühl schwelgen können, wie es war – damals –, als man nicht ständig das Gefühl hatte, erreichbar sein zu müssen. Seymour+ ist aber weniger ein Versteck oder Lokal, sondern vielmehr eine interaktive Spielstätte, in der experimentelle Anleitungen und Kreativübungen die Offline-Sinne und Fantasie der Besucher schulen. Eine weiße Kinoleinwand z. B. fordert dazu auf, einen imaginierten Film vor dem geistigen Auge abzuspulen, ein Spiegel und Stifte regen zur Porträtmalerei an und Schreibtische im Sand laden zum kreativen Umdenken ein. Spielerische Auszeiten wie diese führen unser digitales Leben ad absurdum. 

Digital-Detox-Videos

Auch auf YouTube und anderen Videoplattformen finden sich zahlreiche Anleitungen und Selbstversuche zum Thema Digital Detox. Von ironischen Anleitungen der Prenzlschwäbin bis hin zu ernst gemeinten Vorträgen von etwa Tania Mulry der TEDxLaSierraUniversity zeigt sich hier die ganze Bandbreite der Kunst des Offline-Lebens. In Vlogs lässt sich Digital Detox als persönliche Challenge ausgiebig mitverfolgen.

Digital-Detox-Tipps für den Eigengebrauch

Alle Tipps folgen dem Motto: Weniger ist mehr! Um Stressabbau zu fördern, Produktivität und Kreativität im Gegenzug zu erhöhen, bedarf es nur einer simplen Leitlinie, und die lautet: Verzicht. Was so einfach klingt, erfordert aber selbstredend einige Disziplin. Hier ein paar erste Anregungen: 

  • Ab 19 Uhr keine beruflichen Mails mehr checken. 
  • Das Smartphone vor dem Zubettgehen ausschalten oder zumindest auf Flugmodus stellen. 
  • Am Morgen erst frühstücken, dann das Smartphone anschalten. 
  • Wer eine längere digitale Auszeit plant, sollte Familie und engere Freunde vorher informieren und anderweitige Kontaktmöglichkeiten definieren. 
  • Für eine längere Auszeit Urlaub nehmen; im Idealfall verreisen. Mitstreiter suchen!

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